Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit
hatte, sie abzuwehren oder gar zurückzuschlagen.
»Carradine!«, dröhnte eine Stimme. »Töten Sie ihn!«
Für einen winzigen Moment war er abgelenkt. Und ich nutzte meine Chance!
Blitzschnell trat ich einen Schritt zur Seite, schlug seine Faust weg und versetzte ihm einen Hieb genau auf die Kinnspitze.
Carradine taumelte. Seine Augen wurden glasig. Einen Moment lang stand er reglos da, dann kippte er, ganz langsam, als leiste irgendetwas in ihm immer noch Widerstand, zur Seite und blieb reglos liegen.
Aber meine Lage war aussichtsloser als zuvor!
Der zweite Mann und das Monster waren herumgefahren und die wenigen Augenblicke, die mich Carradine abgelenkt hatte, hatten ihnen gereicht. Ich war in die Enge getrieben und eine Gegenwehr war sinnlos.
»Craven!«, keuchte der Mann. Ich kannte ihn nicht, aber er schien mich sehr genau zu kennen. Sein Blick sprühte vor Hass.
Irgendwie wirkte er bedrohlich, auf eine schwer in Worte zu fassende Art.
Eine Sekunde lang starrte ich ihn an. Er hielt meinem Blick gelassen stand, lächelte schließlich sogar und kam einen Schritt näher.
Und genau darauf hatte ich gewartet. Blitzschnell fuhr ich herum, trat ihm vors Knie und versetzte ihm einen Stoß, der ihn haltlos zurücktaumeln ließ. Gleichzeitig wirbelte ich herum und versuchte mit einem verzweifelten Satz, die Tür zu erreichen.
Aber das schwarze Ungeheuer war schneller. Zwei, drei seiner schwarzen Schlangenarme peitschten in meine Richtung, wanden sich wie dünne, schleimige Vipern um meine Arme und rissen mich mit einer brutalen Bewegung herum.
Ich schrie auf. Meine Haut brannte wie Feuer, wo sie von dem Ungeheuer berührt wurde. Ein betäubender Schmerz peitschte durch meine Arme, explodierte in meinen Schultern und lähmte meinen Körper. Der Kellerraum schien vor meinen Blicken zu verschwimmen. Das Ungeheuer ragte wie ein gewaltiger, verzerrter Schatten über mir auf. Seine Arme hatten sich von meinen Handgelenken gelöst, aber ich war trotzdem unfähig mich zu rühren.
»Sie werden sterben, Craven«, sagte der Mann. »Sie hätten nicht hierher kommen sollen.« Er sprach ganz ruhig, beinahe tonlos. Und trotzdem traf mich jedes seiner Worte wie ein Hieb. Ich versuchte mich zu bewegen, aber es ging nicht.
Zitternd kam das Ungeheuer näher. Die blutigen Schleier vor meinen Augen lichteten sich, aber ich vermochte seinen Körper trotzdem nicht viel klarer zu erkennen als bisher. Sein Leib war riesig, viel größer als der eines Menschen und massig wie ein Bär. Dutzende von peitschenden, ineinander verwundenen Tentakeln wuchsen aus seinen Schultern und sein Kopf wurde fast zur Gänze von einem einzigen, blutrot leuchtenden Auge eingenommen. Seine Tentakel bewegten sich zitternd vor meinem Gesicht auf und ab, aber irgendetwas schien es noch davon abzuhalten, mich zu berühren.
Dafür geschah etwas anderes. Eine Anzahl der Spinnen, die bisher keinerlei Notiz von mir genommen hatten, lösten sich aus der wimmelnden Masse und huschten auf wirbelnden Beinen auf mich zu, berührten vorsichtig meine Schuhe und meine Hosenbeine – und begannen mich einzuspinnen!
Mein Blick suchte den glänzenden, weißen Kokon in der Ecke. Und plötzlich wusste ich, was der dunkle Umriss hinter der schimmernden Spinnseide zu bedeuten hatte. Es war der Körper eines Menschen.
Jennys Körper!
Mit einem gellenden Schrei erwachte ich aus meiner Erstarrung, schleuderte die Spinnen davon und taumelte zurück. Das Ungeheuer stieß ein wütendes Zischen aus und schlug mit seinen Tentakeln nach mir. Ich duckte mich, zerrte mit einer verzweifelten Bewegung meinen Stockdegen aus dem Gürtel und schlug nach ihnen, aber der geschliffene Stahl prallte von der zähen Haut der Bestie ab. Das wütende Zischen des Monstrums verstärkte sich. Ich sah, dass aus den Enden seiner Schlangenarme dünne, nadelscharf auslaufende Horndolche wuchsen. An ihren Enden glitzerten Tropfen einer farblosen Flüssigkeit.
»Widerstand ist sinnlos, Craven«, sagte der Mann. »Sie hätten nicht kommen sollen. Sie können den Meister nicht besiegen. Niemand kann das. Ihr Erscheinen wird alles nur noch beschleunigen. Jetzt hat er die Lebenskraft von zwei Menschen, um das Tor zu öffnen.«
Das Tor? Es dauerte einen Moment, bis ich begriff.
Bis ich begriff, dass ich einem der GROSSEN ALTEN selbst gegenüberstand …
»Nein«, murmelte ich. »Das …«
Der Mann lachte. »Doch, Craven. Sie selbst werden es sein, der den Untergang Ihrer lächerlichen Welt
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