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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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noch einmal in seinen Händen spannte, ihn mit mörderischer Kraft ins Meer hinein zu zerren versuchte – und riss!
    Sein erschrockener Schrei erstickte, als er das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel. Er tauchte unter, schluckte Wasser und schlug einen Moment in blinder Panik um sich, ehe es ihm gelang, den Kopf über die Wasseroberfläche zu bekommen und Luft zu holen. Er keuchte, fand wieder festen Grund unter den Füßen und spie Wasser und bittere Galle aus. Für einen Moment begannen sich das Meer, die Küste und der Himmel um ihn zu drehen und einen irren Tanz aufzuführen. Die Kälte kroch weiter in seinen Körper herein und lähmte ihn, und … und dann berührte etwas seinen rechten Fuß!
    Bensen schrie gellend auf. Die Berührung war schleimig und weich, aber trotzdem von ungeheurer Kraft, und es war das Ding, das Mahoney umgebracht hatte!
    Mit einer verzweifelten Bewegung riss Bensen seinen Fuß von dem schleimigen weichen Etwas weg, warf sich nach vorne und schwamm los, so schnell er konnte. Wieder schluckte er Wasser und hustete, aber er schwamm trotzdem weiter, kraulte, so schnell wie noch nie zuvor in seinem Leben. Die letzten zehn, fünfzehn Yards legte er auf Händen und Knien kriechend zurück.
    Norris und er erreichten das Ufer nahezu gleichzeitig. Minutenlang blieben sie beide liegen, keuchend und bis zum Zusammenbruch erschöpft, unfähig, auch nur noch einen Schritt zu tun oder sich zu rühren. In Bensens Ohren rauschte das Blut. Er zitterte vor Kälte, und sein Herz hämmerte, als wolle es jeden Moment zerspringen.
    Norris wälzte sich mühsam auf den Rücken, stemmte sich ächzend in eine halb sitzende Position hoch und zog die Knie an den Körper. Er zitterte. Seine Zähne schlugen vor Kälte klappernd aufeinander. »Mein Gott, Lennard«, stammelte er. »Er … er ist tot. Mahoney ist tot. Er ist … er ist ertrunken.«
    Auch Bensen richtete sich wieder auf. Die Kälte war qualvoll, und der Wind schnitt wie mit unsichtbaren Messern in seine Haut, aber schlimmer als die äußere Kälte war das eisige Gefühl, das sich langsam in seinem Inneren auszubreiten begann. Mühsam hob er die Hand, rieb sich das Salzwasser aus den Augen und atmete rasselnd ein.
    »Nein«, sagte er, ganz leise, aber sehr entschieden. »Er ist nicht ertrunken, Fred.«
    Norris sah ihn verstört an, schluckte ein paarmal und sah wieder auf das Meer hinaus. Das Wasser hatte aufgehört, zu brodeln. Der Ozean lag trügerisch ruhig da, wie ein großes, glattes Grab.
    »Er ist nicht ertrunken, Fred«, sagte Bensen noch einmal. Wieder schwieg er einen Moment, ballte die Faust und blickte dahin, wo Mahoney versunken war. »Irgendetwas hat ihn umgebracht«, sagte er und ballte die Faust. »Und ich schwöre dir, dass ich herausfinden werde, was.«
    Norris’ Blick flackerte. Sein Gesicht war so weiß wie der Strand, auf dem sie hockten, und sein Atem ging noch immer schnell und unregelmäßig. »Und … wie?«, fragte er.
    »Phillips«, knurrte Bensen. »Dieser Phillips wird es wissen.« Er stand auf, stutzte einen Moment und bückte sich wieder. Ein dünner, grauer Faden, wie ein Stück schon halb verfaulter Seetang ringelte sich um seinen rechten Fußknöchel, genau da, wo er die Berührung gespürt hatte. Bensen schauderte, als der Anblick noch einmal die Erinnerung an das schleimig-weiche Gefühl in ihm erweckte. Hastig bückte er sich, streifte das Ding ab und rieb sich angeekelt die Finger im Sand sauber. Dann richtete er sich auf.
    »Komm«, sagte er. »Gehen wir, ehe der Sturm losbricht. Ich habe ein paar Fragen an diesen Mister Phillips.«
     
    Nachts kamen noch immer die Alpträume. Es war stets der gleiche Traum, immer die gleiche, schreckliche Folge von Szenen und Bildern, ohne dass ich mich hinterher konkret daran erinnern konnte, was genau ich geträumt hatte, aber ich erwachte fast regelmäßig schreiend und schweißgebadet, und ein paarmal – jedenfalls erzählte mir Howard dies später – mussten er und Rowlf mich mit aller Kraft halten, weil ich um mich schlug und mich selbst zu verletzen drohte.
    Ich konnte mich nie an den Traum erinnern, nur an Bruchstücke. Ein Mann spielte darin eine Rolle, ein Mann mit Bart und einer weißen, in der Art eines Blitzes gezackten Haarsträhne, die über seiner rechten Augenbraue begann und sich fast bis zum Scheitel hinaufzog, und andere, schlimme Wesen, die ich nicht genau zu erkennen vermochte: Wesen aus Schwärze und Gestalt gewordener Furcht, peitschenden Tentakeln

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