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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schwimmer wie Mahoney konnte es nicht riskieren, ungesichert ins Wasser zu gehen.
    Mahoney drehte sich wieder um, machte ein paar kräftige Züge und tauchte. Bensen ließ das Tau vorsichtig durch die Finger gleiten, während Mahoney unter Wasser weiter auf die Riffbarriere zuschwamm, die ein paar hundert Fuß vor der eigentlichen Küste unter der trügerisch glatten Oberfläche des Meeres lauerte. Es dauerte endlos, bis sein Kopf wieder durch den grauen Spiegel brach und er Luft holte, um erneut zu tauchen.
    Bensen sah besorgt zum Himmel. Die Gewitterfront war nicht näher gekommen, aber er wusste, wie unberechenbar das Wetter gerade in diesem Teil der schottischen Küstenlandschaft war – was jetzt noch wie ein weit entferntes Herbstgewitter aussah, konnte in einer halben Stunde als tobender Orkan hier sein und das Meer in einen kochenden Hexenkessel verwandeln.
    Das Seil in seinen Händen zuckte. Bensen schrak aus seinen Gedanken hoch, tauschte einen raschen, alarmierten Blick mit Norris und zog das Tau straff.
    Mahoney tauchte wieder auf, winkte mit beiden Armen und atmete ein paarmal tief durch. Seine Lippen waren blau vor Kälte. »Es ist hier«, rief er. »Fast genau unter mir.«
    »Bist du sicher?«, rief Bensen zurück.
    »Ja!« Es war nicht nur die Kälte, die Mahoneys Stimme zittern ließ. »Ich kann es ganz genau sehen – es liegt auf der Seite. Die Reling ist keine zwei Meter unter Wasser. Gebt ein bisschen mehr Leine – ich gehe nochmal runter!« Ehe Bensen und Norris noch etwas sagen konnten war er erneut getaucht.
    Diesmal blieb er lange unter Wasser, länger als zwei Minuten, schätzte Bensen. Das Seil zuckte in seinen Händen und ein paarmal glaubte er einen Schatten unter der Wasseroberfläche zu sehen, war sich aber nicht sicher.
    Schließlich, als Bensen schon begann, sich Sorgen zu machen, tauchte Mahoney wieder auf. »Es ist hier«, rief er noch einmal. »Aber da ist noch etwas, Lennard. Ich -«
    Eine grauweiße Fontäne schoss hinter ihm aus dem Meer. Mahoneys erschrockener Schrei ging im Toben und Gischten des Wassers unter. Ein mörderischer Ruck ging durch das Seil in Bensens Händen. Mahoney versank; so schnell, als würde er von irgend etwas unter Wasser gezogen.
    Eine Sekunde später tauchte er keuchend wieder auf, warf sich auf den Rücken und begann aus Leibeskräften zu schreien. »Holt mich raus!«, brüllte er. »Um Himmels willen, zieht mich raus!« Sein Gesicht war verzerrt. Bensen sah, wie sich sein Mund zu einem lautlosen Schrei öffnete, dann zerrte irgendetwas mit furchtbarer Kraft an dem Seil und riss ihn nach vorne; gleichzeitig verschwand Mahoney wieder. Weiße Gischt und Luftblasen markierten die Stelle, an der er versunken war.
    Bensen stemmte sich mit aller Gewalt gegen das Seil, während Norris am anderen Ende des Taus zerrte, mit dem Mahoney gesichert war.
    Trotzdem wurden sie weiter und weiter ins Meer hinein gezogen. Bensen spreizte die Beine, warf sich zurück und spannte die Muskeln, aber seine Füße fanden auf dem lockeren Sand des Meeresgrundes keinen Halt; er stolperte, fiel halbwegs nach vorne und taumelte Schritt für Schritt tiefer ins Wasser hinein. Neben ihm schrie Norris vor Schrecken und Angst, aber das hörte er kaum.
    Dort, wo Mahoney versunken war, schien das Meer zu kochen. Weißer Schaum brach sprudelnd an die Oberfläche, dann erschien Mahoneys Hand, zu einer Kralle verkrampft, als suche er verzweifelt nach Halt. Etwas Grünes, Formloses griff plötzlich nach ihr, ringelte sich wie eine Peitschenschnur um sein Handgelenk und zerrte den Arm mit einem brutalen Ruck wieder unter die Wasseroberfläche.
    Der Anblick gab Bensen neue Kraft. Mit einer verzweifelten Anstrengung warf er sich zurück und zerrte und zog mit aller Gewalt am Seil. »Zieh, Fred!«, keuchte er. »Verdammt, zieh ihn raus! Das muss ein Oktopus sein oder sonstwas!«
    Es war ein bizarrer, unwirklicher Kampf. Bensen wusste hinterher nicht mehr, wie lange er gedauert hatte. Sekunden, Minuten, vielleicht auch Stunden. Das Meer kochte und schäumte dicht vor ihnen und ein paarmal tauchte Mahoneys Kopf aus dem Wasser auf, umschlungen von etwas Grünem und Großem, das mit schleimigen Tentakeln nach seinen Augen und seinem Mund tastete. Bensen spürte, wie seine Hände erneut aufrissen und wieder zu bluten begannen, aber er missachtete den Schmerz und stemmte sich weiter gegen den mörderischen Druck, der auf dem Seil lastete.
    Und dann war es vorbei. Bensen spürte, wie sich das Seil

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