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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in Bewegung setzen, wenn er erst einmal weiß, dass das Schiff noch hier liegt, und ich will das Wrack untersuchen, ehe er es kann.«
    Mahoney nickte, aber die Bewegung war kaum wahrnehmbar, und Bensen spürte, dass er noch lange nicht überzeugt war. Sie hatten mehr als nur einmal darüber gesprochen. Eigentlich hatte es kaum ein anderes Thema gegeben, seit dieser sonderbare Mister Phillips und seine beiden noch sonderbareren Begleiter in die Stadt gekommen waren und angefangen hatten Leute anzuheuern. Sie suchten ein Schiff. Ein Schiff, das vor einem guten viertel Jahr hier vor der Küste gesunken sein sollte. Und nach dem Aufwand, den sie trieben – und der Unmenge von Geld, die sie unter die Leute streuten – musste es an Bord dieses Schiffes etwas ziemlich Wertvolles geben. Norris, Mahoney und er waren nicht die einzigen, die auf eigene Faust nach dem Wrack suchten. Aber Norris war der einzige, der das Glück gehabt hatte, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein und zu sehen wie das vom Sturm aufgepeitschte Meer einen Teil des Wracks freigegeben hatte.
    »Wenn es wirklich da unten liegt, kommen wir sowieso nicht ran«, murmelte Mahoney. »Das Wasser ist hier ziemlich tief, und die Strömung …«
    »Versuch es wenigstens, Floyd«, unterbrach ihn Bensen. »Selbst wenn du nicht rankommst, können wir wenigstens die Prämie kassieren, oder?«
    Mahoney nickte widerstrebend. Phillips hatte eine Belohnung von hundertfünfzig Pfund allein für den ausgesetzt, der das Schiff fand. Das Jahreseinkommen eines Arbeiters, dachte Bensen, nur für eine Information. Das Wrack musste mehr als nur einen Schatz bergen …
    »Na gut«, sagte er schließlich. »Ich probier’s. Aber bildet euch bloß nicht ein, dass ich da runtergehe. Ich schwimme raus und sehe mich um, und das ist alles. Ich bin vielleicht ein bisschen blöd, aber nicht lebensmüde.«
    »Das verlangt ja auch keiner«, sagte Norris rasch. »Wenn wir die genaue Lage wissen, besorgen wir uns ein Boot und eine anständige Ausrüstung. Dann sehen wir weiter.«
    Mahoney bedachte ihn mit einem undeutbaren Blick, zog eine Grimasse und begann sich umständlich auszuziehen. Auch Bensen und Norris streiften rasch ihre Kleider ab und verstauten alles in den wasserdichten Rucksäcken, die sie mitgebracht hatten. Wenig später standen sie alle drei nackt und in der Novemberkälte erbärmlich frierend nebeneinander an der Flutlinie. Ein eisiger Hauch wehte ihnen von der Wasseroberfläche aus entgegen. Bensen schauderte. Plötzlich war er gar nicht so sicher, dass es wirklich eine gute Idee gewesen war, auf eigene Faust nach dem Wrack zu suchen.
    »Viel Zeit haben wir nicht«, sagte Norris plötzlich. Bensen sah verärgert auf, schwieg aber, als er in die Richtung blickte, in die Norris’ Hand deutete. Über dem Horizont ballten sich schon wieder schwarze, drohende Gewitterwolken zusammen. Nichts Besonderes im November, dachte Bensen, und vielleicht harmlos. Aber es konnte genauso gut eine Fortsetzung des Sturmes bedeuten. Schaudernd dachte er an das Unwetter, das die ganze Nacht hindurch über der Küste getobt hatte. Wenn es wieder losging und sie dann noch im Wasser oder auch nur hier unten am Strand waren …
    Er vertrieb den Gedanken, drehte sich zu Mahoney um und half ihm, das Seil um die Hüften zu schlingen und sicher zu verknoten.
    Das Wasser war eisig. Bensen hatte das Gefühl, dass seine Beine entlang einer dünnen, rasch höher steigenden Linie absterben würden, als sie tiefer ins Wasser hineingingen. Durchscheinender grauer Dunst kräuselte sich von der Wasseroberfläche empor, und wie um es ihnen besonders schwer zu machen, lebte nun plötzlich der Wind auch wieder auf und schleuderte ihnen Kälte und brennendes Salzwasser in die Gesichter.
    Norris und er blieben stehen, als sie bis zu den Hüften im Wasser standen, während Mahoney, rasch und ohne sich auch nur noch einmal umzublicken, weiterging. Bensen umklammerte mit steifen Fingern das Seil und sah zu, wie Mahoney weiterging, erst bis zur Brust, dann bis zu den Schultern und dann bis zum Hals im Wasser verschwand. Schließlich blieb auch er stehen und drehte sich, jetzt bereits Wasser tretend, noch einmal zu ihnen um.
    »Haltet bloß das Seil fest«, sagte er. »Wenn ich euch ein Zeichen gebe, dann zieht ihr mich raus, klar?«
    »Klar!«, schrie Bensen zurück. Instinktiv zog er das Seil straffer, bis er Widerstand fühlte. Die Strömungen an diesem Teil der Küste waren berüchtigt. Selbst ein so guter

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