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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mahoney hinüber, der mit unbewegtem Gesicht an der Reling stand und Howard und mich beobachtete.
    »In der er gestorben ist«, sagte er. »Sprich es ruhig aus, Robert. Das hier ist die Stelle.«
    »Und das Schiff? Wie hast du es geschafft, es …«
    Mahoney hob die Hand und ich verstummte. »Nicht jetzt, Robert. Ich erkläre euch alles später. Ich habe eine Menge gelernt, dort, wo ich … war. Aber ich musste auch einen hohen Preis dafür zahlen. Ein Teil dieses Preises ist, dass ich gewisse Dinge für mich behalten muss. Bist du soweit?«
    Ich sah instinktiv zu Boden. Der Himmel hatte ein wenig aufgeklart und die Blitze zuckten noch immer ununterbrochen, aber der Schatten auf den feuchten Planken des Schiffes war nicht der Schatten der Bestie, den ich halbwegs zu sehen erwartet hatte, sondern nur ein klobiges kegelförmiges Ding. Howards Plan schien zu funktionieren. Solange es nicht mein eigener Schatten war, war ich nicht in Gefahr.
    »Ja«, sagte ich.
    Mahoney nickte. »Dann kommt. Rowlf bleibt hier, um das Schiff zu bewachen. Ich weiß nicht, wie lange ich den Sturm noch zurückhalten kann.« Er nickte aufmunternd, schwang sich über die Reling und sprang ins Wasser herab. Ich sah, dass er nur bis zu den Knien einsank; das Boot lag beinahe auf dem Strand und das Wasser war hier sehr seicht. Er ging ein paar Schritte, wandte sich um und winkte ungeduldig. »Kommt!«
    Mit klopfendem Herzen stieg ich hinter ihm vom Boot, dicht gefolgt von Howard. Das Wasser war eisig und ich raffte instinktiv die Decke enger um meine Schultern, aus Angst, sie könne mir von der Strömung weggerissen werden. Ich wartete, bis Howard mir gefolgt war, dann ging ich mit weit ausgreifenden Schritten hinter Mahoney her. Die Kälte kroch in meinen Beinen empor und ließ mich am ganzen Leib zittern.
    Mahoney erwartete uns auf dem Strand. »Beeilt euch«, sagte er und wedelte mit den Armen. Vor dem zerborstenen Wrack der LADY war seine Gestalt nur ein gedrungener schwarzer Schatten. Es war absurd – aber mehr als alles andere kam er mir in diesem Moment bedrohlich vor.
    Wir rannten los. Der Sand war mit Trümmern und zerborstenem Holz übersät und hinter uns heulte der Sturm mit immer größerer Wut gegen die unsichtbare Barriere, die die kleine Bucht schützte. Die Blitze fuhren jetzt so dicht hintereinander herab, dass der Strand fast taghell erleuchtet war, in einem flackernden, blauweißen Licht, wie der Schein eines Stroboskops. Das Heulen des Sturmes wurde lauter und dann spürte ich, wie die erste Windbö an meinen Decken zerrte. Für einen Moment bauschte sich mein improvisierter Umhang; ich griff hastig mit der Hand nach dem Zipfel, der davonzuwehen drohte, aber der Schatten auf dem Sand, der die Bewegung nachvollzog, war ein tentakelbewehrtes widerliches Ding. Howard sprang neben mich und zerrte die Decke herunter. Der Killerschatten verschwand.
    »Dort vorne!«, brüllte Mahoney über das Toben des Sturmes hinweg. Seine Hand wies auf einen rechteckigen Umriss, der ein Stück neben dem eigentlichen Schiffswrack im Sand lag. Im ersten Moment sah er aus wie ein x-beliebiges Trümmerstück, aber dann erkannte ich ihn.
    »Die Kiste!«, keuchte ich. »Das ist deine Seekiste!«
    Mahoney nickte. »Ja. Ich habe sie bereits aus dem Wrack geborgen, weil ich befürchtete, dass uns keine Zeit bleibt, lange nach ihr zu suchen.« Er rannte schneller, blieb neben der Kiste stehen und wartete, dass Howard und ich ihm folgten. Sein Atem ging schnell und stoßweise. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß. »Schnell«, keuchte er. »Die … die Barriere bricht.«
    Instinktiv blickte ich über die Schulter zurück. Der Orkan hatte sich zu ungeheurer Wut gesteigert, aber vor dem Strand herrschte noch immer trügerische Ruhe. Wie lange noch? Schon jetzt wurde der Wind selbst hier immer heftiger und die Wellen rannten immer schneller und höher gegen die unsichtbare Mauer an, die die Bucht und das kleine Boot, mit dem wir gekommen waren, schützte.
    Howard kniete neben der Kiste nieder und streckte die Hand nach dem Deckel aus, aber Mahoney schlug seinen Arm mit einer hastigen Bewegung zur Seite. »Nicht!«, sagte er. »Du stirbst, wenn du sie berührst, Howard.«
    Howard starrte verwirrt zu ihm hinauf. Seine Mundwinkel zuckten.
    »Du Weißt nicht alles«, erklärte Mahoney gehetzt. »Du weißt, welchen Schatz diese Kiste birgt, Howard, aber du weißt auch, welche ungeheure Gefahr ihr Inhalt in den falschen Händen bedeuten könnte.«
    Howard nickte.

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