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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gespinst dünner, weiß leuchtender Fäden. Auf den ersten Blick schien es sinnlos ineinander verstrickt und verknotet, und doch bildete es ein kunstvolles Muster wie ein unendlich kompliziertes Spinnennetz.
    Das Gespinst bewegte sich. Überall dort, wo sich die Fäden berührten und kreuzten, pulsierten winzige, strahlend helle Lichtpunkte wie Sterne und die dünnen Fäden selbst schienen sich in einem unfühlbaren Wind zu wiegen und sanft hin und her zu schwingen.
    Und aus seiner Mitte wuchs ein schlauchförmiger Ausläufer in die Tiefe und verschmolz mit Temples’ Nacken …
    »Mein Gott!«, flüsterte ich. »Was ist das?«
    Temples antwortete nicht. Stattdessen deutete er auf die Tür am anderen Ende des Raumes. Das Gespinst setzte sich auch dort fort und ein dünner, pulsierender Teil des gewaltigen grauen Netzes wuchs durch die geschlossene Tür hindurch und verschwand im Nebenzimmer.
    Ich wusste, was ich sehen würde. Trotzdem begann mein Herz wie rasend zu hämmern, als ich, Shannons Hand fest umklammert, den Raum durchquerte und die Tür aufstieß.
    Temples Frau schlief noch immer, aber aus der Wiege neben dem Bett drangen kleine, meckernde Laute, die das Neugeborene ausstieß.
    Widerstrebend beugte ich mich über die Wiege und starrte aus schreckgeweiteten Augen auf den silbernen, noch dünnen Faden, der sich wie ein tastender Finger aus dem Gespinst unter der Decke herabsenkte und seinen Nacken berührte.
    Mit einem Ruck löste ich meine Hand aus der Shannons, fuhr herum und stürmte aus dem Zimmer. Die bizarre Vision erlosch. Plötzlich war der Raum wieder normal und vertraut, aber ich glaubte das grauenhafte Gespinst noch immer zu sehen.
    Shannon folgte mir, aber als ich mich herumdrehte und ihn ansah, war sein Blick leer. Seine Finger zuckten unkontrolliert, und seine Lippen bewegten sich unablässig, ohne dass er auch nur den geringsten Laut hervorbrachte.
    »Was is’n mit dem los?«, fragte Rowlf. Auch ihm fiel Shannons sonderbares Verhalten auf, aber anders als ich hatte er das Ding nicht gesehen, das mit uns unsichtbar im Raum war.
    Ich berührte Shannon am Arm und zwang ihn, mich anzusehen. »Shannon!«, sagte ich laut. »Was ist mit dir? Rede!«
    »Der Seelenfresser«, murmelte er. Die Worte schienen kaum mir zu gelten; er wirkte noch immer benommen. Nein, nicht benommen – erschüttert –, so tief erschüttert, wie ich selten zuvor einen Menschen erlebt hatte. »Er … er ist es, Jeff. Ich täusche mich nicht.«
    »Wer ist was?«, fragte ich betont.
    Shannon starrte mich aus geweiteten Augen an. »Sie sind alle so, nicht?« Plötzlich fuhr er herum, sprang mit einem Satz auf den bewusstlosen Wolfmann zu und erstarrte. Er sagte kein Wort, aber ich wusste, was er sah: ein Bündel glänzender, pulsierender Spinnfäden, die mit dem Nacken des bedauernswerten Geschöpfes verschmolzen, ebenso wie mit dem Curds, Lowrys – und zahlloser anderer. Jedes männlichen Einwohners von Innsmouth.
    »Nein«, stammelte er. »Nicht … nicht das. Nicht …«
    Ich streckte die Hand nach ihm aus, führte die Bewegung aber nicht zu Ende, sondern starrte ihn nur mit wachsender Verwirrung an. »Was ist los, Shannon?«, fragte ich. »Was hast du?«
    »Er hat endlich erkannt, dass sie ihn belogen haben, Robert«, sagte eine Stimme hinter mir. Eine Stimme, die ich kannte.
    Die Stimme meines Vaters!
    Er stand hinter mir, eine dunkle, halb transparente Gestalt wie ein Schatten; groß, schlank und mit einem sanften Odem von Düsternis und Trauer umgeben wie immer, wenn er aus dem Reich der Toten zu mir sprach.
    Aber nicht nur ich hatte seine Stimme gehört; auch Shannon war aus seiner Erstarrung erwacht und herumgefahren. Seine Augen weiteten sich, als er den dunkelhaarigen Mann mit der weißen Strähne im Haar erblickte.
    »Robert?«, flüsterte er ungläubig. Sein Blick flackerte. Für einen Moment starrte er mich an, mit einem Ausdruck solchen Entsetzens, dass ich instinktiv einen Schritt zurückwich.
    »Robert!«, wiederholte er. »Soll das heißen, du …«
    »Ich bin nicht der, den du töten solltest, Shannon«, sagte Andara sanft. Sein Blick war ernst, aber die Härte, mit der er Shannon am Tage zuvor betrachtet hatte, war daraus verschwunden. Vor vierundzwanzig Stunden hatte er Shannon töten wollen, aber jetzt war alles, was ich in seinen Augen las, ein tiefes, ehrliches Bedauern. »Ich habe dir gesagt, dass du hierherkommen sollst, um die Wahrheit zu erfahren«, fuhr er fort.
    Shannon atmete hörbar ein. Seine

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