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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht.
    Langsam legte ich die Hand auf den Knauf, zögerte noch eine Sekunde – und drehte ihn ganz behutsam herum.
    Die Tür schwang mit einem hörbaren Knirschen auf. Der ungeheure Schlag hatte sie vollkommen verbogen.
    Mein Herz begann wie wild zu hämmern, als ich durch die Tür trat, in jedem Sekundenbruchteil darauf gefasst, sie wieder mit der gleichen mörderischen Wucht zufallen zu sehen.
    Aber es geschah nichts dergleichen. Unbehelligt traten Howard und ich auf den Korridor hinaus. Ich atmete hörbar auf, während Howard sich noch einmal zur Tür umwandte. Jetzt, als wir beide außer Gefahr waren, hatte ich nichts mehr dagegen, dass er sie untersuchte. Ich half ihm im Gegenteil noch dabei, die Tür Zentimeter für Zentimeter abzutasten und zu überprüfen. Allerdings ohne Ergebnis. Es gab nichts – keine verborgene Mechanik, keine Fäden, keine Federn; nichts, was den Zwischenfall auch nur annähernd erklären konnte.
    »Magie?«, fragte Howard knapp.
    Ich schüttelte den Kopf, ebenso knapp wie er und beinahe enttäuscht. Gegen eine Gefahr, die man kannte, konnte man sich wenigstens schützen.
    »Ich begreife das nicht«, murmelte Howard. »Es muss doch eine Erklärung geben. Was war das für ein Geräusch, das du gehört hast?«
    Es dauerte einen Moment, bis ich dem plötzlichen Gedankensprung folgen konnte. »Eine Art Glockenschlag«, sagte ich. »Ich habe dasselbe unten vor dem Haus schon einmal gehört. Aber ich dachte, Gray und du würden sich einen Scherz mit mir erlauben.«
    »Einen Scherz?« Howard runzelte die Stirn. »Du solltest mich eigentlich besser kennen, Junge.«
    »Howard, was geschieht hier?«, fragte ich leise. »Was stimmt nicht mit diesem Haus? Diese Geräusche. Diese Tür. Der Kronleuchter, der Gray fast erschlagen hätte … was hat das alles zu bedeuten?«
    »Das weiß ich so wenig wie du, Robert«, antwortete Howard. »Ich wollte, ich wüsste es.« Er schüttelte abermals den Kopf, Wandte sich um – und erstarrte.
    Hinter uns stand ein Mann.
    Er war sehr groß, schlank und in ein sackähnliches braun-graues Gewand gekleidet. Sein Gesicht verbarg sich hinter einer Art Turban aus schwarzem Tuch, der nur einen schmalen Streifen über den Augen freiließ. Und in seiner Hand blitzte ein gewaltiges, zweischneidiges Schwert!
    Der Fremde schien durch unseren Anblick ebenso überrascht zu sein wie wir durch den seinen – aber er reagierte mit beinahe übermenschlicher Schnelligkeit. Sein Schwert blitzte auf und beschrieb einen tödlichen, engen Halbkreis auf Howard zu.
    Mit einer verzweifelten Bewegung trat ich Howard in die Kniekehlen. Er sank mit einem überraschten Keuchen zurück und die Klinge verfehlte ihn um Millimeter, aber der Fremde griff bereits wieder an!
    Seine Waffe zuckte in einer unglaublichen schnellen Bewegung auf Howard herab, traf ihn mit der Breitseite vor die Schläfe und ließ ihn halb benommen zu Boden sinken. Sofort kam die Klinge wieder hoch und stieß – reichlich ungezielt diesmal – auf mich zu.
    Verzweifelt warf ich mich zurück. Das Schwert hämmerte wenige Zentimeter neben meinem Gesicht in das Holz und riss Splitter aus dem Türrahmen. Ich sprang auf, trat nach dem Schwert und hieb gleichzeitig nach dem Fremden.
    Der doppelte Angriff war zuviel für ihn. Mein Tritt reichte nicht aus, ihm die Waffe aus der Hand zu prellen, aber meine Faust traf sein Kinn und der Hieb war hart genug, ihn aus sein Gleichgewicht zu bringen und zurücktaumeln zu lassen.
    Er war nicht wirklich schwer getroffen. In den Jahren, die ich in den New Yorker Slums gelebt habe, musste ich genug Kämpfe überstehen, um zu erkennen, wann ein Feind wirklich getroffen ist und wann nicht – dieser Mann war es nicht. Mein Schlag hatte ihn nur überrascht und er war – wenn überhaupt – allerhöchstem benommen.
    Aber so kurz der Moment auch war – er reichte.
    Hastig sprang ich zur Seite, um aus der Reichweite seiner Waffe zu kommen, wartete, bis der Maskierte aufsah und der Blick seiner dunklen Augen dem meinen begegnete – und schlug mit aller geistiger Macht zu.
    »Bleib stehen!«, befahl ich.
    Meine Stimme klang schneidend und scharf wie ein Peitschenhieb und wie immer, wenn ich das düstere Erbe meines Vaters entfesselte, erschrak ich fast selbst vor ihrem Klang. Aber ich spürte die Macht der hypnotischen Gewalt, die wie eine unsichtbare Welle in seinen Geist flutete und jeden Widerstand zerschmetterte.
    Der Fremde erstarrte wie eine Puppe. Seine Augen weiteten sich, aber die

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