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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihn mit einer Handbewegung aus dem Weg, öffnete die Tür und wedelte unwillig mit den Armen, als uns der Arzt, der uns zu Rowlfs Zimmer geleitet hatte, folgen wollte.
    »Wir müssen allein mit ihm sprechen«, sagte er.
    Der Arzt zögerte sichtlich. »Der Mann ist schwer krank!«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob es -«
    »Aber ich«, unterbrach ihn Tornhill ärgerlich. »Wir machen es kurz, Doktor, das verspreche ich – aber wir müssen mit ihm reden, und zwar allein.«
    Einen Moment lang leistete der Arzt noch Widerstand; aber nur mit Blicken, nicht mehr mit Worten. Dann fuhr er auf dem Absatz herum und stapfte beleidigt davon.
    Tornhill grinste geringschätzig, trat noch einmal auf den Gang hinaus und überzeugte sich davon, dass niemand in der Nähe war, der uns belauschen konnte, ehe er die Tür schloss.
    Rowlf lag allein in dem Zimmer; zwei weitere Betten standen leer. Er schlief; zumindest waren seine Augen geschlossen und er regte sich nicht, auch nicht, als sich Tornhill über ihn beugte und seine Hand berührte.
    »Lassen Sie mich es versuchen«, sagte ich leise. Tornhill blickte mich einen Moment zweifelnd an, dann nickte er und trat beiseite, um mir Platz zu machen.
    Ich erschrak zutiefst, als ich Rowlfs Gesicht sah. Er war gewaschen und ärztlich versorgt worden, aber er bot jetzt einen beinahe noch schrecklicheren Anblick als am Morgen, als er mit letzter Kraft aus dem Sumpf gekrochen war. Seine Stirn glänzte fiebrig und seine Wangen waren eingefallen und mit grauen Schatten belegt. Seine Lippen waren gesprungen und ein rascher Blick auf seine Hände zeigte mir, dass seine Fingernägel abgebrochen und gesplittert waren, als hätte er versucht, sich mit bloßen Händen durch die Erde zu wühlen. Sein Körper zitterte unter der Bettdecke, als hätte er Schüttelfrost.
    Vorsichtig beugte ich mich vor, legte die Hand auf seine Stirn und flüsterte seinen Namen. Rowlf stöhnte leise, bewegte den Kopf hin und her und öffnete für einen ganz kurzen Moment die Augen. Sein Blick war leer. Alles, was ich darin las, war ein tiefer, unglaublich tiefer Schrecken.
    »Er wacht auf«, flüsterte Tornhill.
    Ich gebot ihm mit einer hastigen Geste zu schweigen, setzte mich auf die Bettkante und ergriff mit der Linken Rowlfs Hand, während ich die andere Hand auf seiner Stirn ruhen ließ. Immer wieder flüsterte ich seinen Namen, aber es dauerte sehr lange, bis er wieder eine Reaktion zeigte.
    Seine gesprungenen Lippen öffneten sich und ein tiefes, schmerzerfülltes Stöhnen drang aus seiner Brust. Dann flogen seine Lider mit einem Ruck auf.
    »Es ist alles in Ordnung, Rowlf«, sagte ich rasch. Sein Blick war wild und seine Hand presste die meine plötzlich so fest, dass ich beinahe vor Schmerz aufgeschrien hätte. »Keine Angst, Rowlf«, fuhr ich in ruhigem Ton fort. »Du bist in Sicherheit. Alles ist gut.«
    »Ich … Sicherheit?«, wiederholte er. »Was ist … wo … mein Gott, wo bin ich? Wie … Howard! Er hat -«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, sagte Tornhill. »Sie sind im Hospital. Der Albtraum ist vorbei.«
    Rowlf blinzelte verwirrt, starrte Tornhill eine Sekunde lang an und wandte sich dann wieder an mich. »Wer is dat?«
    Diesmal konnte ich ein Grinsen nicht unterdrücken. Wenn Rowlfs fürchterlicher Slang wieder zum Vorschein kam, war alles in Ordnung. Er sprach nur dann reines Oxford-Englisch, wenn er sich allein glaubte oder vollkommen aus der Fassung gebracht war.
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte ich. »Er ist … ein Freund. Erinnerst du dich, was passiert ist?«
    »Erinnern?« Rowlfs breitflächiges Gesicht verdüsterte sich. »Und ob«, knurrte er. »Necron hat uns entfürn lassn, von sein’ schwarzen Schlägern. Er hat Howard un das Mädchn.«
    »Necron?«
    Ich sah Tornhill nicht an, aber ich bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich seine Gestalt straffte. Seine Stimme klang angespannt. »Wovon reden Sie, Mann?«
    »Vom Alten!«, knurrte Rowlf. »Diesem Pfeifengesicht Necron. Von wem sonst?«
    »Nec -« Tornhill brach mitten im Wort ab, sog überrascht die Luft ein und beugte sich erregt vor. »Sie meinen doch nicht … Necron, den … den Magier von Salem?«, keuchte er. »Necron – den Herrscher der Drachenburg?«
    »Sachich doch«, antwortete Rowlf. »Aber was gehtn Sie das an?«
    »Es ist schon in Ordnung, Rowlf«, sagte ich rasch. Dann wandte ich mich an Tornhill. »Sie kennen ihn? Diesen Necron?«
    »Kennen?« Tornhill schüttelte heftig den Kopf. »Natürlich nicht.

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