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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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…« Er brach ab, starrte wieder zu Boden und begann verzweifelt mit den Händen zu ringen.
    »Wir kriegen dich, Robert«, sagte ich.
    Devons Kopf ruckte herum. Seine Augen weiteten sich. »Ja«, flüsterte er. »Sie … haben es auch gehört?«
    Diesmal hätte ich fast gelacht.
    »Weiter«, sagte Tornhill rasch, und Devon fuhr fort: »Als ich in die Zelle kam, war da dieses Licht, und …« Wieder stockte er, lächelte nervös und warf mir einen hilfesuchenden Blick zu. »Und das Gespenst«, stieß er schließlich hervor. Ich hörte, wie schwer es ihm fiel, das Wort auszusprechen.
    Seltsamerweise blieb Tornhill vollkommen ruhig. Er hatte auch keine Miene verzogen, als Devon seine Geschichte zum ersten Mal erzählt hatte.
    »Es packte mich«, fuhr der Polizist nach einer Weile fort. »Und dann … dann geschah etwas mit mir. Ich … ich weiß nicht, was es war. Ich … es war … es war, als … als würde etwas aus mir herausgesaugt. Als …« Seine Stimme schwankte und drohte überzukippen. Er atmete ein paarmal tief ein, zwang sich zur Ruhe und sprach stockend und langsam weiter: »Es war, als würde ich innerlich aufgefressen. Anders kann ich es nicht beschreiben. Craven hat mich dann hinaus auf den Gang gestoßen, das ist alles, woran ich mich erinnern kann.«
    Er sprach nicht weiter – und auch Tornhill schwieg einen Moment. Dann lächelte er, trat von der Tür zurück und warf Devon einen auffordernden Blick zu. »Okay, Devon. Gehen Sie nach Hause und erholen Sie sich. Ich sage dem Captain Bescheid, dass Sie bis zum Ende der Woche bezahlten Krankenurlaub haben. Und – kein Wort zu irgendjemandem, verstanden?«
    Devon nickte, sprang auf und verließ beinahe fluchtartig die Zelle. Tornhill drückte die Tür wieder hinter ihm zu. »Und jetzt möchte ich den Rest der Geschichte hören«, sagte er an mich gewandt.
    »Auch wenn er noch verrückter ist als das, was Sie schon gehört haben?«, fragte ich.
    Tornhill lachte hart. »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich prinzipiell nichts glaube, Craven«, sagte er. »Aber ich halte auch prinzipiell nichts für unmöglich, es sei denn, man beweist mir das Gegenteil. Was Devons Geschichte angeht – ich glaube nicht, dass es ein Gespenst war, das ihn überfallen hat. Aber ich weiß, dass er sich eine solche Geschichte nicht aus den Fingern saugen würde, um sich wichtig zu machen. Was ist wirklich passiert?«
    »Das weiß ich so wenig wie Sie«, antwortete ich niedergeschlagen. »Und das ist die Wahrheit, Tornhill. Ich weiß nur, dass mich jemand verfolgt, jemand oder besser gesagt – etwas.«
    »Und was ist dieses … Etwas?«, fragte er betont »Sicher nicht der Geist Ihrer Großmutter, der keine Ruhe finden kann, oder?«
    Ich starrte ihn an, presste die Lippen zusammen und schwieg. Tornhills Miene verdüsterte sich und ich spürte, dass er die Grenzen seiner Geduld erreicht und überschritten hatte.
    Und dann tat ich etwas, was ich nie zuvor in meinem Leben getan hatte, etwas, von dem ich nicht einmal wusste, ob es mir gelingen würde. Und das ich nie wieder in meinem Leben tun sollte.
    Ich stand auf, hob den Arm und streckte die Hand nach Tornhill aus. »Kommen Sie her«, sagte ich.
    Tornhill zögerte. Sein Blick tastete über meine bloße Hand, als fürchte er, dass sie sich jeden Moment in eine Schlange verwandeln könnte. Dann löste er sich von seinem Platz an der Tür, kam auf mich zu und berührte zögernd meine Finger.
    Ich griff zu, ehe er auch nur Gelegenheit fand, einen Schreckensschrei auszustoßen. Meine Finger schlossen sich mit aller Gewalt um die seinen und pressten sie zusammen.
    Und zum allerersten Mal in meinem Leben benutzte ich die Macht, die ich von meinem Vater geerbt hatte, in vollem Umfang.
    Es war grauenhaft.
    Mein Geist – ein Teil meines Geistes, etwas, von dem ich bisher nicht einmal wirklich gewusst hatte, dass es existiert, etwas Dunkles und Finsteres, das aus den tiefsten Abgründen meiner Seele emporquoll wie finstere Lava – berührte seinen Geist, zerschmetterte die Barrieren, die das menschliche Bewusstsein vor Wahnsinn und Verfall schützen, mit einem einzigen Schlag.
    Für einen Moment, einen furchtbaren, zeitlosen Moment, nicht mehr als den millionsten Teil einer Sekunde vielleicht, waren wir eins. Es war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich las nicht seine Gedanken oder übermittelte ihm Wissen – ich war Tornhill. Sein Leben, der ganze, ungeheure Schatz an Erfahrungen und Informationen, die in den

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