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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Versuchen Sie keine Tricks, Craven. Ich warne Sie.«
    »Das ist … kein Trick«, sagte ich stockend. »Irgendetwas … ist hier, Tornhill!«
    Tornhill starrte mich an. Er hatte die Hand wieder aus der Tasche gezogen und die Pistole auf mich gerichtet. Ich konnte direkt sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
    Ein dumpfes, unheimliches Krachen wehte durch den Treppenschacht zu uns hinauf und plötzlich verblasste das Mondlicht hinter einem flackernden, grünen Schein, der irgendwo hinter mir entstand und flackernde Schatten an die gegenüberliegende Wand warf.
    Ich fuhr herum, als ich sah, wie sich Tornhills Gesicht zu einer Maske des Entsetzens verzerrte.
    Es war wie eine getreuliche Wiederholung der Szene, die ich im Keller von Scotland Yard erlebt hatte. Auf der nackten Ziegelwand in meinem Rücken erschienen die Umrisse einer Tür und dahinter, verzerrt und wie durch einen finsteren, auf und ab wogenden Schleier, die monotone Schwärze der alten Welt. Auch die Gestalt war da, weiß und grässlich, und hinter meiner Stirn kicherte ihre Stimme. Wir kriegen dich, Robert Craven. Du bist tot! Tot! Tot!
    Und doch war etwas anders. Noch drei, vier der schwarzen Wellentäler, ein paar Dutzend lächerliche Schritte und die Schimäre würde hinaustreten aus der Welt des Wahnsinns in die wirkliche, würde ihre Krallen in mein Fleisch schlagen und mich töten. Ich wusste, dass es kein Entkommen gab. Und in diesem Moment, endlich, erkannte ich die Wahrheit.
    Die Vision war nie echt gewesen. Das Monster war nichts als Illusion, so wie die Welt, in der zu sein ich geglaubt hatte, nichts als ein böses, körperloses Ding war, das in mir existierte und sonst nirgendwo. Aber es würde real werden, real und tödlich, im gleichen Moment in dem es die Tür erreichte und hinaustrat; ein Gedanke, der zum Körper wurde, geschaffen um zu töten und zu keinem anderen Zweck. Diese Monster-Priscylla war nicht wirklich, sondern nur ein Spuk, ein Bote, der vom Ende der Nacht kam und den Tod brachte.
    Wir kriegen dich, Robert, wisperte die Stimme. Wir kriegen dich. Du bist tot!
    Dann schloss sich die Tür, lautlos und schnell. Das grüne Leuchten verblasste und plötzlich war die Wand wieder eine Wand und das Treppenhaus nur vom blassen Licht des Mondes erhellt.
    Ich erwachte den Bruchteil einer Sekunde vor Tornhill aus meiner Erstarrung. Als die Lähmung von ihm abfiel, hatte ich mich bereits auf ihn gestürzt. Er versuchte, seine Pistole herumzubringen und auf mich zu richten, aber ich ließ ihm keine Chance. Es stand zu viel auf dem Spiel, als dass ich noch an Dinge wie Fairness denken konnte.
    Meine Faust traf sein Handgelenk. Die Waffe flog in hohem Bogen davon und schlitterte klappernd über die Metallstufen der Treppe in die Tiefe. Tornhill stolperte zurück, versuchte seinen Sturz abzufangen und gleichzeitig nach mir zu treten. Ich packte seinen Fuß, verdrehte ihn und brachte Tornhill mit einem kurzen harten Ruck aus dem Gleichgewicht. Er schrie auf und krachte mit dem Hinterkopf gegen die Wand; keuchte noch einmal, starrte mich aus glasig werdenden Augen an und sank reglos zu Boden.
    Rasch kniete ich neben ihm nieder, überzeugte mich hastig davon, dass er nicht ernstlich verletzt war, und zerrte seinen zentnerschweren Leib keuchend in eine einigermaßen bequemere Position. Dann wandte ich mich ab und ging auf die Treppe zu.
    Auf der obersten Stufe machte ich noch einmal Halt und sah zu der Wand zurück, an der die Tür erschienen war. Sie war nicht mehr da; natürlich nicht. Die Wand war so glatt und unberührt, als wäre alles nur ein Spuk gewesen, ein Trugbild, mit dem mich meine eigenen Sinne genarrt hatten. Aber ich wusste, dass sie dagewesen war.
    Wenn sie das nächste Mal aufging, würde ich sterben.
     
    »Dort hinein!« Necron deutete mit einer befehlenden Geste auf die offen stehende Tür der Bibliothek und versetzte van der Groot einen Stoß, als der nicht schnell genug reagierte. Der Holländer taumelte und fiel der Länge nach auf den Boden.
    Necron lachte hässlich. »Stehen Sie auf, van der Groot. Zum Liegen haben Sie bald Zeit genug. Eine Ewigkeit.«
    Van der Groot richtete sich stöhnend auf und starrte den Magier aus brennenden Augen an. Seine Lippen zuckten. Aber er war klug genug, keinen Laut von sich zu geben, sondern schweigend zu einem der Sessel zu gehen, auf die Necron gedeutet hatte, und sich hineinzusetzen.
    Auch Howard nahm Platz. Zwei schwarzgekleidete Drachenkrieger nahmen hinter ihnen Aufstellung

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