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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatten, gewährte uns freien Blick über die ganze Straße, ohne dass wir selbst gesehen werden konnten.
    Allerdings hätte es auch kaum jemanden gegeben, der uns hätte sehen können. Der Teil Londons, in dem wir uns befanden, schien ausgestorben zu sein. In keinem einzigen der Häuser, die die Straße vor uns flankierten, brannte Licht, nirgends waren die Spuren menschlichen Lebens sichtbar; unsere Umgebung wirkte wie eine Geisterstadt.
    Rowlf und ich hatten uns abgewechselt, in einem finsteren Winkel der Halle Wache zu halten, bis Howard – wie Rowlf es vorausgesagt hatte, wenige Minuten vor Einbruch der Dämmerung – aus seinem Zimmer getreten war und das Haus durch den Hinterausgang verlassen hatte; zweifellos, um die Kutsche aus der Remise zu holen und zu seiner Verabredung zu fahren.
    Wir hatten ihn erwartet, als er das Grundstück verließ. Rowlfs Rechnung war aufgegangen – Howard hatte der Kutsche, die ein paar Dutzend Schritte nördlich des Hauses am Straßenrand stand; keinerlei Beachtung geschenkt, sondern war schnurstracks in entgegengesetzter Richtung losgefahren.
    Von da ab waren wir ihm gefolgt; Rowlf, der sich in Rons Kutschermantel und -zylinder prächtig auf dem Bock des Wagens ausmachte, ich hinter den zugezogenen Gardinen des Zweispänners. Howard hatte ein scharfes Tempo eingeschlagen und eine kurze Weile hatte ich beinahe befürchtet, dass er uns bemerkt hätte, denn er fuhr, immer schneller und schneller werdend, kreuz und quer durch die Stadt, scheinbar ohne Ziel oder Plan.
    Dann hatte ich begriffen, dass er suchte. Er wusste selbst nicht genau, wo dieser Mann war, der ihm am vergangenen Abend, seine furchtbare Botschaft hatte zukommen lassen.
    Immer wieder hatte er angehalten, einmal sogar gewendet, um ein Stück des Weges zurückzufahren, dann jedoch wieder die ursprüngliche Richtung eingeschlagen und war weitergefahren, bis er schließlich das Gebiet der Stadtmitte verließ und sich mehr und mehr nach Norden wandte.
    Kurz vor Sonnenaufgang schließlich hatte er seinen Wagen in dieses verfallene, scheinbar menschenleere Viertel am nördlichen Rande der Stadt gelenkt. Rowlf hatte unseren Wagen weiter zurückfallen lassen, denn den Verkehr, den es trotz der frühen Stunde weiter stadteinwärts bereits gegeben hatte und der uns Schutz gewährte, gab es hier nicht mehr, und schließlich hatten wir uns nur noch an den Echos der Pferdehufe orientieren können.
    Dann hatte er angehalten. Rowlf und ich hatten unseren Wagen in sicherer Entfernung zurückgelassen, waren zu Fuß weiter herangekommen und hatten uns schließlich auf diesem Ruinengrundstück auf die Lauer gelegt.
    Seither warteten wir.
    Ich wusste nicht, wie lange ich schon frierend hinter dem halbmeterhohen Mauerrest lag und zu der Kutsche hinüberstarrte.
    Meine Finger waren taub und gefühllos geworden und die geprellten Rippen schmerzten beinahe unerträglich. Das Warten wurde zu einer Qual, aber wir konnten nichts anderes tun, als dazuliegen und zu beobachten. Howard würde sofort die Flucht ergreifen, wenn er auch nur argwöhnte, dass wir ihm gefolgt sein könnten.
    Unsere Situation kam mir mit jedem Moment absurder vor. Während der Nacht, als Rowlf mit mir geredet hatte, hatte alles so klar und logisch ausgesehen; aber jetzt …
    Allein die Vorstellung, Howard – ausgerechnet Howard, diesen eiskalten Logiker – mit irgendeinem obskuren Geheimbund in Verbindung zu bringen, erschien mir aberwitzig. Howard und Mitglied einer Loge? Howard als Jünger irgendeiner Bruderschaft, die bei Mitternacht in albernen Kostümen herumhüpfte und den Mond oder den heiligen St. Einseifer anbetete?
    Lächerlich!
    Irgendetwas traf die Mauer dicht vor meinem Gesicht. Ich schrak zusammen, sah auf und zog instinktiv den Kopf zwischen die Schultern, als Rowlf einen zweiten Kiesel in meine Richtung warf, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Seine Linke deutete heftig gestikulierend nach oben. Ich rutschte hinter meiner Deckung auf den Knien herum und blickte in die Richtung, in die seine Hand wies.
    Im ersten Moment erkannte ich nicht einmal, was er meinte. Der Himmel hatte sich weiter aufgehellt und der flimmernde rosarote Streifen über der Stadt war breiter geworden. Es wurde hell. Trotzdem hing über unseren Köpfen noch eine dräuende Decke aus grauer Dämmerung und bauchigen schweren Wolken.
    Und dann sah ich, dass sich ein Teil dieser Wolken bewegte …
    Es war wie ein lautloses Fließen und Gleiten. Die Wolke bewegte sich unstet hierhin und

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