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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mörderischen Killer-Motten, der irgendwo frei in der Stadt herumflog, war unerträglich.
    »Und was … hat Howard vor?«, fragte ich.
    »Er glaubt zu wissen, wo sich der Magier verborgen hält«, antwortete er. »Er will zu ihm gehen.«
    »Und wann?«
    »Morgen früh«, antwortete Rowlf. Ich spürte, wie schwer es ihm fiel, diese beiden Worte auszusprechen. Für ihn musste es so sein, als verriete er Howard. »Kurz vor Einbruch der Dämmerung verlässt er das Haus. Wenn die Sonne aufgeht, will er ihn treffen. Es … hat irgendetwas mit ihren Regeln zu tun.«
    »Mit ihren Regeln«, sagte ich betont, auf eine so lauernde Art, dass Rowlf aufsah und mich fast misstrauisch anblickte. »Wer sind diese geheimnisvollen sie, Rowlf?«, fuhr ich fort. »Wer sind diese Männer, dass selbst Howard Angst vor ihnen hat?«
    Rowlf wollte antworten, aber ich spürte, dass er wieder eine seiner üblichen Ausflüchte vorbringen würde, und schüttelte rasch den Kopf.
    »Sag mir die Wahrheit, Rowlf«, sagte ich leise, aber so eindringlich, wie ich konnte. »Ich glaube dir nicht mehr, dass du nicht weißt, wer sie sind. Und ich bekomme es so oder so heraus.«
    Rowlf starrte zu Boden und druckste eine Weile herum. »Ich … habe Howard geschworen, niemandem etwas zu sagen«, murmelte er.
    »Vergiss es«, antwortete ich grob. »Es geht um sein Leben, Rowlf!«
    »Templer«, sagte er schließlich. »Es sind Templer.«
    »Templer?!« Ich starrte ihn aus ungläubig aufgerissenen Augen an. »Du … du meinst den Orden der … der Tempelherren?«
    Rowlf nickte. »Ja. Die kämpfenden Mönche, Robert.«
    »Aber das … das ist unmöglich«, flüsterte ich, obwohl ich ganz genau wusste, dass er die Wahrheit sagte. »Das ist -«
    »Es ist die Wahrheit, Robert.«
    Verzweifelt kramte ich in meinen Erinnerungen, suchte nach irgendetwas, womit ich seine Behauptung entkräften oder ihr wenigstens etwas von ihrem Schrecken nehmen konnte. »Aber die … die Tempelritter wurden ausgelöscht«, sagte ich schließlich schwach. »Soweit ich weiß, hat sie -«
    »- Philipp der Schöne im dreizehnten Jahrhundert vernichtet«, unterbrach mich Rowlf. »Ich weiß.« Plötzlich klang seine Stimme ungeduldig. »Jeder glaubt, dass es so wäre. Aber es ist nicht die Wahrheit. Der Orden der Tempelritter hat niemals aufgehört zu existieren. Sie sind in den Untergrund gegangen, das ist alles. Sie existieren weiter und sie sind mächtiger als je, Robert. Viel mächtiger als dieser Narr Necron. Er ist nur einer, aber sie sind Hunderte. Sie sind nicht mehr, was sie waren. Viele von ihnen haben magisches Wissen erworben. Howard hat Angst vor ihnen, Robert, und mit Recht. Du hast erlebt, wie wenig diesen Bestien ein Menschenleben gilt. Sie werden weiter töten, wenn Howard sich ihnen nicht ausliefert.« Er brach ab, schwieg einen Moment und fügte, viel leiser und in niedergeschlagenem Tonfall hinzu: »Aber wenn er es tut, bringen sie ihn um.«
    »Dann müssen wir ihn daran hindern«, sagte ich.
    Rowlf schnaubte. »Hindern? Eher hinderst du die Themse daran, ins Meer zu fließen, Junge. Howard würde mich erschießen, wenn er wüsste, dass ich jetzt hier bin und mit dir rede.« Er schüttelte den Kopf, blickte mich einen Moment durchdringend an und starrte dann zu Boden.
    »Und was«, sagte ich, als klar wurde, dass er nicht von sich aus weiterreden würde, »willst du tun?«
    Er sagte es mir.
     
    Im Osten begann ein Streifen blassroter Helligkeit das Grau der Dämmerung aufzulösen. Die Straße atmete noch die Kälte der Nacht und im roten Gegenlicht des Sonnenaufganges sah die Silhouette der Stadt aus wie eine gezackte, an zahllosen Stellen ausgebrochene Festungsmauer.
    Rowlf machte mir mit der Hand ein Zeichen und ich duckte mich tiefer hinter den moosbewachsenen Mauerrest, hinter dem ich Deckung genommen hatte. Mein Blick bohrte sich in das wogende Grau der Schatten, die die Straße vor uns in eine bizarre; irreal wirkende Kulisse verwandelten. Das einzig Wirkliche schien der schwarze, zu einem tiefenlosen Schatten gewordene Umriss der Kutsche zu sein, die ein Stück weiter die Straße hinunter stand.
    Die beiden Pferde in ihrem Geschirr regten sich von Zeit zu Zeit; dann und wann scharrte ein Huf über Stein oder klirrte Metall, aber selbst diese Laute wirkten irgendwie falsch und unwirklich auf mich. Ich verscheuchte den Gedanken und versuchte mich ganz auf das Fuhrwerk und seinen Insassen zu konzentrieren. Das Ruinengrundstück, auf dem Rowlf und ich Stellung bezogen

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