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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Glas. Durch die nackten Dachsparren über unseren Köpfen sickerten die ersten Sonnenstrahlen herein.
    »Er ist fort«, wiederholte Howard tonlos. »Er ist fort, Robert.«
    »Verdammt, das war der Sinn der Aktion!«, brüllte ich. »Wenn du dich nicht wie ein Rasender auf mich geworfen hättest, dann hätte ich den Kerl über den Haufen geschossen!«
    Howard gab einen sonderbaren, beinahe schluchzenden Laut von sich. »Du weißt ja nicht, was du getan hast«, sagte er noch einmal.
    »Doch«, antwortete ich. Allmählich begann ich in Rage zu geraten. Über unseren Köpfen ging die Sonne auf. Rowlf konnte gar nicht mehr länger warten! »Ich habe dir das Leben gerettet, du starrköpfiger, alter Narr! Glaubst du, ich sehe zu, wie du Selbstmord begehst?«
    »Selbstmord?« Howard lachte schrill. »Es war die einzige Möglichkeit, diese Ungeheuer zurückzurufen! Begreifst du denn nicht? Wenn die Sonne das nächste Mal untergeht, werden sie zu Millionen über die Stadt herfallen!«
    »Wenn die Sonne das nächste Mal untergeht, wird es sie nicht mehr geben«, antwortete ich gehetzt. »Und uns auch nicht, wenn wir nicht machen, dass wir hier herauskommen.«
    Howard starrte mich verständnislos an.
    »Was -«
    Ich unterbrach ihn, indem ich ihn an der Schulter packte und mit einem unsanften Stoß auf den Gang hinausbugsierte. Graue Schatten tanzten vor uns in der Luft. Motten, die von ihrem nächtlichen Schwärmen heimkehrten, um bis zum nächsten Sonnenuntergang zu ruhen.
    Howard wehrte sich nicht mehr, aber er machte auch keine Anstalten, aus eigenem Antrieb weiterzugehen, sondern ließ sich wie ein willenloses Kind von mir an der Hand mitschleifen.
    Noch einmal glaubte ich das helle Klirren von Glas zu hören und das Geräusch spornte mich noch einmal zu größerer Schnelligkeit an. Wie von Furien gehetzt, jagte ich die Treppe hinab und zerrte Howard erbarmungslos mit mir. Wir fielen, polterten aneinandergeklemmt die letzten zehn, fünfzehn Stufen hinab und blieben einen Moment benommen liegen.
    Als ich die Augen öffnete, sah ich einen winzigen, orange-roten Funken vor mir aufglühen …
    Ich sprang hoch, zerrte Howard mit einem Ruck mit mir – und setzte im letzten Moment über den halbmeterbreiten Kreis aus Petroleum hinweg, den Rowlf um das Haus gelegt hatte.
    Eine weißglühende Faust traf meinen Rücken. Ich schrie, aber der Laut ging im Brüllen der tobenden Feuersäule unter, die das Haus hinter Howard und mir verschlang.
    Eine ungeheure Hitzewelle fauchte über uns hinweg. Verzweifelt stemmte ich mich auf Hände und Knie hoch, zog den Kopf zwischen die Schultern und kroch von den Flammen fort.
    Erst als ich mehr als zehn Yards von der Ruine entfernt war, wagte ich es, mich herumzudrehen und zurückzublicken.
    Rowlf und Howard knieten ein Stück neben mir, Howard noch immer starr, wie gelähmt und mit stierem, abwesenden Blick, aber unverletzt. Wahrscheinlich hatte er noch gar nicht begriffen, was geschehen war.
    Eine dumpfe Explosion wehte aus dem Prasseln der Flammen zu uns herüber, als eine der Petroleumflaschen, die Rowlf im Keller und Erdgeschoss des Hauses verteilt hatte, detonierte, dann eine zweite, dritte, vierte …
    Das Haus verwandelte sich in wenigen Augenblicken in einen gigantischen Scheiterhaufen. Der Flammenschein wurde gelb, dann annähernd weiß, bis er mir die Tränen in die Augen trieb und wie eine zweite, künstliche Sonne im verblassenden Grau der Dämmerung loderte.
    Aber trotz der Tränen, die meinen Blick verschleierten, sah ich die grauen Schwaden, die wie feinkörniger Staub aus allen Richtungen herbeistürzten, der tödlichen, unwiderstehlichen Helligkeit entgegen. Zu Tausenden und Abertausenden stürzten sie aus dem Himmel herab, stürzten sich in die Flammen und verglühten.
    Aber so viele es auch waren – ihre Zahl schien kein Ende zu nehmen. Die brodelnde graue Wolke über unseren Köpfen wurde nicht kleiner, sondern schien sich im Gegenteil noch zu verdichten, dunkler und schwerer zu werden.
    Und dann hörte ich das Geräusch. Es war nicht das Summen und Schleifen der Motten, sondern ein tiefes, gequältes Keuchen und Ächzen, ein steinerner Laut, als schrien die Häuser entlang der Straße vor Entsetzen auf. Plötzlich ertönte ein schmetternder, ungeheuerlicher Schlag und durch das Wirbeln und Wabern der Mottenschwärme sah ich, wie der Dachstuhl eines der benachbarten Gebäude wie in einer grotesk verlangsamten Bewegung in sich zusammensank, wie Risse, schwarzen Spinnenfingern

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