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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gleich, die Wände des Hauses spalteten, Fenster und Türen zu grauem Staub zerfielen …
    Das Haus alterte …
    Und der Prozess beschränkte sich nicht nur auf dieses eine Gebäude. Wie die Zeichen einer ansteckenden, mit unglaublicher Geschwindigkeit um sich greifenden Krankheit breitete sich der Verfall aus, griff auf andere Gebäude über, ließ den Straßenbelag stumpf und rissig werden. Überall, wo die Motten Stein oder Holz berührten, zerfiel dies in grotesker Schnelligkeit, spulten sich Jahre in Sekunden, Jahrzehnte in Minuten ab. Und der Prozess wurde schneller!
    »Robert!«, brüllte Howard. Seine Stimme überschlug sich fast. Ich hatte niemals einen Ausdruck solch überwältigender Panik in der Stimme eines Menschen gehört. »Er lebt! Er lebt noch!«
    Aus dem brennenden Haus hinter uns ertönte ein gellender Schrei und als ich herumfuhr, bot sich mir ein furchtbarer Anblick.
    Die Flammenwand, die das Haus verschluckt hatte, hatte sich geteilt. Unter der rauchgeschwärzten Tür war eine Gestalt erschienen, die Gestalt eines Mannes – jedenfalls nahm ich an, dass es ein Mann war.
    Sein Gesicht war nicht mehr zu erkennen.
    Er schrie, torkelte auf uns zu, in eine Feuersäule gehüllt.
    Ich hatte den Mann noch nie zuvor in meinem Leben gesehen und trotzdem wusste ich sofort, wen ich vor mir hatte. Dieser Mann war DeVries, der geheimnisvolle Animal-Master, den Howard bei seinem Gespräch mit dem Fremden erwähnt hatte! Er musste sich irgendwo im Haus verborgen gehalten haben, um Howard zu erwarten.
    Als Rowlf den Brand gelegt hatte, war es zu spät für ihn gewesen, zu fliehen. Vielleicht hatte er auch versucht, sich mit seiner unheimlichen magischen Macht zu schützen, aber wenn, dann hatte sie versagt.
    Schreiend taumelte er durch die wabernde Flammenwand, fiel auf die Knie, schleppte sich weiter auf uns zu.
    Nicht ein Quadratzentimeter seiner Haut war von den Flammen nicht gezeichnet.
    Und trotzdem lebte er.
    Der furchtbare Anblick schlug mich so in seinen Bann, dass ich fast zu spät reagierte. Der Mann kroch auf mich zu, hob die Hände in einer beschwörend wirkenden Geste und schrie ein einzelnes, unglaublich lautes Wort.
    Eine schwerfällige Bewegung ging durch die Masse der Mördermotten. Wie ein einziges, gigantisches Wesen zuckte die Wolke, formierte sich neu und stürzte sich auf mich.
    Ein unhörbares Knistern ging durch die Luft. Ich spürte, wie sich die Zeit um mich herum zu biegen und zu winden begann, wie Jahrhunderte zu Sekunden zusammenschrumpften, wie mein Leben komprimiert wurde.
    Meine Hand zuckte in einer Bewegung, die nicht meinem Willen entsprang, unter meinen Mantel, schmiegte sich um den Griff des Stockdegens und riss ihn aus seiner Umhüllung. Die Motten kamen näher. Ich fühlte, wie mein Leben zu zerbrechen begann, aufgesogen von Millionen der winzigen Tiere, die mir meine Zeit stahlen.
    Der Degen zuckte nach vorne, schnitt mit einem reißenden Geräusch durch den Stoff meines Mantels und zielte wie ein stählerner Blitz auf DeVries’ Herz. Eine sanfte, unendlich leichte Hand schien mich im Nacken zu berühren, dann im Gesicht, auf den Händen, den Schultern. Die Welt um mich herum wurde grau, versank in einem Strudel grauer, flatternder, schlagender Flügel und rasend schnell verstreichender Zeit.
    Die Klinge des Stockdegens bohrte sich in DeVries’ Brust.
    Der Magier erstarrte. Seine vom Feuer getrübten Augen weiteten sich. Er brach vollends zusammen, stemmte sich noch einmal auf die Hände und tastete mit einer fast erstaunt wirkenden Bewegung nach der täuschend kleinen Wunde über seinem Herzen.
    Und im gleichen Moment verschwanden die Motten.
    Wie ein Spuk hoben sich die winzigen Tierchen wieder in die Luft, das sanfte Streicheln ihrer Schwingen und Fühler verschwand und wieder hörte ich dieses mächtige, seidige Rauschen und Wispern, als sie sich erneut zu einem gewaltigen Schwarm formierten.
    Aber es war nichts Tödliches, nichts Übernatürliches mehr in ihrem Tanzen und Flattern. Ihr Fluch war erloschen, das spürte ich mit absoluter Sicherheit. Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, waren sie wieder das, was sie immer gewesen waren. Nichts als kleine, hässliche Tiere.
    DeVries starb kaum eine Minute später, aber es war nicht meine Macht gewesen, die ihn vernichtet hatte, so wenig, wie die Bewegung des Degens in Wahrheit meinem Willen entsprungen war.
    Weder Howard noch Rowlf hatten es gesehen und ich würde mich hüten, ihnen jetzt oder zu irgendeinem

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