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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Arne, mein getreuer Servant, denn du wirst Zeuge eines Zaubers, den bisher noch kein Mensch gewoben hat«, rief er mit sonorer Stimme. »Dort drinnen«, er zeigte mit seinem Stab auf die Kuppel, »dort drinnen liegt der Schlüssel zur Macht! Und er wird mir, Magnus Morjaerd, dienen!«
    Unter allen anderen Umständen hätten die Worte theatralisch und albern geklungen. Jetzt erfüllten sie Arne mit einer Angst, die er sich selbst nicht erklären konnte. In den Augen seines Meisters loderte ein Feuer, das er noch nie zuvor an ihm beobachtet hatte.
    Während Arne Sten hilflos die Hände rang und ihm das Grauen mehr und mehr die Kehle zuschnürte, zog sein Meister mit fluoreszierender Kreide einen Kreis um den lebenden Stein.
    Danach schritt er, unruhig den Boden absuchend, durch den Saal und malte schließlich ein fünffarbiges Pentagramm auf eine Stelle, an der die Reste eines verwaschenen Symbols zu sehen waren; vielleicht auch nur eine natürliche Maserung im Stein, das konnte Arne nicht so genau unterscheiden. Er wollte es auch gar nicht. Alles, was er wollte, war, von diesem Ort zu verschwinden, so rasch und so weit fort wie nur möglich.
    Arne kam es vor, als trete dieses Symbol im gleichen Augenblick, in dem Morjaerds Pentagramm geschlossen wurde, deutlicher aus dem Grund und begänne zu zittern. Doch es lag keine Furcht in diesem Beben, das fühlte er genau. Eher eine gierige Vorfreude und ein dunkles Verlangen, wie es auch aus allen Ritzen und Winkeln des Raumes herauskroch und sie lauernd umschlich.
    Warum nahm das der Meister denn nicht wahr?, dachte er entsetzt. Er musste doch sehen, was um ihn vorging!
    Er wollte Morjaerd eine Warnung zuschreien, doch er brachte nur ein unverständliches Stammeln hervor. Er streckte die Arme aus und wollte zu ihm hinlaufen, ihn aus der Mitte des Pentagramms wegzerren, fort von diesem schrecklichen, bösen, namenlosen Etwas, das dort lauerte …
    Doch er kam nicht mehr dazu. Wieder glaubte er dieses dunkle, böse Kichern zu hören und im selben Moment wallte eine schwarze Wand rings um ihn auf und hüllte ihn ein wie undurchdringlicher Nebel.
    Eine entsetzliche Kälte begann durch seine Poren zu dringen und machte sich in seinen Gliedern breit. Gleichzeitig wurde ihm so heiß, dass ihm der Schweiß in Strömen über die Stirn und den Rücken rann.
    Seine Beine knickten unter ihm weg, er taumelte, griff Halt suchend um sich und stürzte als hilfloses Bündel auf den Boden des Zimmers. Durch das Wallen und Wogen des schwarzen Nebels glaubte er Dämonenfratzen in den Raum quellen zu sehen, scheußlich verzerrte Visagen, die sich aus jedem Stein und jedem Stück Holz herausschälten und von Sekunde zu Sekunde deutlicher wurden.
    Dann drang die Stimme seines Meisters in seine Gedanken. Morjaerd hatte mit seiner Beschwörung begonnen, dachte Arne entsetzt. Er schien nicht einmal bemerkt zu haben, was mit seinem getreuen Diener geschehen war!
    Ein leichtes Summen drang aus dem Stein und einer der drei Buckel, die aus der Stele herausstanden, drehte sich knackend um seine Achse. Es klang wie ein Kanonenschuss, der von den Wänden widerhallte und den Magier aus seiner Konzentration riss.
    Jetzt erst bemerkte Morjaerd den schwarzen Nebel, der nun auch ihn umgab und gierig an seiner Kutte zerrte. Mit einem Schrei wollte er zurückspringen, doch seine Füße waren wie auf dem Boden festgenagelt. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen und aus seiner Kehle brach ein gellender, unmenschlicher Schrei.
    Aber er verhallte ungehört. So wie all die anderen Schreie, die vorher die unheilige Stille der Kammer durchbrochen hatten …
     
    »Tut mir leid, Mijnheer – ich kann Ihnen nicht sagen, wo Sie die Van Dengsterstraat finden. Amsterdam ist groß, wissen Sie?« Der Portier lächelte Verzeihung heischend, reichte mir den Zettel, auf den ich die Adresse geschrieben hatte, über die Theke zurück und fuhr sich mit der Linken durch das schwarze, ölig glänzende Haar.
    Enttäuscht faltete ich das Blatt wieder zusammen und wandte mich um; mit einer Mischung aus Resignation und langsam stärker werdendem Zorn. Trotz der frühen Stunde herrschte in der hohen, verschwenderisch ausgestatteten Hotelhalle bereits ein unablässiges Kommen und Gehen und der Portier sprach bereits wieder mit einem der anderen Gäste; schnell und in unverständlichem holländischen oder belgischen Gebrabbel – für mich machte das keinen Unterschied; ich verstand beides nicht.
    So wenig, wie ich diese Stadt verstand,

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