Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers
Sie einfach zu«, sagte sie gönnerhaft. »Ich begreife nur zu gut, wie schwer es Ihnen fällt, meinen Worten Glauben zu schenken. Für Sie ist die Welt in Ordnung. Aber glauben Sie mir, die Geister sind so real wie Sie und ich. Meinetwegen lachen Sie mich aus, doch seien Sie so nett und hören Sie zu.«
»Aber Lady Audley«, sagte ich, der Verzweiflung nahe. »Ich halte Sie ganz und gar nicht für verrückt. Im Gegenteil. Sie können nicht wissen, dass -«
»Warum hältst du nicht den Schnabel und hörst einfach zu?«, unterbrach mich Howard. »Vielleicht ist es ja wirklich wichtig, Robert.«
Ich gab auf.
Lady Audley warf Howard einen dankbaren Blick zu. »Ich danke Ihnen, Mister Phillips«, sagte sie, und fügte – nach einem übertriebenen geschauspielerten Verziehen der Nase hinzu: »Übrigens, was rauchen Sie für einen Tabak?«
»Warum?«, fragte Howard.
»Er riecht nicht besonders gut«, sagte Lady Audley. »Um ehrlich zu sein, er stinkt nach verbrannter Ratte.«
Howard schluckte, während ich mit letzter Kraft ein Grinsen unterdrückte. Gottlob kam in diesem Moment Rowlf mit einer Kanne frisch aufgebrühtem Kaffee zurück und Lady Audley schwieg, bis er eingeschenkt und das Zimmer wieder verlassen hatte. Danach leerte sie schweigend hintereinander drei Tassen, ehe sie sich mit einem genussvollen Seufzer zurücksinken ließ.
»Warum sind Sie hier, Mylady?«, begann Howard steif. »Doch sicher nicht nur, um Rowlfs Kaffee zu genießen.«
Ich sah ihn warnend an, aber Lady Audley schien seine Worte nicht übel zu nehmen. »Natürlich nicht, Mister Phillips«, sagte sie. »Mein Überfall hat mit dem zu tun, was gestern Abend auf der Seance geschehen ist.« Lady Audleys Stirn umwölkte sich. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Robert. Einen sehr großen Gefallen, wie ich gleich vorwegschicken muss. Wahrscheinlich werden Sie mich hinterher für völlig verrückt halten, aber ich flehe Sie an, einer alten Frau zu vergeben.«
»Nur zu«, sagte ich. »Nach dem, was heute Nacht geschehen ist, erschüttert mich nichts mehr.«
»Auch nicht, wenn ich Sie bitte, mich nach St. Aimes zu begleiten?«, fragte Lady Audley.
»St. Aimes?«, echote ich.
»Der Ort, wo Cindy begraben liegt«, erklärte sie leise. »Ich möchte, dass Sie mit mir dorthin gehen, Robert. Genauer gesagt, zum Friedhof von St. Aimes.«
Ich muss sie angestarrt haben, als zweifele ich an ihrem Verstand, denn sie fügte hastig hinzu: »Ich weiß, was Sie jetzt denken, Robert. Aber ich flehe Sie an, helfen Sie mir.«
»Warum?«, fragte Howard.
»Warum?« Lady Audley kreischte fast. »Das fragen Sie noch, nach dem, was Sie selbst heute Nacht erlebt haben, Sie … Sie … Sie Amerikaner, Sie?«
Howards Mundwinkel zuckten. Aber er blieb – zumindest äußerlich – ernst. »Sie missverstehen mich, Mylady«, sagte er und stieß eine Qualmwolke in ihre Richtung. »Im Gegensatz zu Robert bin ich mir der Tatsache bewusst, dass Ihre kleinen Seancen alles andere als eine harmlose Spielerei sind. Das war auch der Grund, aus dem ich dagegen war.«
»Dann sollten Sie verstehen, was ich in St. Aimes möchte«, erwiderte Lady Audley heftig. Plötzlich, und ohne dass ich mir erklären konnte, warum, war sie voller Feindseligkeit. »Cindy ist in Gefahr. Sie haben gehört, wie sie mich um Hilfe angerufen hat.«
»Cindy«, erklärte Howard sanft, »ist seit zwanzig Jahren tot, Mylady.«
Lady Audley schluckte hörbar. Ihr Gesicht wurde noch blasser. »Das weiß ich, Sir«, antwortete sie steif. »Aber ihre Seele ruft mich um Hilfe. Sie ist in Not. Vielleicht sind Sie als Amerikaner nicht daran gewöhnt, von Dingen wie einer unsterblichen Seele zu reden, aber wir sind hier nicht in den Staaten, sondern in einem zivilisierten Land, und wir wissen die alten Werte zu würdigen.«
»Howard wollte Ihnen sicher nicht zu nahe treten, Mylady«, sagte ich hastig. »Aber trotzdem – was glauben Sie dort erreichen zu können?«
»Ich muss ihr helfen«, sagte Lady Audley heftig. »Aber ich brauche Sie dazu, Robert.«
»Mich? Aber was könnte ich -«
»Überlassen Sie das ruhig mir, mein Junge«, unterbrach sie mich. »Ich sagte es schon einmal und ich sage es wieder: Sie sind ein Medium, sogar ein ganz außergewöhnlich begabtes Medium, Robert. Wir müssen nach St. Aimes. Cindy braucht meine Hilfe. Und ich glaube, dass Sie mich dabei unterstützen können. Nun?«
Ich schwieg einen Moment, sah erst sie, dann Howard und schließlich die vermeintliche Standuhr
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