Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers
gewesen …« Er schloss mit einem Seufzen, drehte sich abrupt vom Fenster weg und gab Rowlf einen Wink.
»Geh hinunter und mach die Tür auf«, sagte er. »Schnell, ehe sie klopft und die Dienerschaft weckt.«
Rowlf gehorchte. Wir hörten ihn die Treppe hinunterpoltern und durch die Halle stürmen; wenige Augenblicke später knarrte die Eingangstür und Lady Audleys Stimme klang auf.
Howard wickelte hastig die tote Ratte in das Papier, sah sich einen Moment hilflos um und platzierte sie in Ermangelung eines besseren Verstecks schließlich im Kamin, während ich das Fenster aufriss, um den üblen Geruch aus dem Zimmer zu vertreiben. Auf die Idee hätte ich auch schon vor zwei Stunden kommen können.
Wir waren kaum mit unseren Vorbereitungen fertig, als die Tür aufging und Rowlf wieder hereinkam, gefolgt von Lady Audley, die zu ihrem Doppelkinn nun auch noch dunkle Ringe unter den Augen trug. Sie schien in dieser Nacht so wenig geschlafen zu haben wie wir.
»Robert«, begann sie, ohne sich mit irgendwelchen überflüssigen Schnörkeln aufzuhalten, »ich muss Sie sprechen.« Zielsicher walzte sie auf mich zu, ließ sich in einen Stuhl fallen und griff nach der Kaffeekanne.
»Lassen Sie, Lady Audley«, sagte ich. »Er ist kalt. Aber Rowlf kann neuen aufbrühen.«
Rowlf nickte und verschwand, während sich Howard – schon wieder eine neue Zigarre im Mund – zwischen mir und Lady Audley am Tisch niederließ.
»Ich sehe, Sie haben auch keinen Schlaf gefunden«, begann Lady Audley. »Das ist verständlich, nach allem, was geschehen ist. Und es enthebt mich der Peinlichkeit, Sie wecken zu müssen.«
Ich tauschte einen raschen Blick mit Howard. Vielleicht war es besser, sie in diesem Glauben zu lassen. Es wäre mir schwer gefallen, den wahren Grund zu erklären.
»Es hätte nichts gemacht«, antwortete ich. »Aber Sie haben Recht. Howard und ich haben die ganze Nacht darüber nachgedacht, was nun während der Seance wirklich geschehen ist. Aber leider wissen wir es nicht.«
»Aber ich«, erklärte Lady Audley.
Verwirrt sah ich sie an. »Sie … wissen?«, murmelte ich.
Lady Audley McPhaerson nickte mit großem Ernst. »Sie können es nicht wissen, mein Junge«, sagte sie. »Sie sind jung und unbefangen und das ist auch gut so.«
Ich hatte meine Züge wohl nicht halb so gut unter Kontrolle, wie ich es gerne gehabt hätte, denn Lady McPhaerson lächelte plötzlich und fuhr – in eindeutig gönnerhaftem Ton – fort: »Machen Sie sich nichts daraus, Robert. Sie sind vielleicht ein begnadetes Medium, aber Ihnen fehlt einfach noch die Erfahrung, wissen Sie? Irgendwann werden Sie begreifen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die sich unsere Schulweisheit nicht erklären kann.«
Das kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich war klug genug, sie nicht zu unterbrechen.
»Was meinen Sie damit?«, fragte Howard.
Lady Audley bedachte ihn mit einem Blick, der jeden anderen in den Sessel hätte schrumpfen lassen. »Ich meine damit, Mister Phillips«, sagte sie, »dass Robert unsere kleinen Seancen bisher nicht ernst genommen hat. Widersprechen Sie mir nicht, Robert«, sagte sie mit erhobener Stimme, als ich sie unterbrechen wollte. »Ich habe Sie längst durchschaut. Für Sie war das alles nur ein großer Spaß, bei dem Sie sich köstlich über uns alberne alten Frauen amüsiert haben, nicht wahr?«
Sie blinzelte. Ein flüchtiges Lächeln stahl sich auf ihre übermüdeten Züge und erlosch wieder. »Das ist Ihr gutes Recht, Robert«, fuhr sie fort. »Aber seit heute Nacht sollten Sie wissen, dass es mehr ist als ein Spaß. Vielleicht war es das, bisher. Aber Sie sind ein Medium, auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen.«
Ich schwieg einen Moment, während Lady Audley sichtlich den Schrecken genoss, den ihre Worte für mich bedeuten mussten. »Wissen Sie, Lady Audley«, sagte ich schließlich, »es gibt da etwas, was ich Ihnen erklären muss …«
Howard begann zu husten.
»Warum finden Sie sich nicht einfach damit ab, mein lieber Robert«, sagte Lady Audley. »Ich weiß, wie schwer es Ihnen fallen muss, aber es gibt so etwas wie Geister und übersinnliche Dinge. Wenn Sie älter werden, werden Sie noch begreifen, was ich meine. Schauen Sie – die meisten meiner Freunde halten mich für verrückt und ich lasse sie in diesem Glauben. Aber ich bin es nicht, ganz und gar nicht.«
»Lady Aud -«, begann ich erneut, wurde aber sofort wieder von ihr unterbrochen.
»Sagen Sie jetzt nichts, Robert, sondern hören
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