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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seine Schulter und versuchte ihn festzuhalten. Howard schüttelte sie ab, fuhr ärgerlich herum und funkelte den Lakai so zornig an, dass der Mann unwillkürlich ein Stück zurückprallte.
    »Aber ich bitte dich, Bruder Howard!«
    Obwohl die Stimme sehr leise war, schnitt sie wie ein Peitschenhieb in Howards Geist. Seine Hand, die zu einer abwehrenden Geste erhoben war, erstarrte mitten in der Bewegung. Eine halbe Sekunde lang blieb er reglos stehen, dann wandte er sich mit starren, fast puppenhaften Bewegungen um und starrte den dunkelhaarigen Mann an, der die Worte gesprochen hatte.
    »Bitte mach hier nicht so einen Lärm, Bruder Howard«, fuhr der Mann fort. »Immerhin haben diese Leute sehr viel Geld bezahlt, um sich in Ruhe einem Kunstgenuss hingeben zu können – den du zweifellos nicht zu würdigen weißt.« Er lächelte dünn und humorlos, machte mit der Linken eine Geste auf den freien Platz neben sich und wandte sich an den Lakai, der mittlerweile Verstärkung bekommen hatte. »Es ist gut, Jean-Luc. Ich kenne den Herren.«
    »Du -« Howards Stimme zitterte vor Erregung, aber wieder unterbrach ihn der Fremde mit einer knappen, befehlenden Geste.
    »Bitte, Bruder – nicht vor den Domestiken.«
    Sekundenlang starrte Howard den dunkelhaarigen Mann mit unverhohlenem Hass an. Seine Finger spannten sich so fest um den zerdrückten Operngucker, dass die Knöchel wie kleine weiße Narben auf seiner Haut sichtbar wurden. Aber er wartete gehorsam, bis die Diener wieder gegangen waren. Erst dann trat er auf den Fremden zu, hob die Arme und streckte die Hände aus, als wolle er ihn packen und erwürgen.
    »Wo ist sie?«, keuchte er. »Was hast du mit ihr gemacht?«
    »Mit ihr?« Die dünnen, wie aufgemalt wirkenden Brauen des Mannes zogen sich zu einem fragenden Stirnrunzeln zusammen. »Von wem sprichst du, Bruder? Wir sind allein. Sieh dich um.«
    Howard keuchte wütend. »Du weißt genau, von wem ich rede, du Ungeheuer«, zischte er. »Ich habe sie gesehen. Du … du hast mir doch extra dieses Ding schicken lassen, damit ich sie sehe!« Er schwang das Opernglas wie eine Waffe und trat einen weiteren halben Schritt auf den Fremden zu. »Wo ist Ophelie, Sarim? Sag es oder ich gebe dir mein Wort, dass du diesen Balkon nicht lebend verlässt!«
    Sarim de Laurec lächelte flüchtig. »Du hast dich nicht verändert, Bruder Howard«, sagte er. »Ich habe deinen scharfen Geist und deinen wachen Verstand immer bewundert. Und ich habe nie verstanden, dass du dich in einen Idioten verwandelst, sobald diese Frau im Spiel ist. Wir hätten dich schon einmal beinahe getötet, ihretwegen.«
    »Wo ist sie?«, keuchte Howard. »Rede, oder -«
    »Oder?«, unterbrach ihn de Laurec kalt. »Oder was, Howard? Willst du mich töten? Was glaubst du, würde mit ihr geschehen, wenn du Hand an mich legen würdest?«
    »Du Bestie!«, keuchte Howard. »Ihr … ihr verdammten Bestien. Warum zieht ihr sie mit hinein? Ich bin hier, weil ich mich euch stellen wollte. Ihr könnt mich haben, aber lasst Ophelie aus dem Spiel. Sie hat nichts mit euch zu schaffen.«
    »Aber mit dir, Bruder«, antwortete de Laurec kalt. »Du willst dich stellen? Gut. Ich habe Tapferkeit immer respektiert, auch bei meinen Feinden. Aber du täuschst dich, wenn du glaubst, du bräuchtest nur hierher zu kommen und alles wäre in Ordnung. Du willst Ophelie?«
    »Lasst sie in Ruhe«, sagte Howard. Seine Stimme bebte und drohte zu brechen. Seine Hände zuckten, als kämpfe er wirklich mit aller Macht gegen den Wunsch, sich auf de Laurec zu stürzen und ihn kurzerhand zu erwürgen. Aber im Grunde war es nur eine Geste der Hilflosigkeit. »Ich flehe dich an, Bruder de Laurec – Ophelie hat euch nichts getan. Sie … sie ist unschuldig.«
    »Niemand ist unschuldig, Bruder Howard«, erwiderte de Laurec kalt. »Aber ich werde dir beweisen, wie großmütig die Bruderschaft ist, auch denen gegenüber, die sie verraten haben. Du hast zwölf Stunden, um zu mir zu kommen. Allein und ohne Waffen.«
    »Aber ich bin da!«, begehrte Howard auf. »Du hast mich! Was willst du noch, du Bestie?«
    De Laurec schüttelte tadelnd den Kopf. Howard fiel eine winzige, schon halb verkrustete Wunde an seiner Schläfe auf, aber der Gedanke entglitt ihm, ehe er ihn vollends greifen konnte. »So nicht, Bruder«, sagte der Franko-Araber. »Du denkst, du bräuchtest nach zehn Jahren nur aufzutauchen und zu sagen: ich bin da und alles wäre in Ordnung?« Er lächelte. »Du weißt, dass es nicht so leicht

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