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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erneut nach hinten zu kippen begann. Im letzten Moment konnte ich meinen Sturz bremsen, aber nur, um mit hilflos pendelnden Beinen weiter über dem Abgrund zu hängen. Und ich spürte, wie die Kraft in meiner rechten Hand von Sekunde zu Sekunde nachließ.
    »Sie machen es mir wirklich nicht leicht, meine Aufgabe zu erfüllen, Mister Craven«, sagte Eisenzahn kopfschüttelnd. Er beugte sich vor und obwohl ich genau wusste, dass er nichts als ein Automat und zu solcherlei Regungen gar nicht fähig war, glaubte ich für einen Moment, ein schadenfrohes Glitzern in seinem verbliebenen Auge zu sehen. »Aber ich verstehe nicht ganz, warum Sie sich die Mühe gemacht haben, an der Wand hinaufzuklettern«, fuhr er im Plauderton fort. »Sie hätten die Treppe nehmen können, wissen Sie? Genau wie ich.«
    Und damit trat er mir auf die andere Hand. Das letzte, was ich sah, war sein hämisches Grinsen. Dann kippten der Himmel und das Dach in einem grotesken Salto nach hinten weg und ich fiel wie ein Stein in die Tiefe.
     
    Obwohl in dem Zimmer an die hundert Kerzen brennen mussten, war es nicht richtig hell. Ein sonderbarer, flackernder Schein hing in der Luft wie graues Licht und mit dem Knistern des Kaminfeuers drang noch ein anderer, unwirklicher Laut in das Schweigen der Nacht. Das Haus war still geworden, nachdem auch die letzten Dienstboten gegangen waren, viel stiller als sonst. Und da war noch etwas. Ein nicht mit Worten zu beschreibender, aber überdeutlich fühlbarer Unterschied, etwas, als …
    Sarim de Laurec hob stöhnend die Hand an die Stirn. Für einen Moment hatte er das Gefühl gehabt, das Zimmer auf bizarre Art und Weise sich biegen und winden zu sehen. Etwas war mit den Farben geschehen, das zu beschreiben ihm selbst in Gedanken die richtigen Worte fehlten. Die vertraute Umgebung, in der er seit mehr als zwei Jahrzehnten lebte, war ihm mit einem Male fremd und unheimlich erschienen, so fremd, als wäre er unversehens in eine vollkommen andere, ihm unverständliche Welt verschlagen worden.
    Dann war das Gefühl gegangen.
    Geblieben war die Furcht.
    Sarim de Laurec hatte Angst. Und es war eine Angst ganz anderer Art, als er sie jemals zuvor kennen gelernt hatte. Er hatte Angst, ohne zu wissen wovor und es war, als wäre in ihm noch etwas, ein fremder, feindseliger Geist, der an seiner Seele nagte und fraß wie eine unsichtbare Ratte.
    Der Franko-Araber versuchte den Gedanken zu vertreiben, stand auf und ging mit raschen Schritten zu dem kleinen Teewagen neben dem Kamin hinüber, um sich – ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten – einen Drink zu mixen. Seine Hände zitterten so stark, dass das Eis im Glas klirrte, und der ungewohnte Alkohol brannte wie Feuer in seiner Moslem-Kehle. Aber er beruhigte ihn auch. Nach einer Weile spürte er, wie die Angst wich und sein normales, logisches Denken wieder die Oberhand gewann.
    Sarims Augen wurden schmal, während er sich, das Glas noch immer in der Hand und den scharfen Geschmack des Cognacs auf der Zunge, einmal um seine Achse drehte und das Zimmer in allen Einzelheiten musterte. Das Gefühl der Furcht war vergangen, aber de Laurec wäre nicht der Mann gewesen, der es war, wäre er einfach über den Zwischenfall hinweggegangen.
    Was war das gewesen?, dachte er. Wirklich nur seine Nervosität – oder vielleicht mehr? Ein Angriff mit Mitteln der Magie oder Teufelskraft? Sekundenlang wog de Laurec alle ihm möglich erscheinenden Erklärungen gegeneinander ab.
    Es mochte sein, dass das, was er gefühlt hatte, ein geistiger Angriff gewesen war, der Versuch eines anderen, Gewalt über sein Denken und seinen Willen zu erlangen. Bruder Howard?
    Das war die eine Möglichkeit, überlegte de Laurec.
    Die andere, die ihm weit wahrscheinlicher erschien, war, dass er noch immer unter den Auswirkungen des fehlgeschlagenen Versuches litt, das Kristallhirn der GROSSEN ALTEN unter die Kontrolle des Templerkapitels von Paris zu bringen. Er hatte die Berührung dieses unendlich fremden, bösen Geistes nur für Sekunden gespürt, aber er hatte gefühlt, welch ungeheure Macht dieses uralte Etwas besaß.
    Als Sarim de Laurec an diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen war, verspürte er einen scharfen, sehr tief gehenden Stich in der Schläfe. Er fuhr zusammen, krümmte sich wie unter einem Schlag und versuchte den Schmerz zu vertreiben. Als ausgebildeter Magier der Templerloge hatte er gelernt, seinen Körper perfekt zu beherrschen und Schmerzen nach Belieben abschalten oder

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