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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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keine so sichere Gegend hier. Vor allem nicht um diese Zeit. Sie brauchen nur noch über die Brücke zu gehen.«
    Ich verstand den Wink, stieg umständlich von der Ladefläche des Gemüsekarrens herunter und zog meine Geldbörse aus der Rocktasche.
    »Aber das ist doch nicht nötig, Monsieur, ich bitte Sie!« Der Mann begann abwehrend zu gestikulieren, schüttelte ein paar Mal hintereinander den Kopf – und griff blitzschnell nach dem Fünfzig-Franc-Schein, den ich ihm hinhielt. Ich unterdrückte ein Grinsen, dankte ihm noch einmal für seine Hilfe und wandte mich um, um auf die Brücke zuzuhumpeln. Hinter mir verklang das Geräusch der Karrenräder auf dem Pflaster.
    Von der Oberfläche der Seine schlug mir ein eisiger Hauch entgegen, als ich auf die Brücke hinaustrat, und die Dunkelheit schien intensiver zu werden, als sauge etwas über dem Fluss auch noch das bisschen Licht auf, das Mond und Sterne spendeten. Ich schauderte und sah mich hastig nach beiden Seiten um.
    Aber die Straße war leer. Für einen ganz kurzen Moment glaubte ich einen Schatten zu erkennen, sehr weit entfernt und fast am Ende der Straße. Irgendetwas klirrte, ein Geräusch wie Stahl, der über harten Stein scharrt. Aber als ich genauer hinsah, war er verschwunden und das Klirren von Metall wurde zum ärgerlichen Fauchen eines Katers, den ich bei seinem nächtlichen Streifzug gestört hatte.
    Ich schalt mich in Gedanken einen Narren, schlug den Jackenkragen hoch, denn die Luft war hier, direkt über dem Fluss, feucht und empfindlich kalt, und ging schneller weiter. Als ich das Hotel betrat, hatte ich den Schatten bereits wieder vergessen.
    Das Haus war dunkel. Der Flur roch durchdringend nach kaltem Zigarrenrauch und Kohl und irgendwo in den oberen Stockwerken plärrte ein Kind. Unschlüssig blieb ich stehen, sah mich nach so etwas wie einem Empfang um und klopfte schließlich an eine Tür, über der ein lieblos gekritzeltes Schild Consierge verkündete. Im Stillen fragte ich mich, welcher Teufel Howard geritten haben mochte, in einem derartigen Loch Unterschlupf zu suchen. Selbst die heruntergekommene Pension, in der ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte, war ein Prachtquartier gewesen im Vergleich zu dieser Absteige.
    Ich musste vier Mal klopfen – und jedesmal etwas lauter –, ehe schließlich hinter der Tür schlurfende Schritte laut wurden. Eine Kette klirrte, dann wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet und ein verschlafenes Auge blinzelte zu mir heraus.
    »Wissen Sie, wie spät es ist?«, murmelte eine Stimme. Das Auge blickte ein wenig feindseliger – was ich ihm, bei dem Anblick, den ich bieten musste, nicht einmal verdenken konnte.
    »Mitternacht«, antwortete ich automatisch, lächelte so freundlich, wie es mir im Moment noch möglich war, und fügte hinzu: »Verzeihen Sie die Störung, Monsieur -«
    »Madame«, unterbrach mich die Stimme. Die Tür wurde mit einem Ruck ganz geöffnet und eine Zwei-Zentner-Matrone schob mir ihren gewaltigen Busen entgegen. Das Gesicht, das verschlafen unter einer Nachtmütze hervorblinzelte, sah aus wie ein zerknautschter Scheuerlappen. Aber irgendwie passte es zu diesem Hotel. »Madame Dupre, um genau zu sein«, fuhr sie fort. »Und Sie müssen Monsieur Craven sein, wenn ich nicht irre.«
    »Das … stimmt«, sagte ich verblüfft. »Woher wissen Sie -«
    »Ich bin nicht dumm, junger Mann«, sagte Madame Scheuerlappen herablassend. »Ihre beiden Freunde haben gesagt, dass Sie kommen würden.« Der verschlafene Ausdruck wich jetzt rasch von ihrem Gesicht und als sie weitersprach, wurden ihre Worte von einem Augenaufschlag begleitet, der mich sicher auf dumme Gedanken gebracht hätte, wäre sie zwanzig Jahre jünger und anderthalb Zentner leichter gewesen. »Ein gut aussehender junger Mann mit einer weißen Strähne im Haar«, fuhr sie fort. »Monsieur Lovecraft hat ein Zimmer für Sie reservieren lassen.«
    »Hier?«, entfuhr es mir.
    »Natürlich hier«, antwortete sie, griff zielsicher hinter sich und hielt mir einen handlangen Schlüssel vor das Gesicht. »Zimmer einundzwanzig. Im zweiten Stock.«
    Automatisch griff ich nach dem Schlüssel, rührte mich aber nicht von der Stelle, sondern sah unsicher zwischen ihr und der ausgetretenen Treppe hin und her.
    »Sie sind sicher, dass er möchte, dass ich -«
    »Ganz sicher, junger Mann«, unterbrach mich Madame Dupre. »Um die Miete brauchen Sie sich nicht zu sorgen. Monsieur Lovecraft hat alles im Voraus bezahlt. Für zwei Wochen.«
    »Aha«,

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