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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stuhl zurück. »Du bist ja verrückt, Alter«, sagte er. »Erzähl einem anderen deine Schauergeschichten. Ich gehe jetzt und sehe nach, wo Rowland bleibt.«
    »Würde ich nicht tun«, sagte Kilian noch einmal lächelnd. »Bleib lieber hier. Die Sterne stehen nicht gut.«
    Penwick drehte sich mit einer zornigen Bewegung um und kämpfte sich mit Händen und Ellbogen zum Ausgang durch.
    Die Nacht lag wie eine schwarze Decke über der Stadt, als er den Pub verließ. St. Aimes lag wie ausgestorben vor ihm.
    In den allerwenigsten der zwei oder drei Dutzend Häuser, aus denen der winzige Ort bestand, brannte noch Licht und der Wind fing sich mit einem unheimlichen Heulen zwischen den schmalbrüstigen, eng beieinander stehenden Gebäuden. Die Geräusche der Zecher hinter ihm im Pub klangen seltsam gedämpft, als wären sie gar nicht wirklich, sondern hätten mit diesem Reich aus Dunkelheit und Schweigen, in das sich St. Aimes verwandelt hatte, im Grunde nichts verloren. Es muss auf zehn Uhr zugehen, dachte Penwick schaudernd. Der Pub würde bald schließen und dann würde St. Aimes endgültig der Nacht und dem Schweigen anheim fallen.
    Penwick versuchte die sonderbaren Gedanken abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Im Gegenteil. Das bedrückende, unheimliche Etwas, das wie eine unsichtbare Hand auf seiner Seele lastete, schien eher noch stärker zu werden.
    Es musste an dem dummen Zeug liegen, das Kilian geredet hatte, dachte Penwick. Vielleicht war es nicht gut, sich zu sehr mit den verrückten Geschichten des Alten zu beschäftigen.
    Trotzdem gingen ihm seine Worte nicht aus dem Kopf. Die Sterne stehen nicht gut, hatte er gesagt.
    Penwick legte den Kopf in den Nacken, blinzelte den Alkoholdunst fort und sah in den Himmel hinauf. Nun, im Augenblick standen die Sterne überhaupt nicht; zumindest waren sie nicht zu sehen. Vom Meer her waren schwere schwarze Regenwolken über die Küste gekrochen und löschten das Licht von Mond und Sternen aus und die Luft roch nach Salz und Regen.
    Penwick schauderte, schlug den Jackenkragen hoch und blickte sich um. Er hatte sich fest vorgenommen, noch einmal nach Rowland zu sehen, aber die Worte des Alten hatten ihn mehr beunruhigt, als er zugeben wollte. Und er war müde. Wahrscheinlich war Rowland klüger als er gewesen und lag schon längst im Bett und am nächsten Morgen würde er sich totlachen, wenn er erfuhr, dass Penwick noch einmal zum Friedhof zurückgegangen war und nach ihm gesucht hatte.
    Er überlegte noch einen Moment, dann wandte er sich nach links und begann rasch die Straße hinunterzugehen. Als er den Schatten des Pubs verließ, wuchs eine Gestalt aus einer Seitenstraße hervor und vertrat ihm den Weg.
    Penwick fuhr zusammen, blieb mitten im Schritt stehen und unterdrückte einen erschrockenen Ausruf, als er Rowland erkannte.
    »Du?«, fragte er verwirrt. »Was -«
    »Tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe«, unterbrach ihn Rowland. Seine Stimme klang ein bisschen hastig, fand Penwick. »Ich habe auf dich gewartet.«
    »Und ich auf dich«, erwiderte Penwick und machte eine Kopfbewegung zum Pub zurück. »Du wolltest nachkommen.«
    »Ich … weiß«, antwortete Rowland stockend. »Tut mir Leid, aber ich wollte nicht dort hineinkommen. Hab hier draußen auf dich gewartet.«
    »Und ich dort drinnen«, entgegnete Penwick. Er hatte seinen Schrecken überwunden und fühlte plötzlich einen gerechten Zorn in sich aufsteigen. »Verdammt, ich habe mir Sorgen um dich gemacht!«, sagte er. »Wo warst du die ganze Zeit? Hast du den Tabak erst geerntet?«
    »Ich wurde … aufgehalten«, antwortete Rowland stockend. Wieder fiel Penwick auf, wie sonderbar seine Stimme klang. Gehetzt und ein wenig atemlos; die Worte wurden von einem sonderbaren, pfeifenden Geräusch begleitet. Misstrauisch blickte er Rowland an, aber dessen Gesicht lag noch im Schatten des Hauses, sodass er nichts als eine amorphe dunkle Fläche wahrnehmen konnte, unterbrochen von zwei kleinen glitzernden Stellen, wo seine Augen waren. Er machte einen Schritt auf Penwick zu, aber der wich in einer wie zufällig aussehenden Bewegung im gleichen Moment ein Stück zurück und hob hastig die Hand.
    »Ich habe etwas entdeckt«, sagte er. »Etwas, das ich dir unbedingt zeigen muss. Komm mit.«
    »Wohin?« Penwick schauderte. »Etwa auf … den Friedhof?«
    Rowlands Antwort bestand in einem raschen, zischelnden Lachen, das Penwick ganz und gar nicht gefiel. Wieder versuchte er einen Blick auf das Gesicht seines

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