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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erschienen ihr gleichzeitig barbarisch und roh wie von unglaublicher Kunstfertigkeit. Und sie waren alt, unglaublich alt. Ohne dass es einer weiteren Erklärung bedurft hätte, spürte sie einfach, dass Cindy die Wahrheit sagte. Dies war ein Ort düsterer, verborgener Magie.
    »Nicht einmal ich weiß, was geschähe, würde ER erwachen, ohne dass die richtigen Vorbereitungen getroffen sind«, fuhr das Mädchen fort. »Wir sind seine Diener, doch ist es auch unsere Aufgabe, über ihn zu wachen, denn ER ist anders als die anderen. ER ist schrecklich in seinem Zorn und gewaltig in seiner Macht und doch ist ER nur wie ein Kind, das nicht weiß, was es tut und Schaden anrichten mag, wenn niemand da ist, der seine Schritte lenkt.«
    Sie stockte und wieder war dieser fast flehende Unterton in ihrer Stimme, als sie weitersprach. »Das ist der Grund, aus dem wir dich brauchen.«
    »Du verlangst … viel«, sagte Audley stockend. Ein bitterer Geschmack breitete sich auf ihrer Zunge aus. Aber sie war ganz ruhig. Seltsam, dachte sie, wie leicht es ihr fiel, über ihren eigenen Tod nachzudenken. Sie hatte nicht einmal Angst.
    »Ich verlange nichts«, sagte Cindy leise. »Was beschlossen ist, wird getan werden, so oder so. Aber es … fiele mir leichter, wenn ich wüsste, dass du verstehst.«
    Das unmerkliche Stocken in ihren Worten fiel Lady Audley auf. Sie blickte auf und sah in Cindys Gesicht. Ihre Züge waren noch immer unbewegt und starr. Aber – je mehr Lady Audley darüber nachdachte, desto fester wurde sie in ihrer Überzeugung, sich nicht geirrt zu haben – für einen kurzen Moment glaubte sie fast, eine einzelne Träne in ihrem Augenwinkel zu sehen.
     
    Das Pferd war dem Zusammenbruch nahe, als ich Ashton Place erreichte.
    Wie von Furien gehetzt war ich quer durch die Londoner Innenstadt galoppiert, ungeachtet der Flüche und Verwünschungen, die mir folgten. Durchgehende Kutschpferde und Passanten, die sich mit einem verzweifelten Satz in Sicherheit hatten bringen müssen, markierten meinen Weg. Vermutlich würde ich einen ganzen Berg Strafanzeigen auf meinem Schreibtisch vorfinden, wenn ich zurückkam. Aber daran verschwendete ich in diesem Moment nicht einmal einen Gedanken.
    Das TIER. Das war das einzige, woran ich denken konnte. Die Bestie, die ich durch die Augen der Albinoratte gesehen hatte. Shub-Niggurath, die schwarze Ziege mit den tausend Jungen.
    Selbst als ich das Pferd quer über den zu dieser Zeit recht belebten Ashton Place preschen ließ und eine Spur auseinander spritzender, fluchender Menschen und einen wütend gestikulierenden Bobby hinter mir zurückließ, sah ich nur das furchtbare Bild vor mir.
    Ich erreichte mein Grundstück, jagte tief über den Hals des Pferdes gebeugt durch das offen stehende Gartentor und brachte das Tier unmittelbar vor der Haustür zum Stehen. Mit einem Satz war ich aus dem Sattel, rutschte auf dem kiesbestreuten Weg aus und schlug der Länge nach hin, während das Pferd mit einem erleichterten Schnauben noch ein paar Schritte weiter trabte, ehe es stehen blieb und an einem meiner sorgsam gepflegten Rhododendronbüsche zu zupfen begann. Mein Gärtner würde einen Herzschlag bekommen.
    Ich rappelte mich hoch und rannte die Treppe hinauf. Die Tür wurde aufgerissen, gerade als ich die Hand nach dem Klopfer ausstrecken wollte, und ein verblüffter Diener starrte mir entgegen. Ich stürmte an ihm vorbei, warf Hut und Mantel in Richtung der Garderobe und rannte, immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf.
    »Aber Sir!«, rief er verwirrt. »Was …«
    Ich blieb auf dem letzten Absatz der Treppe stehen und wandte mich zu ihm um. »Fragen Sie nicht, Henry«, rief ich. »Dazu ist jetzt keine Zeit. Ich habe wichtige Dinge zu erledigen. Ich werde mich in der Bibliothek einschließen«, fügte ich hinzu. »Sorgen Sie dafür, dass mich niemand stört. Und später gehe ich aus dem Haus. Aber Sie brauchen nicht auf mich zu warten – es kann Mitternacht oder später werden.«
    »Und morgen, Sir?«, fragte Henry.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich und ging weiter. »Wenn Howard zurückkommt, sagen Sie ihm, dass ich mich melde, sobald ich Genaueres weiß.« Damit stürmte ich weiter. Erst als ich die Bibliothek erreicht und die Tür hinter mir abgeschlossen hatte, gestattete ich mir den Luxus, für die Dauer von vier, fünf Atemzügen die Augen zu schließen und Ordnung in meine Gedanken zu bringen.
    Wenigstens versuchte ich es.
    Schließlich stieß ich mich von der

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