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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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äußerster Mühe konnte ich ihm noch widerstehen. Aber ich spürte, wie meine geistigen Kräfte erlahmten. Verzweiflung begann sich in mir breit zu machen.
    »Sieh mich an!«, donnerte der Rattenmann und diesmal wurden seine Worte von einem geistigen Hieb solcher Macht begleitet, dass ich wie unter einem Fußtritt zusammenfuhr und auf die Knie fiel. Eine Ratte schoss quiekend heran und biss mich in den Zeigefinger, und -
    HUNGER. DIE GIER NACH FRESSEN. STÄRKER ALS JEDES ANDERE GEFÜHL. EINE WELT, DIE NICHT VON BEWUSSTEM DENKEN, SONDERN VON DUMPFEN TIERISCHEN INSTINKTEN ERFÜLLT WAR. KLAR GEGLIE -
    Die Ratte schoss davon, als der Unheimliche mit dem Fuß nach ihr stieß und der geistige Kontakt brach ab. Aber obwohl er nur Bruchteile von Sekunden gewährt hatte, hatte ich in dieser Zeit Wissen aufgenommen, ein so umfassendes Wissen, als wäre das primitive Bewusstsein der Ratte mit dem meinen verschmolzen, sodass mir nun seine gesamten Erinnerungen zur Verfügung standen. Und ich begriff …
    »Steh auf!«, befahl der Rattenköpfige. »Steh auf und sieh mich an! Ich befehle es!«
    Wieder wurden die Worte von einem brutalen Hieb mentaler Energien begleitet, die wie weiß glühende Dolche in meinen Schädel zu stechen schienen. Ich krümmte mich, wimmerte vor Pein und tat so, als verlöre ich das Gleichgewicht, als ich mich auf Hände und Knie hochstemmte. Meine Rechte näherte sich der Ratte, die mich gebissen hatte, und wieder schnappten ihre Fänge nach meinen Fingern.
    Diesmal war ich vorbereitet. Die Gefühle der Ratte überschwemmten mein Bewusstsein wie ein brodelnder Strom, aber anders als beim ersten Mal machten sie mich nicht hilflos. Für eine Sekunde sah ich durch die Augen der Ratte, spürte ihr dumpfes animalisches Sein wie einen Teil meiner selbst – und schlug mit aller Macht zu.
    Der geistige Widerstand des Tieres zerbrach wie Glas unter einem Hammerschlag, sein Bewusstsein lag offen und hilflos vor mir und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich durch seine Augen, roch und schmeckte und fühlte und hörte mit seinen Sinnen, war ich die Ratte. Ich sah mich selbst, ein riesiges, formloses Wesen unbestimmbarer Art und unbestimmbaren Aussehens, neben mir Howard und Rowlf und Cohen, auch sie gigantisch und roh und nicht spezifiziert, sondern Teile einer unverständlichen, aber klar in nur drei Teile gegliederten Welt. In Freund und Feind und Beute.
    Wir gehörten eindeutig zur dritten Kategorie.
    Der Rattenmann schrie auf, als er bemerkte, was ich tat. Ich spürte, wie seine Kräfte heranrasten wie eine gewaltige Faust, die mich zerschmettern musste, und schlug im gleichen Moment selbst zu.
    Es ist schwer, einen geistigen Kampf wirklich zu beschreiben. In Worte gefasst, klingt das Ringen zweier unterschiedlicher Bewusstseine undramatisch und leicht, aber es ist weder das eine noch das andere. Der Kampf dauerte nur Bruchteile von Sekunden, aber für mich vergingen Ewigkeiten. Sein Bewusstsein fiel über mich her wie ein ausgehungerter Vampir über eine Blutkonserve, versuchte mich zu verschlingen. Es war ein Gefühl ähnlich dem, das eine Maus haben musste, über die eine Herde tollwütiger Elefanten hinwegtrampelt.
    Ich versuchte nicht einmal, mich zu wehren. Meine Kräfte würden nur noch Sekunden reichen, ganz egal, ob ich seine Angriffe nun abwehrte oder mich darauf beschränkte, einfach am Leben zu bleiben, und ich tat das Einzige, zu dem ich noch fähig war, konzentrierte mich auf einen einzigen, verzweifelten Gedanken. Während der Rattenmann weiß glühende Sonnen hinter meiner Stirn aufflammen ließ, verschmolz ich meinen Geist noch einmal mit dem der Ratte.
    Es war ein bizarres Bild. Ich sah wieder mich selbst, auch Howard und die beiden anderen, aber ich sah uns nicht aus einem bestimmten Blickwinkel, sondern irgendwie aus allen Richtungen zugleich. Es waren nicht nur die Augen dieser einen Ratte, derer ich mich bediente.
    Plötzlich begriff ich, dass ich nicht mit dem Geist dieses einen Tieres, sondern mit dem der ganzen gewaltigen Rattenarmee verschmolzen war, dass es da etwas gab, das sie verband, ein übergeordneter, mächtiger Wille, mit dem die einzelnen Ratten verbunden waren wie Marionetten an unsichtbaren Fäden.
    Es ging unglaublich schnell. Die Welt kippte um und verlor ihre Farbe. Ich sah nur noch hell und dunkel in allen nur denkbaren Schattierungen, dazu alles umgekehrt. Aus Weiß wurde Schwarz, aus Schwarz Weiß, wie auf einer noch nicht entwickelten photographischen Platte.

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