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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stundenfrist in weitem Umkreis um das Feuer gestanden hatten, war nur noch ein Bruchteil da und auch diese begannen langsam, einer nach dem anderen, zu gehen.
    Frane presste sich Schutz suchend in den Schatten eines Hauses, fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und spähte aus eng zusammengekniffenen Augen zu dem zweistöckigen Gebäude auf der anderen Seite des Platzes hinüber. Er hätte seine rechte Hand für einen Schluck Schnaps gegeben, aber Craven hatte gesagt, dass er auf die Borden aufpassen sollte, und das war wichtiger. Frane verstand nicht ganz, wieso die Worte dieses sonderbaren Mannes mit der weißen Strähne im Haar eine solche Wichtigkeit für ihn hatten – immerhin war Craven ihr Feind und noch vor wenigen Stunden hätte er ihm mit Freuden die Kehle durchgeschnitten – aber es war ihm einfach unmöglich, sich dem Befehl zu widersetzen.
    Es war ihm nicht einmal möglich, wirklich darüber nachzudenken, warum das so war. Jedes Mal, wenn er es auch nur versuchte, schien ein unsichtbarer Besen durch seinen Kopf zu fahren und seine Gedanken gründlich durcheinander zu wirbeln.
    So wie jetzt.
    Frane blieb reglos stehen, bis der Schwindelanfall vorüber war, dann trat er mit einem entschlossenen Schritt aus dem Schatten heraus und begann den Platz zu überqueren. Niemand nahm Notiz von ihm – warum sollten sie auch? – und er erreichte das Haus der Borden unbehelligt.
    Als er die Tür öffnen wollte, trat ihm McGillycaddy entgegen. Der hochgewachsene, schwarzbärtige Schotte hatte im Schatten gewartet, sodass Frane ihn nicht hatte sehen können, und der Ausdruck auf seinem Gesicht war alles andere als freundlich.
    »Wo bist du gewesen?«, fuhr er Frane an, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. »Loyd und du hatten Befehl, auf die Borden aufzupassen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Frane trotzig und mit aller Kraft darum bemüht, sich seinen Schrecken nicht zu deutlich anmerken zu lassen. »Dieser Craven ist gekommen, und -«
    »Das weiß ich selber«, schnauzte McGillycaddy.
    »Habt ihr … habt ihr die Borden wieder eingefangen?«, fragte Frane stockend.
    McGillycaddy nickte. »Das war nicht nötig. Aber ich habe dich gefragt, wo du gewesen bist.«
    Etwas im Klang seiner Worte ließ Frane aufhorchen. McGillycaddys Stimme klang lauernd. Auf eine boshafte, warnende Art lauernd. Franes Gedanken überschlugen sich. Wenn sie die Borden wieder eingefangen hatten, musste er damit rechnen, dass McGillycaddy alles wusste. Er musste vorsichtig sein.
    »Craven hat mich gezwungen, ihm den Weg zum See zu zeigen«, sagte er. »Aber ich konnte ihm entkommen.«
    »Wo ist er jetzt?«, schnappte McGillycaddy. »Im Gut?«
    Frane schüttelte den Kopf. »Im See«, antwortete er. »Er ist hinuntergetaucht, mit so ’nem komischen Apparat. Er sagte, dass er damit unter Wasser atmen kann.«
    Ein hässliches Lächeln huschte über McGillycaddys Gesicht. »In den See, so?«, wiederholte er. »Nun, dann wird man sich um ihn kümmern. Dieser Narr nimmt uns sogar die Arbeit ab, ihn zu erledigen. Gut.« Er überlegte einen Moment. »Warte hier«, sagte er dann. »Es wird Zeit, dass wir zur Küste kommen, aber vorher habe ich noch eine Aufgabe für dich.«
    Er drehte sich herum und verschwand im Haus und Frane blieb allein zurück. Seine Hände zitterten und eine lautlose Stimme in seinen Gedanken flüsterte ihm zu, dass er sich herumdrehen und verschwinden sollte, solange er das noch konnte.
    Aber er blieb. Schließlich war da noch Cravens Befehl, die Borden in Sicherheit zu bringen.
    Seine Geduld wurde nicht lange strapaziert. Nach wenigen Augenblicken schon kam McGillycaddy zurück, von zwei seiner Anhänger begleitet – und Several Borden, die mit steinernem Gesicht zwischen den beiden Männern einherging.
    Auf einen Wink McGillycaddys hin überquerten sie den Platz, blieben aber dicht neben dem Scheiterhaufen noch einmal stehen. McGillycaddy blickte sich suchend um, schüttelte den Kopf und begann mit leiser Stimme zu einem seiner beiden Begleiter zu sprechen.
    Langsam und mit Bewegungen, die wie zufällig aussehen sollten, näherte sich Frane Several Borden. Die Frau blickte ihn an, aber in ihren Augen stand nicht das geringste Erkennen. Der Schock, abermals in die Hände der fanatischen Dagon-Anbeter gefallen zu sein, musste sie betäubt haben.
    Frane blieb stehen, drehte sich so, dass McGillycaddy sein Gesicht nicht sehen konnte, und berührte Several Borden an der Hand, um ihre Aufmerksamkeit zu

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