Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
zwischen Bannermann und mir hin und her. Ich spürte, dass ich ihn in die Enge getrieben hatte.
    »Was … was geht Sie das an?«, schnauzte er schließlich.
    »Eigentlich nichts«, antwortete ich. »Vielleicht frage ich mich einfach, warum Ihnen als Besitzer der Scotia- Reederei so wenig daran gelegen ist, die genauen Umstände aufzuklären, unter denen Ihre Schiffe gesunken sind. Im Grunde bräuchte mich das nicht einmal zu interessieren, aber ich habe prinzipiell etwas dagegen, jemanden für Dinge bezahlen zu lassen, an denen er unschuldig ist. Vor allem, wenn es sich dabei um einen Freund handelt.«
    Jameson wand sich wie ein getretener Hund. »Das sind unhaltbare Anschuldigungen, Craven«, krächzte er. »Sie können nichts von dem beweisen, was Sie da behaupten.«
    »Was habe ich denn behauptet?«, fragte ich lauernd.
    Jameson starrte mich an, fuhr sich nervös mit dem Handrücken über die Lippen und schluckte schwer. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt.
    »Verschwinden Sie«, sagte er. Plötzlich klang seine Stimme ganz kalt. »Machen Sie, dass Sie wegkommen, Craven, bevor ich Sie hinauswerfen lasse.«
    Bannermann wollte auffahren, aber ich brachte ihn mit einer raschen Geste zum Verstummen, hob meinen Spazierstock und stupste Jameson damit spielerisch in den Bauch. »Ich gehe«, sagte ich. »Aber ich verspreche Ihnen, dass ich wiederkomme, wenn ich nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden von Ihnen höre, Jameson.«
    Jameson starrte aus geweiteten Augen auf die Spitze meines Spazierstockes. Sein Adamsapfel hüpfte hektisch auf und ab. »Ich verstehe nicht, was Sie von mir wollen«, sagte er.
    »Ich glaube, Sie verstehen recht gut«, antwortete ich kalt. »Und wenn nicht, werden Sie vielleicht verstehen, wenn die Behörden Ihnen die gleichen Fragen stellen. Zum Beispiel die Frage nach dem Verbleib eines gewissen McGillycaddy. Oder die, warum es fast ausschließlich Schiffe Ihrer Gesellschaft sind, die auf so sonderbare Weise verschwinden, Jameson.« Ich lächelte, zog meinen Stock zurück und maß ihn mit einem kalten Blick.
    »Aber wie gesagt, Mister Jameson, das alles geht mich nichts an. Überlegen Sie sich, wie Sie Kapitän Bannermann rehabilitieren können, und ich bin bereit, die ganze Angelegenheit zu vergessen. Ich gebe Ihnen genau vierundzwanzig Stunden Zeit zum Nachdenken. Guten Tag, Mister Jameson.«
    Damit wandte ich mich um, bedeutete Bannermann mit einer Kopfbewegung, mir zu folgen, und wandte mich zur Tür.
    Sie wurde aufgerissen, noch bevor wir sie erreicht hatten, und die hünenhafte Gestalt von Jamesons »Portier« erschien wie eine lebende Barriere unter der Öffnung. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er jedes Wort mit angehört hatte.
    »Geben sie die Tür frei, Sir«, sagte ich steif.
    Der Riese grinste kalt, baute sich breitbeinig vor mir auf und hob die Fäuste.
    Eine Sekunde später hockte er, nicht mehr ganz so breitbeinig, vor mir auf dem Boden, presste die Hände auf eine Stelle zwei Handspannen unterhalb seines Magens und schnappte röchelnd nach Luft. Bannermann betrachtete stirnrunzelnd seinen Fuß. Der Wucht nach, mit der er zugetreten hatte, musste er ihn sich halbwegs verstaucht haben.
    Ich bedachte Bannermann mit einem tadelnden Blick, schüttelte unmerklich den Kopf und wandte mich noch einmal an Jameson. »Vierundzwanzig Stunden, Mister Jameson«, sagte ich, »keine Sekunde länger. Denken Sie daran. Sie finden uns im Hotel Four Seasons.«
     
    Er war sehr sicher, den Ruf gehört zu haben. Es war nicht an der Zeit und es waren auch nicht die richtigen Umstände, aber die Stimme war unverkennbar gewesen, die dumpfe, unausgesprochene Drohung darin schlimmer als normal, das Drängen ungeduldiger.
    Es war Nacht, als McGillycaddy Loch Firth erreichte. Der Mond stand wie eine angeknabberte Dreiviertel-Scheibe am Himmel und die Schatten der Wolken lieferten sich ein stummes Rennen auf der silbernen Oberfläche des Sees.
    McGillycaddy spürte den Hauch eisiger Kälte, der vom Wasser emporwehte wie ein Gruß aus einer anderen, düsteren Welt. Diese Kälte, das wusste er, war nichts Natürliches. Es war das Zeichen seiner Anwesenheit. Er war hier, unsichtbar, aber so deutlich zu spüren wie die Spannung vor einem Gewitter.
    McGillycaddy atmete tief und gezwungen ruhig ein, straffte die Schultern und ging weiter, bis seine Füße dicht vor der Wasserlinie waren. Jetzt fiel ihm auch der Geruch auf: ein strenges, fremdes Aroma wie nach Seetang und Salz, ein Geruch, der nicht

Weitere Kostenlose Bücher