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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schüttelte abermals den Kopf und trat wieder ans Fenster. Schweigend sog er an seiner Zigarre, blickte auf die Straße hinunter und wippte dabei auf den Zehenspitzen. Nach einer Weile trat ich neben ihn. Das Zimmer lag so, dass der Blick über die Dächer des Hafenviertels bis aufs Meer hinausfiel. Auch das war mit Sicherheit kein Zufall.
    »Ich bin seit mehr als sechs Wochen hier«, sagte Spears plötzlich. »Die ganze Zeit über ist nichts passiert, Craven. Und kaum tauchen Sie auf, wird ein Mann auf offener Straße entführt und Jamesons Speichellecker schwärmen aus wie die Ameisen.« Er schüttelte den Kopf, drückte seine Zigarre am Glas der Scheibe aus und sah mich durchdringend an.
    »Was wissen Sie über Jameson und seine Bande?«, fragte er.
    »Nicht sehr viel«, gestand ich. Das war nicht ganz die Wahrheit, aber auch nicht wirklich gelogen. Außerdem hätte es bis zum nächsten Morgen gedauert, ihm zu erzählen, was ich zu ahnen glaubte; und warum.
    »Sie haben Nachforschungen angestellt«, erinnerte er. »Ich habe in meinen Unterlagen eine Kopie des Berichtes, den Ihr Verbindungsmann Ihnen zugestellt hat, ehe Sie hierher gekommen sind. Warum helfen Sie mir nicht, kostbare Zeit zu sparen, und erzählen mir, was Sie sonst noch wissen?«
    »Nicht sehr viel«, wiederholte ich. »Ich weiß nicht einmal, ob alles, was in diesem Bericht steht, auch der Wahrheit entspricht.«
    »Beinahe«, sagte Spears. »Bis auf ein paar unwesentliche Details.« Er atmete hörbar ein, wandte sich wieder zum Fenster und deutete durch die beschlagene Scheibe nach Osten.
    »Es begann vor ein paar Monaten«, sagte er.
    »Was?«
    »Die Schiffe«, sagte Spears. »Es sind Schiffe verschwunden, Craven. Zuerst nur wenige – ein Fischerboot hier, ein altersschwacher Kahn mit Sommerfrischlern da … Nicht besonders viel, aber immerhin mehr als gewöhnlich. Vor einem Vierteljahr verschwand dann die Brigitta Daranda, ein Kohlefrachter, der für die Scotia fuhr. Es hieß, es wäre im Sturm gekentert, aber es gab im Umkreis von fünfhundert Seemeilen nicht einmal eine starke Brise. Danach sank die Cassiopeia, ein Zehntausend-Bruttoregistertonnen-Segler, auch unter der Flagge der Scotia. Schließlich das Schiff ihres Freundes Bannermann, die Poseidon. Und das war erst der Anfang.«
    Der letzte Satz hatte bitter geklungen und als ich Spears ansah, sah ich, dass seine Lippen zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammengepresst waren.
    »Das waren noch nicht alle?«, fragte ich.
    Spears schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Es gab natürlich eine Untersuchung. Ganz gegen die öffentliche Meinung sitzen nämlich in den Ministerien in London nicht nur Vollidioten, wissen Sie? Ein paar von ihnen sind durchaus in der Lage, bis drei zu zählen.« Er lächelte flüchtig und fuhr fort. »Es ging weiter. Die Untersuchung verlief im Sande, aber die geheimnisvollen Havarien hörten nicht auf. Bis heute ist ein gutes Dutzend Schiffe dort draußen verschwunden.«
    »Ein Dutzend?!« Ich erschrak. »Ein Dutzend Schiffe?«, wiederholte ich ungläubig. »Und niemand hat davon erfahren?«
    »Sie haben es selbst gesagt, Craven«, antwortete Spears ernst. »Bis auf eines waren es ausschließlich Schiffe der Scotia- Reederei. Und aus einem Grund, den ich noch nicht kenne, ist die stark daran interessiert, nichts davon an die Öffentlichkeit dringen zu lassen.«
    »Ein Racheakt?«, vermutete ich. »Vielleicht die Konkurrenz?«
    »Kaum«, antwortete Spears. »Wir haben jeden, der auch nur entfernt in Frage käme, durchleuchtet.«
    Seine Antwort gab mir endlich Gelegenheit, die Frage loszuwerden, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte. »Welche Rolle spielen Sie in dieser Sache, Spears?«, fragte ich. »Sie und Ihre Leute. Was hat der Geheimdienst damit zu tun, wenn jemand Jameson und seine Firma fertig macht?«
    Spears lachte humorlos. »Sie machen mir Spaß, Craven«, sagte er. »Wenn es dort draußen jemanden oder etwas gibt, der in der Lage ist, ein Dutzend Schiffe spurlos verschwinden zu lassen, dann interessiert das die Marine mit Sicherheit. Ich sagte es bereits – es ist gut möglich, dass die Sicherheit des Empires selbst bedroht ist.«
    »Dieses eine Schiff, das nicht zur Scotia gehörte -«, begann ich.
    »War ein Kriegsschiff Ihrer Majestät«, sagte Spears. »Die Silver Arrow. Sie war nicht sehr groß, Craven, aber gut genug bewaffnet, es mit jedem dahergelaufenen Piraten aufnehmen zu können.« Er ballte zornig die Fäuste. »Wir haben nicht

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