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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wichtig wäre. Ist alles wieder in Ordnung?«
    Für eine halbe Sekunde erwachte der Schmerz wieder in ihren Augen, aber dann nickte sie. Trotzdem klang ihre Stimme matt und niedergeschlagen, als sie antwortete: »Ja. Ich … o mein Gott, ich habe versucht, Sie umzubringen!«
    »Nicht mich«, antwortete ich rasch. »Ich war nur zur falschen Zeit am falschen Ort.« Ich lächelte, drehte mich halb herum und sah auf die See herab, wie Several zuvor. Aber mit Ausnahme einer gewaltigen schwarzen Fläche vermochte ich nichts zu erkennen. Wenn Several mich wirklich von hier oben aus gesehen hatte, musste sie weitaus bessere Augen haben als ich.
    »Ich … ich dachte, Sie wären einer von ihnen«, stammelte Several. »Es … es tut mir Leid. Ich … ich wollte nicht …«
    »Einer von ihnen? Wer sind sie?«
    Severals Mundwinkel begannen zu zucken. »Sie haben meine Tochter umgebracht«, flüsterte sie. »Sie … sie haben mir meine Jennifer weggenommen. Sie haben sie getötet.« Ihre Stimme war ganz kalt. Da war nichts von dem Hass und Zorn, die ich zu hören erwartet hatte. Nicht einmal Verbitterung. Nur Kälte.
    »Warum erzählen Sie mir nicht, was geschehen ist?«, fragte ich. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Several schüttelte den Kopf. »Niemand kann mir helfen«, flüsterte sie, viel weniger an mich als zu sich selbst gewandt. »Sie ist tot. Sie haben sie ermordet.«
    »Und deshalb wollten Sie mich töten?«, fragte ich leise. »Weil Sie dachten, ich wäre einer von den Männern, die Ihre Tochter getötet haben?«
    »Sie sind keine Männer!«, antwortete Several heftig. »Sie sind Ungeheuer. Verdammte Bestien sind sie, keine Menschen mehr. Sie … sie haben sie ermordet. O Gott, sie haben mein Kind ermordet. Sie …« Ihre Stimme versagte und ich spürte, wie schon wieder die Tränen in ihre Augen schossen und sich Schmerz und Verzweiflung in ihr breit zu machen begannen. Diesmal ließ ich es zu, denn es war eine andere Art von Schmerz; nur noch der grauenhafte, aber natürliche Schmerz einer Mutter, die ihr Kind verloren hat, nicht mehr diese furchtbare Kälte, die irgendwo am Grunde ihrer Seele lauerte. »Diese Bestien«, schluchzte sie. »Sie und ihr gottverdammter Fischgott!«
    Das Wort traf mich wie ein Schlag.
    Ich fuhr zusammen, stieß sie abermals auf Armeslänge von mir fort und hielt sie so fest an den Schultern, dass ihre Lippen vor Schmerz zuckten. Ich merkte es nicht einmal.
    »Was haben Sie da gesagt?«, keuchte ich. »Fischgott? Wie haben Sie das gemeint? Von wem reden Sie?«
    »Von ihnen«, wimmerte Several. Ihre gerade erst mühsam zurückgewonnene Selbstbeherrschung zerbröckelte und ich sah ein Feuer in ihren Augen aufflammen, das mich frösteln ließ. »Sie haben meine Tochter umgebracht!«, hauchte sie. »James hat sie getötet. Er … er selbst hat sie zum See gebracht, um sie diesem Monstrum zu opfern wie ein Stück Vieh. Sein eigenes Kind! Aber er hat bezahlt. Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn umgebracht, so wie ich sie alle umbringen werde, jeden Einzelnen von ihnen, jeden, jeden, jeden …« Plötzlich begann sie zu kreischen, warf sich auf mich und schlug wie von Sinnen mit den Fäusten auf meine Brust ein, immer wieder spitze, abgehackte Schreie und unartikulierte Laute ausstoßend.
    Ich ließ sie eine Zeit lang gewähren, dann ergriff ich vorsichtig ihre Hände, drückte sie herunter und presste sie an mich. »Es ist gut«, murmelte ich. »Weinen Sie ruhig, wenn es Sie erleichtert. Ich verstehe Sie.«
    Eine halbe Sekunde lang schien es wirklich, als würde sie sich beruhigen, aber plötzlich machte sie sich aus meiner Umarmung frei, prallte zurück und funkelte mich voller Zorn an. »Sie verstehen überhaupt nichts!«, keuchte sie. »Niemand kann das verstehen. Die … sie haben sie umgebracht. Sie haben sie diesem … diesem Ungeheuer zum Fraß vorgeworfen. Ihr eigener Vater hat sie geopfert, nur weil diese … diese Bestie es verlangt hat.«
    Es dauerte eine Weile, bis ich wirklich begriff, was sie meinte. »Sie … sie vollziehen Menschenopfer?«, keuchte ich.
    Several nickte. »Er verlangt es«, sagte sie. »Zweimal im Jahr, bei der Sommer- und Wintersonnenwende. Immer sind es Mädchen, und immer …« Ihre Stimme versagte und wieder flossen Tränen über ihr Gesicht.
    »Ich werde sie vernichten«, flüsterte sie. »Für meine Tochter, Mister Craven. Sie werden bezahlen.«
    »Rache ist kein gutes Motiv«, sagte ich leise. »Sie können Blut nicht mit Blut abwaschen. Niemand kann

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