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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wollte, das sie trug. Ein sanfter Zug lag um ihren Mund und obwohl ihr Gesicht auf der linken Seite dunkel und angeschwollen und ihre Oberlippe aufgeplatzt waren, konnte ich erkennen, dass sie sehr schön sein musste. Instinktiv streckte ich die Hand aus und wischte das Blut aus ihrem Mundwinkel.
    Ihre Bewusstlosigkeit konnte nicht sehr tief gewesen sein, denn schon die sanfte Berührung meiner Finger reichte, sie aufzuwecken. Ein spürbares Zittern ging durch ihren Körper, dann flogen ihre Lider mit einem Ruck auf und ich begegnete dem Blick zweier dunkler Augen.
    Ich zog rasch die Hand zurück, denn nach allem, was geschehen war, hätte es mich nicht sehr gewundert, wenn sie versucht hätte, mir die Finger abzubeißen.
    Meine Gefangene versuchte sich aufzurichten, aber ich stieß sie zurück, schüttelte den Kopf und bemühte mich, ein möglichst finsteres Gesicht aufzusetzen. »Bleiben Sie liegen«, sagte ich streng.
    Ihr Blick verfinsterte sich um weitere Nuancen. Dann erschien ein neuer Ausdruck darin.
    »Sie … Sie gehören nicht zu ihnen«, sagte sie.
    »Nein«, antwortete ich. »Ich weiß zwar nicht, wen Sie meinen, aber bei Ihrem Benehmen gehöre ich schon aus Prinzip nicht dazu. Von wem reden Sie?«
    »Wer sind Sie?«, fragte die dunkelhaarige Frau. »Sie … Sie sind aus dem Meer gekommen. Ich habe es gesehen. Wer sind Sie?«
    Ich seufzte, richtete mich ein wenig auf und ließ es zu, dass auch sie sich aufsetzte, blieb aber weiterhin angespannt. »Mein Name ist Craven«, sagte ich. »Robert Craven. Und wer sind Sie? Und warum«, fügte ich nach einer winzigen Pause hinzu, »haben Sie versucht, mich umzubringen?«
    »Nicht Sie«, antwortete die Frau. »Ihn. Aber Sie sind nicht er.«
    Verwirrt schüttelte ich den Kopf, stand vollends auf und trat rasch einen Schritt zurück. »Hören Sie, Miss -«
    »Borden«, antwortete die dunkelhaarige Frau. »Several Borden.«
    Ich nickte. »Miss Borden. Ich weiß nicht, wen Sie meinen. Ich möchte nur wissen, warum Sie versucht haben, mich zu töten. Ist das Ihre Art, Fremde zu empfangen?«
    Wenn Several Borden meinen schwachen Versuch, Humor zu demonstrieren, überhaupt bemerkte, so reagierte sie nicht darauf. Sie starrte mich nur an, stand dann plötzlich und mit einer so raschen Bewegung auf, dass ich instinktiv ein weiteres Stück zurückwich, und blickte zum Meer hinab.
    »Ich habe auf ihn gewartet«, murmelte sie. »Aber er ist nicht gekommen. Ich habe versagt.« Plötzlich, ganz warnungslos, begann sie zu schluchzen, drehte sich herum und warf sich gegen mich, diesmal aber nicht mehr, um mich anzugreifen, sondern um das Gesicht an meiner Brust zu verbergen und hemmungslos zu weinen.
    Hilflos ließ ich sie eine Weile gewähren, dann legte ich behutsam die Hände auf ihre Schultern, schob sie ein Stück von mir fort und sah ihr in die Augen.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte ich. »Sie sind nicht mehr in Gefahr. Es ist alles gut.«
    Meine Stimme wurde immer leiser, aber es waren auch nicht die Worte, auf die es ankam. Ich spürte ihre Erregung, den grenzenlosen Schmerz, der wie ein vergifteter Pfeil in ihrer Seele wühlte, die Verzweiflung, die stärker war als jedes andere Gefühl in ihr, und so behutsam ich konnte, drang ich in ihr Bewusstsein ein und sandte dabei beruhigende Impulse aus. Es dauerte lange, denn ich war in solcherlei Dingen nicht sehr geübt; ich habe seit jeher eine fast panische Furcht davor empfunden, in den Geist eines anderen Menschen einzudringen, selbst wenn es nur war, um ihm zu helfen. Es gibt Bereiche der menschlichen Seele, die niemanden etwas angehen, ganz gleich, unter welchen Umständen. Aber ich spürte auch, dass ihre Verzweiflung besonderer Natur war. Es war ein Gefühl solcher Macht, wie ich es selten zuvor gespürt hatte. Ich war sicher, dass sie sterben würde, wenn ich sie sich selbst überließ.
    Ich war in Schweiß gebadet, als sich Severals Atem langsam beruhigte. Ihre Tränen versiegten ganz allmählich und wie in einer bizarren Rückkoppelung fühlte ich plötzlich einen Hauch ihrer eigenen Verzweiflung in mir. Dann war es vorbei; sie hob den Blick, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und versuchte zu lächeln, brachte aber nur eine Grimasse zustande. Für den Moment hatte sie ihren Schmerz vergessen, das wusste ich. Aber er war noch da, tief in ihr, schlafend. Er würde wiederkommen. Bald.
    »Was … was haben Sie getan?«, fragte sie stockend.
    »Nichts«, antwortete ich. »Nichts, was jetzt

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