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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vernichtete, das wusste er, dann würde ein anderer kommen und seinen Platz einnehmen. Nein – er musste dieses ganzes Rattennest ausräuchern, die unterseeische Festung und die NAUTILUS zerstören.
    Und er wusste auch schon, wie er es anfangen würde.
    Lautlos wartete er, bis Nemos Gestalt in der Menge der anderen verschwunden war. Aus dem Schiff kamen noch mehr Männer und andere gingen an Bord, Kisten oder große, in Segeltuch eingeschlagene Ballen mit sich tragend; und nach einer Weile öffnete sich im hinteren Teil des Schiffes eine stählerne Klappe, dann begann der Kran zu summen und Kiste auf Kiste verschwand im schier unersättlichen Leib des Bootes.
    Spears wartete beinahe eine Stunde und selbst, als die Ladearbeiten beendet waren und sich die Männer wieder zurückgezogen hatten, blieb er noch lange hinter seinem Felsen, lauschte und beobachtete und wartete, bis er ganz sicher war, allein zu sein.
    Dann erhob er sich hinter seiner Deckung, huschte geduckt zum Ufer und ließ sich ohne zu zögern in das eiskalte Wasser sinken.
    Er verursachte nicht das geringste Geräusch, als er auf den dunklen Leib des Riesenschiffes zuschwamm …
     
    Die Lichter bewegten sich wie ein Schwarm kleiner feuriger Leuchtkäfer durch die Nacht, einen großen, doppelt geschwungenen Kreis am Ufer des Sees bildend und manchmal in einer sonderbar rhythmisch wirkenden Bewegung auf und ab hüpfend. Das still daliegende Wasser von Loch Firth warf ihren Schein gebrochen zurück, aber anders, als normal gewesen wäre, vertrieb das gelbrote Licht die Dunkelheit nicht von der Oberfläche des Sees. Die winzigen Lichtpunkte, die sich auf dem Wasser spiegelten, wirkten wie gelb hineingestanzte Löcher in einer Masse aus verflüssigter Finsternis.
    Ich war sicher, dass dieser Eindruck nicht nur meiner überreizten Phantasie entsprang; oder dem, was Several mir erzählt hatte. Irgendetwas ging von diesem See aus. Etwas Finsteres und Böses und – und das war vielleicht das Schlimmste – Bekanntes. Ich konnte das Gefühl nicht einordnen. Es gelang mir nicht, es mit irgendetwas zu assoziieren, aber ich wusste einfach, dass ich es schon einmal gespürt hatte; vor nicht einmal allzulanger Zeit. Und ich wusste, dass es keine angenehme Erinnerung sein würde.
    »Was machen sie da?«, flüsterte ich.
    Several, die einen halben Meter neben mir im Schutze des gleichen Busches lag, ballte in stummem Zorn die Fäuste. »Sie beten«, antwortete sie. »Jedenfalls nennen sie es so. Sie flehen den Tag herbei, an dem er aus dem Meer kommen soll.«
    »Und dann?«, fragte ich.
    Severals Gesicht verfinsterte sich noch weiter. »Sie werden alle sterben«, sagte sie. »Er hat ihnen das gelobte Land versprochen, ewiges Leben und unermesslichen Reichtum und Macht. Aber ich weiß, dass es eine Lüge ist. Sie werden alle sterben, genau wie meine Jennifer.«
    Besorgt sah ich sie an, aber in ihrem Gesicht war nicht die geringste Regung zu erkennen. Überhaupt war sie fast unnatürlich ruhig und gefasst, bedachte ich den seelischen Druck, unter dem sie stand. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – musste ich vorsichtig sein.
    Seit dem Moment, in dem ich sie auf so wenig erbauliche Weise kennen gelernt hatte, waren mehr als vier Stunden vergangen. Im Osten begann sich der Himmel bereits wieder aufzuhellen und wir waren etwa drei Meilen von der Stelle entfernt, an der ich die Küste erstiegen hatte.
    Several hatte fast die gesamte restliche Nacht damit zugebracht, auf meine Fragen zu antworten. Es war viel, was sie mir gesagt hatte, und nichts von alledem hatte mir gefallen. Und trotzdem, so schrecklich mich ihre Geschichte auch anrührte, ließ sie sich in wenige, für mich nicht einmal besonders überraschende Worte zusammenfassen.
    Die Einwohner von Firth’en Lachlayn frönten einem Dämonenkult. Wir schrieben das Jahr 1885 und ich befand mich inmitten eines Landes, das mit Fug und Recht von sich behaupten konnte, eines der kulturell und zivilisatorisch am weitesten entwickelten dieser Erde zu sein; und unter mir, keine fünfhundert Yards entfernt, tanzten zwei Dutzend halbnackter Männer und Frauen am Ufer eines Sees entlang, stießen unheimliche Laute aus und versuchten, eine dämonische Gottheit zu beschwören!
    »Wie lange geht das noch so?«, fragte ich, ohne den Blick vom See und den tanzenden Lichtpunkten zu nehmen.
    »Bis die Sonne aufgeht«, antwortete Several. »Ich … glaube zumindest, dass sie dann aufhören werden.«
    »Sie glauben?«
    Several

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