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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sonderbare Art finsterer Entschlossenheit, die ihn selbst erschreckt hätte, hätte er darüber nachgedacht. Nemo … Der Mann, der für den Tod seines Bruders und zahlloser Unschuldiger verantwortlich war!
    »Warum nehmen Sie nicht Platz, Kapitän Spears?«
    Die Stimme kam aus dem Nichts. Spears fuhr erschrocken zusammen, hob instinktiv die Fäuste und sah sich wild um. Aber er war allein. Und es gab in der Kammer nichts, was groß genug gewesen wäre, einen Menschen zu verstecken.
    »Bitte, mon Capitan«, sagte die Stimme, die er nun als die Nemos identifizierte. »Seien Sie so gütig, auf der Chaiselongue Platz zu nehmen. Es redet sich besser.«
    »Wo sind Sie?«, keuchte Spears. »Was zum Teufel soll dieser Humbug?«
    Nemo lachte leise. Es war ein perlender, ganz leicht verzerrt klingender Laut, der aus keiner bestimmten Richtung zu kommen schien, sondern das kleine Zimmer zur Gänze ausfüllte. Spears schauderte. Wenn Nemo sich vorgenommen hatte, ihn zu verunsichern, dann hatte er es geschafft.
    Verwirrt drehte er sich noch einmal im Kreis, zuckte schließlich trotzig die Achseln und ließ sich so wuchtig auf die kleine Couch fallen, dass das Holzgestell des Möbels hörbar ächzte.
    »Oh, bitte, mein Freund – seien Sie etwas behutsamer«, sagte Nemos Stimme. »Diese kleine Kostbarkeit diente bereits dem großen Napoleon Bonaparte als Ruhemöbel.«
    Spears fuhr verärgert hoch, wandte den Blick – und erstarrte.
    Der riesige Spiegel neben der Tür hatte sich verändert. Auf dem geschliffenen Kristallglas war nicht mehr das Spiegelbild des Zimmers zu sehen, sondern das überlebensgroße Portrait Kapitän Nemos.
    Und dieses Bild bewegte sich!
    Spears Augen weiteten sich vor Unglauben, als er sah, wie ein sanftes Lächeln über die Züge Nemos huschte und sich seine Lippen bewegten, als er sprach.
    »Nun, mon Ami, ich hoffe, Sie sind mit Ihrer Unterbringung zufrieden. Es war mir leider in der Kürze der Zeit nicht möglich, Ihnen und Ihren Leuten den Komfort angedeihen zu lassen, der Ihnen zukäme. Bitte, nehmen Sie meine Entschuldigung in aller Form an.«
    »Was … was ist das?«, krächzte Spears. »Das … das ist unmöglich. Das ist … Zauberei!«
    Nemo verzog das Gesicht, als hätte er unversehens in einen sauren Apfel gebissen. »Aber ich bitte Sie, mein Freund«, sagte er. »Was Sie sehen, hat so wenig mit Zauberei zu tun wie die NAUTILUS selbst.«
    »Aber das ist … unmöglich!«, krächzte Spears. Er stand auf, machte einen Schritt auf den verzauberten Spiegel zu und streckte die Hand aus, führte die Bewegung aber nicht zu Ende. Seine Finger verharrten zitternd wenige Zentimeter vor dem überlebensgroßen Bild.
    »Berühren Sie es ruhig«, sagte Nemo. »Nur keine Furcht. Ihnen geschieht nichts.«
    Spears schluckte, streckte den Arm weiter aus und fühlte glattes, kaltes Glas. Aber wieso bewegte sich das Portrait wie ein lebendes Gesicht?
    Verwirrt zog er die Hand wieder zurück und starrte Nemo an. »Was wollen Sie?«, fragte er. »Ich habe verlangt, mit Ihnen zu sprechen, nicht irgendwelche Taschenspielertricks vorgeführt zu bekommen.«
    »Seien Sie versichert, dass es sich um alles andere als einen Taschenspielertrick handelt«, sagte Nemo lächelnd. »Leider reicht unsere Zeit nicht aus, Ihnen alles zu erklären …«
    »Ich wüsste nicht, was Sie mir erklären könnten!«, unterbrach ihn Spears. »Sie sind ein Mörder, Nemo. Sie und Ihr verdammtes Schiff sind für den Tod zahlloser unschuldiger Menschen verantwortlich. Sie … Sie haben meinen Bruder umgebracht!«
    Nemo schwieg einen Moment und der Ausdruck von Spott in seinen Augen erlosch und machte einer deutlichen Betroffenheit Platz. »Vielleicht haben Sie sogar Recht«, sagte er plötzlich. »Ich kann nicht verlangen, dass Sie mich verstehen, Kapitän. Ich kann Ihnen nur versichern, dass es ein bedauerlicher Unfall war, der zum Untergang der Silver Arrow geführt hat.«
    Spears keuchte. »Dann geben Sie es zu? Dann … dann haben Sie wirklich all diese Schiffe versenkt?«
    »Ja.« Nemo nickte. »Es war Notwehr, Kapitän. Die Arrow hat das Feuer auf uns eröffnet, und wir -«
    »Das Feuer!« Spears schrie fast. »Das Feuer mit einer kleinen Haubitze! Wenn Ihr famoses Schiff auch nur halb so gut ist, wie Sie behaupten, warum sind Sie dann nicht einfach weggetaucht? Wie kann ein kleiner Kreuzer wie die Arrow einem Giganten wie der NAUTILUS gefährlich werden?« Wütend ballte er die Fäuste und trat abermals auf den Spiegel zu. »Ich will

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