Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
das.«
Several lächelte schmerzlich. »Vielleicht. Aber sie werden bezahlen, Robert. Und wenn schon nicht aus Rache, dann wenigstens, um diesem Wahnsinn ein für allemal ein Ende zu bereiten. Es sind zu viele Menschen gestorben, seit dieses Monstrum aus dem Meer aufgetaucht ist. Viel zu viele. Ich werde sie auslöschen.«
Unter beinahe allen anderen denkbaren Umständen wären mir ihre Worte lächerlich vorgekommen. Ich selbst hatte einen Vorgeschmack dessen bekommen, was den erwarten mochte, der sich gegen Jamesons Herren und ihre furchtbaren Kreaturen stellte. Selbst Nemo mit seinem phantastischen Schiff war mehr als nervös gewesen. Und da stand sie nun, eine schwache, beinahe waffenlose Frau und schwor diesem mächtigen Clan den Untergang.
Und doch wusste ich einfach, dass sie am Ende Erfolg haben würde.
»Ich werde sie vernichten, Robert«, sagte sie noch einmal.
Diesmal widersprach ich nicht mehr, sondern berührte sie an der Schulter und fragte ganz leise: »Brauchen Sie Hilfe dabei, Several?«
Er hatte längst die Orientierung verloren. Als das Licht wieder angegangen war, hatte sich Spears in einem schier endlosen, nur von wenigen schmalen Lampen erhellten Gang wiedergefunden, der in schrägem Winkel nach unten führte und von dem in unregelmäßigen Abständen Türen abzweigten, die aber allesamt verschlossen gewesen waren. Schließlich hatte er das Ende des Stollens erreicht.
Die Halle war gigantisch. Spears zweifelte nicht daran, dass es sich um eine natürlich entstandene Höhle handelte, die nur nachträglich von Menschenhand behandelt und hier und da vielleicht erweitert worden war. Ihre Decke, die gewölbt wie ein Dom und aus dem gleichen, Licht schluckenden schwarzen Lavamaterial wie die gesamte unterseeische Anlage war, musste sich weit mehr als hundert Fuß über seinem Kopf befinden.
Obwohl der riesige Raum von einer Vielzahl elektrischer Lampen erleuchtet war, herrschten doch Bereiche von Schwärze oder grauer flackernder Schatten vor. Direkt hinter dem Felsvorsprung, hinter dem Spears Deckung gefunden hatte, verlief ein gut zwanzig Fuß breiter, sorgsam geglätteter Lavastreifen, hinter dessen gegenüberliegendem Rand sich das Wasser eines riesigen, unbewegt daliegenden Sees erstreckte. In einiger Entfernung schob sich eine metallene Konstruktion ein gutes Stück weit auf das Wasser hinaus, spinnenbeinig und dürr und von einem doppelten kunstvoll geschmiedeten Geländer begrenzt: eine Art Landungssteg. Dahinter, schon fast im Zwielicht der Höhle verschwunden, reckte sich eine Art Kran in die Höhe, dazu gab es andere, verwirrend erscheinende Dinge und Gerätschaften, wie sie Spears noch nie zuvor gesehen hatte.
Trotzdem wusste er mit ziemlicher Sicherheit, was der Sinn dieser sonderbaren Anlage war. Es war ein Hafen. Die Höhle war zu gut zwei Drittel mit Wasser gefüllt und obwohl es keinen sichtbaren Ausgang gab, war Spears überzeugt davon, am Rande eines gigantischen, unterseeischen Hafenbeckens zu stehen. Kein Zweifel – er hatte den geheimnisumwitterten Heimathafen der NAUTILUS gefunden, die Basis, zu der das phantastische Schiff immer wieder zurückkehrte. Spears verstand plötzlich, wieso es niemals gelungen war, die NAUTILUS zu stellen.
Eines der Lichter auf der anderen Seite des Beckens begann zu flackern und als Spears sich vorsichtig ein Stück weit hinter seiner Deckung hervorschob und hinüberlugte, sah er, wie sich in der rauen Felswand ein gewaltiges metallenes Tor öffnete. Ein breiter Streifen greller Helligkeit fiel in die Höhle und spiegelte sich auf dem Wasser, dann drängten Männer auf den geglätteten Lavastreifen hinaus, der das Becken wie eine Straße zu zwei Dritteln umspannte.
Spears erschrak. Er hatte bisher keinen Menschen getroffen und auch keinen Alarm gehört, aber er zweifelte nicht daran, dass seine Flucht schon lange bemerkt worden war. Kamen diese Männer, ihn zu suchen? Oder hatten sie gar mit ihren an Zauberei grenzenden technischen Mitteln seinen genauen Standpunkt schon ermittelt und amüsierten sich im Stillen über seine Naivität, im Ernst zu glauben, aus dieser unterseeischen Trutzburg entkommen zu können?
Spears schalt sich in Gedanken einen Narren. Wäre es so, wäre er kaum so weit gekommen. Hastig zog er sich tiefer hinter sein Felsversteck zurück und beobachtete die Männer.
Es waren viele; dreißig, vielleicht vierzig Mann, die aus dem Tor kamen und zum Teil am Rande des Hafenbeckens Aufstellung nahmen, zum Teil
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