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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vergehen, bis er seinem Körper die Ruhe gewähren konnte, nach der er schrie.
    Sein Blick saugte sich an dem winzigen Fleck fahl grüner Helligkeit fest, der auf dem flimmernden Bild-Spiegel erschienen war. Die Scheinwerfer des Schiffes waren erloschen, aber das grüne Leuchten, eine halbe Meile vor dem Schiff, schien dünne Spinnenfinger aus Licht in den Stollen zu schicken und davor bewegten sich … Dinge.
    Nemos Zunge fuhr nervös über seine Lippen. Vielleicht war es zum ersten Male in seinem Leben, dass er wirkliche Angst empfand. Aber vielleicht war das, was er da spürte, auch etwas anderes. Er wusste, wie gering ihrer aller Chancen waren, aber das war es nicht. Er war es gewohnt, sein Leben zu riskieren.
    Seine Finger suchten einen winzigen Schalter auf dem Pult und legten ihn um. In einem anderen, luftdicht abgeschlossenen Raum des Schiffes erwachte ein kleines Tonübertragungsgerät mit einem scharfen Knacken zum Leben und ein Mann hob den Kopf und richtete den Blick seiner vom Fieber geröteten Augen gegen die Decke.
    »Wir sind da«, sagte Nemo. Seine Stimme zitterte. »Du willst es wirklich tun?«
    Der andere antwortete nicht, aber sein Schweigen war beredt genug. Nemo atmete hörbar ein, schloss für einen Moment die Augen und ballte die Fäuste.
    »Dann macht euch bereit«, sagte er nach einer Weile. »Und viel Glück, mein Freund.«
    Er wartete nicht, ob eine Antwort aus dem winzigen Lautsprecher auf seinem Pult kam, sondern schaltete das Gerät ab, straffte sich sichtbar und begann, plötzlich wieder ganz ruhig und womöglich noch angespannter als bisher, in rascher Folge Schalter und Hebel umzulegen.
    Tief unter ihm, im Bauch des gigantischen Stahlfisches, öffnete sich ein Schott ins Meer. Der Luftdruck in der kleinen Metallkammer erhöhte sich, um zu verhindern, dass Wasser über den Rand der Öffnung ins Boot eindrang, und zwölf urtümlich aussehende Gestalten schlossen mit geübten Bewegungen die Sichtfenster ihrer Taucherhelme.
    Zuerst langsam, dann immer schneller und schneller werdend, setzte sich die NAUTILUS in Bewegung. Ihre Maschinen begannen zu dröhnen und die gewaltige Schiffsschraube an ihrem Heck peitschte das Wasser zu blasigem weißem Schaum.
    Auf dem Weg hierher hatte sich die NAUTILUS wie ein geduldiges Tier angeschlichen, groß und leise und unendlich behutsam, aber mit jedem Handgriff Nemos erwachten ihre titanischen Kräfte mehr, mit jedem Schalter, den er umlegte, brüllten ihre Motoren lauter auf, erwachten phantastische Gerätschaften und Apparaturen in ihrem geheimnisvollen Leib.
    Als das Schiff wie ein gigantischer blauschwarzer Torpedo auf das Ende des Stollens zuschoss, hatte es nicht mehr viel mit der NAUTILUS gemein, die Nemo und seine Männer in die unerforschten Tiefen der Meere getragen hatte.
    Sie war jetzt eine Kampfmaschine; ein Monstrum aus Stahl und geballter Kraft, das nur noch zu einem einzigen Zweck existierte:
    Zerstören!
     
    »Du glaubst, jene in der Tiefe wären tot?«, fragte Dagon. Er hatte gewartet, bis ich meine Atemausrüstung abgelegt und das Kunststück fertiggebracht hatte, in dem gewaltigen, luftgefüllten Hohlraum unter der Spitze der Pyramide einen einigermaßen trockenen Platz zu finden, auf den ich mich setzen konnte, aber ich sah seinem Gesicht an, dass seine Geduld sich dem Ende zuneigte.
    »Ich glaube gar nichts«, antwortete ich verstört. »Wo ist Bannermann?«
    »An einem sicheren Ort«, antwortete Dagon unwirsch. »Du wirst ihn sehen, bald. Aber zuerst muss ich wissen, woran ich mit dir bin. Ich verstehe, wenn du mich hasst, denn ich habe versucht, dich zu töten.«
    »Aber nicht doch«, sagte ich großzügig. »Das Leben ist langweilig, wenn einem keiner danach trachtet, Dagon.«
    Dagon zog die linke Augenbraue hoch – was bei seinem absurden Gesicht einen reichlich lächerlichen Eindruck machte – und überging meine Bemerkung. »Hör mir zu«, sagte er, »und dann entscheide, auf welcher Seite du stehen willst.« Er trat einen Schritt zurück, hob die Hand und machte eine Geste, die den ganzen Raum einschloss. »Was du hier siehst, sind die Reste meines Reiches«, sagte er. »Ich hätte die Macht gehabt, mich zum Herrscher über diese Welt aufzuschwingen, Robert Craven, aber ich habe es nicht getan.«
    »Wie edel«, sagte ich spöttisch.
    Dagon fauchte wütend. »Ich hatte meine Gründe, es nicht zu tun«, sagte er. »So, wie ich meine Gründe habe, mein verborgenes Dasein jetzt aufzugeben. Ich habe dich gesucht, Robert

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