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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mir auf die Zunge gebissen, ohne es überhaupt zu merken.
    »Was hast du damit gemeint – der Magier?«, fragte Shannon.
    »Er hat versucht, mich umzubringen, Shannon«, murmelte ich. Was war los mit ihm? Er hätte den magischen Angriff so deutlich spüren müssen wie ich, schließlich waren seine Kräfte nicht durch einen Bann gelähmt. Aber ich war noch viel zu verstört, um den Gedanken konsequent zu Ende zu verfolgen. »Ich weiß nicht, was er tut, aber es war … es war das Gleiche wie gestern Nacht.«
    Einen Moment lang blickte mich Shannon unsicher an, dann wandte er sich um und wollte aus dem Zimmer stürmen. Ich hielt ihn zurück.
    »Ich komme mit dir.« Der Gedanke, allein hier zurückzubleiben und womöglich einem zweiten Angriff des Majunde-Zauberers hilflos ausgeliefert zu sein, ließ mich innerlich frösteln.
    Shannon lachte. »Red keinen Unsinn«, sagte er. »Du kannst doch kaum stehen. Du wartest hier, bis ich zurück bin. Ich werde mir den Burschen vorknöpfen.«
    »Ich begleite dich!«, sagte ich entschieden. »Schließlich hat er mich angegriffen, nicht dich.«
    Diesmal widersprach Shannon nicht mehr.
    Das Lager hatte sich verändert, als wir aus dem Haus stürmten. Die Majundes hatten sich zu kleinen Gruppen zusammengefunden und Feuer entzündet, über denen sie mitgebrachte Lebensmittel erhitzten, und hier und da hatte sich einer auf dem nackten Boden ausgestreckt und schlief.
    Shannon deutete auf Yo Mai, der zusammen mit einer Hand voll Majunde-Krieger am Tor stand und ganz offensichtlich in eine erregte Diskussion verstrickt war. Wir eilten zu ihnen und Shannon riss den Majunde grob an der Schulter herum, ohne auf die drohenden Blicke der anderen zu achten.
    »Wo ist euer Magier?«, schnauzte er.
    Yo Mai blickte ihn einen Moment unverstehend an. »Unser Magier?«, wiederholte er. »Warum? Was willst du von ihm?«
    »Nichts«, fauchte Shannon. »Aber ich habe das Gefühl, er will etwas von uns.« Zornig deutete er auf mich. »Um ein Haar hätte er meinen Freund hier umgebracht, Wilder! Wo ist er?«
    »Ich … weiß es nicht«, gestand Yo Mai verwirrt. »Ich werde ihn suchen.« Er wandte sich an die Männer, die im Halbkreis um uns standen, und wechselte ein paar rasche Worte im Dialekt des Stammes mit ihnen. Sie entfernten sich. Dann drehte er sich wieder zu Shannon um. Die Verwirrung war aus seinen Zügen gewichen und hatte allmählich aufkeimendem Zorn Platz gemacht. »Was bedeutet das alles?«, fragte er. »Ihr habt unser Wort, dass wir uns nicht in eure Dinge mischen.«
    »Deines vielleicht«, sagte Shannon wütend. »Aber euer Hinterhofzauberer schert sich einen Dreck darum. Wäre ich nicht dabei gewesen, wäre Robert jetzt tot.«
    Yo Mai erschrak sichtlich, sah mich einen Moment verunsichert an, und schüttelte ein paarmal den Kopf, als könne er nicht glauben, was er hörte.
    Nach einer Weile kamen die Eingeborenen zurück, die er weggeschickt hatte, um nach dem Magier zu suchen. Und sie kamen allein. Es war nicht schwer, den Ausdruck auf ihren exotisch geschnittenen Gesichtern zu deuten.
    »Er … ist nicht mehr da«, sagte Yo Mai stockend, nachdem er mit seinen Leuten gesprochen hatte. »Ich verstehe das nicht.«
    »Was soll das heißen, nicht mehr da?«, schnappte Shannon. Seine Wut – die ich noch immer nicht verstand – war keineswegs besänftigt, sondern schien durch die Worte des Majunde eher noch weiter angestachelt zu werden.
    »Er ist … nicht im Lager«, gestand Yo Mai, wobei er Shannons Blick auswich. »Ein paar Männer haben gesehen, wie er weggegangen ist, kurz ehe wir hierher kamen.«
    »Wohin?«, fauchte Shannon.
    Yo Mai sah auf, aber er blickte mich an, nicht Shannon. Dann hob er die Hand und deutete auf den Gipfel des Krakatau. »Dorthin«, sagte er. »Zu den heiligen Höhlen unseres Volkes.«
    Ich wollte antworten, aber ich kam nicht dazu, denn in diesem Moment flammte ein neuer, quälender Schmerz in meiner Brust auf.
    Es war längst nicht so schlimm wie der erste Angriff, eigentlich nur ein dünner, tief gehender Stich, eher lästig als wirklich schmerzhaft. Aber er blieb.
     
    Die Wärme des Vulkans machte sich hier oben, näher an seinem Krater als an der Küste und dem Meeresspiegel, unangenehm bemerkbar. Trotz des hellen Sonnenlichtes schien der Himmel unmittelbar über dem wie abgeschnitten wirkenden Gipfel des Berges in düsterem Rot zu glühen, und in fast regelmäßigen Abständen ertönte ein dumpfes, knirschendes Grollen, manchmal gefolgt von einer

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