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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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warnender Ausdruck stand. Er wollte sich aufrichten, aber der Fremde drückte ihn grob zurück und legte den Zeigefinger auf die Lippen.
    »Alles wieder in Ordnung?«, fragte er. »Sie werden nicht schreien?«
    Eldekerk signalisierte mit den Augen ein Nicken und Shannon zog nach abermaligem kurzem Zögern seine Hand zurück; Eldekerk atmete tief ein. »Was … was ist passiert?«, flüsterte er.
    »Ich musste Sie betäuben«, antwortete Shannon ebenso leise. »Sie haben geschrien. Aber das war nicht Ihre Schuld. Ich hätte Sie warnen müssen. Es tut mir Leid. Mein Fehler.«
    Die Worte weckten die Erinnerung wieder. Eldekerk fuhr zusammen, richtete sich mit einem Ruck auf und starrte nach rechts, dorthin, wo die furchtbare Erscheinung gewesen war.
    Aber der Höhleneingang war jetzt leer. Nur das unheimliche rote Glühen aus dem Inneren des Berges war geblieben. Als er den Blick wandte und zum Meer sah, erkannte er, dass auch die Schiffe verschwunden waren.
    »Wie lange war ich bewusstlos?«, murmelte er.
    »Nicht lange«, antwortete Shannon. »Eine halbe Stunde – ungefähr.«
    »Wo sind die Schiffe?«, flüsterte Eldekerk. »Und dieses … diese Kreatur. Mein Gott, Shannon – was war das? Das … das war doch kein Mensch.«
    Shannon lächelte, aber er tat es auf eine so sonderbare Art, dass Eldekerk erneut einen raschen, eisigen Schauer von Furcht verspürte. »Ja und nein«, antwortete er geheimnisvoll. »Es … würde zu weit führen, Ihnen jetzt alles erklären zu wollen. Sie werden es verstehen, später. Kommen Sie.«
    Er stand auf und zog Eldekerk auf die Füße. Eldekerk blieb stehen, als er begriff, in welche Richtung ihn Shannon ziehen wollte.
    »Sie … Sie wollen doch nicht dort hineingehen?«, keuchte er. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken, während er den Höhleneingang anstarrte. Er war jetzt sicher, dass das rote Glühen im Inneren des Berges zugenommen hatte. Roch die Luft nicht schon ganz sacht nach verbranntem Fels? Und war das Zittern unter seinen Füßen wirklich nur das Beben der Brandung?
    »Ich will und ich muss«, antwortete Shannon ruhig. »Und Sie werden mich begleiten.«
    »Ich denke nicht daran«, keuchte Eldekerk. »Ich bleibe hier, und wenn Sie mich totschlagen.«
    »So?«, fragte Shannon ruhig. »Warum werfen Sie nicht einen Blick auf die See, ehe Sie antworten, Eldekerk?«
    Eldekerk gehorchte. Und es dauerte nur Sekunden, bis er begriff, was Shannon gemeint hatte.
    Der Strand war deutlich schmaler geworden. Fast die Hälfte des feinkörnigen weißen Sandes war bereits unter nachtschwarzem Wasser verschwunden und mit jeder Woge, die heranrollte und sich wieder zurückzog, fraß die See ein weiteres Stück Land. Die Flut kam. In einer halben Stunde würde der Strand unter Wasser stehen und in einer weiteren Stunde würde der Ozean den Fels mehr als zwei Meter hoch umspülen. Einen ganz kurzen Moment lang dachte er daran, am Seil wieder nach oben zu klettern. Aber er wusste im gleichen Augenblick, dass er es nicht schaffen würde.
    »Sie haben das gewusst«, sagte er vorwurfsvoll. »Sie wussten, dass ich nicht wieder hinaufsteigen kann und dass wir in diese Höhle müssen.«
    »Nein«, antwortete Shannon. »Ich hatte vor, Ihnen zu helfen. Aber das da ist wichtiger.« Er deutete auf die Höhle und aus irgendeinem Grunde – warum, wusste er selbst nicht – glaubte ihm Eldekerk.
    Erst zwei Schritte vor dem Höhleneingang blieben sie stehen. Shannon bedeutete ihm mit Gesten, zurückzubleiben, lief geduckt die steile Geröllhalde hinauf, die zur Höhle emporführte, und verschwand für Augenblicke im Inneren des Berges. Als er zurückkam, hob er den Arm und winkte Eldekerk, ihm zu folgen. Der Holländer gehorchte widerspruchslos.
    Ein Schwall trockener, nach Wärme und glühendem Fels riechender Luft schlug ihnen entgegen, als sie die Höhle betraten. Das Licht, das draußen nur ein schwacher rötlicher Glanz gewesen war, reichte hier drinnen aus, mehrere Dutzend Schritte weit zu sehen, und Eldekerk erkannte, dass sich der dreieckige Spalt schon nach wenigen Metern zu einer gewaltigen, halbrunden Höhle erweiterte, deren Boden zu glatt war, um auf natürliche Weise entstanden zu sein.
    Dann sah er die Stufen.
    Sie waren sehr breit und hoch, als wären sie für größere als menschliche Füße gemacht worden, und führten in Schwindel erregendem Winkel zu einem weiteren Gang, der tiefer in den Leib des Berges hineinführte und von rötlicher Glut erfüllt war. Ein dunkles, unheimlich

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