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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Knochengerüst wie dem einer Fledermaus durchzogen und lautlos das Wasser peitschend.
    Und dann sah er etwas, was ihn um ein Haar aufschreien ließ:
    Eines der bizarren Boote war nahe genug herangekommen, dass er die knöcherne Gestalt in seinem Heck erkennen konnte. Seinen Leib, der nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus einer dunklen, hornartigen Masse bestand, ein Gesicht ohne Augen und Mund und Nase, nichts als eine glatte, gebogene Fläche, und seine Beine, die unmittelbar aus dem Rumpf des bizarren Schiffes hervorwuchsen …
    »Mein Gott«, flüsterte Eldekerk. »Was … was ist das?«
    Shannon gebot ihm mit einer hastigen Geste zu schweigen. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Aber wenn es das ist, was ich fürchte …« Er brach ab, richtete sich ein wenig auf und sah nervös zu dem dreieckigen Spalt im Felsen zurück. Eldekerk folgte seinem Blick und registrierte mit plötzlichem Schrecken, dass die Höhlenöffnung genau dort lag, wo die Drachenschiffe landen würden, behielten sie ihren bisherigen Kurs bei. Und dass sie vollkommen deckungslos und für jeden überdeutlich sichtbar sein mussten, der daraus hervortreten sollte.
    Shannon schien zu dem gleichen Schluss zu kommen, denn er deutete mit einer stummen Kopfbewegung auf eine Felsgruppe gut fünfzig Meter weiter westlich, in der sie ausreichende Deckung sowohl zum Meer als auch zum Land hin haben würden. Geduckt schlichen sie los.
    Eldekerks Herz raste, als wolle es zerspringen, als sie die feucht glänzenden Lavatrümmer erreichten. Nervös suchte sein Blick die stumme Prozession der Drachenschiffe.
    Sie waren näher gekommen. Das erste befand sich weniger als fünf Meter vom Strand entfernt und hatte an Tempo verloren, während die anderen weiter heranglitten. Zwischen ihnen brodelte die See und Eldekerk erkannte eine gewaltige Zahl kopfgroßer, in allen Farben des Regenbogens schimmernder Kugeln, die plötzlich auf den Wellen zwischen den bizarren Booten hüpften. Ein geheimnisvolles Licht ging von ihnen aus.
    »Was ist das, Shannon?«, flüsterte er.
    »Still!«, zischte Shannon. »Schauen Sie.«
    Wieder deutete seine Hand auf den Spalt in der Felswand. Er war jetzt nicht mehr leer. Ein blasses, aber irgendwie unheimliches rotes Glühen zeichnete seine Konturen nach; Licht, das aus dem Inneren der Wand kam und in Eldekerk die Erinnerung an Flammen und Hitze wachrief. Licht, das die Umrisse eines Mannes beleuchtete, der lautlos in der Höhlenöffnung erschienen war und den Albtraumbooten schweigend entgegenblickte.
    Dann machte er einen Schritt und trat ins helle Licht des Mondes hinaus.
    Als Eldekerk sein Gesicht sah, begann er wie von Sinnen zu schreien.
     
    Es musste auf Mitternacht zugehen, wenn ich den Stand des Mondes und der Sternbilder richtig deutete, und über der Garnison lag eine fast unheimliche Stille. Die Hütte, in die Roosfeld und seine beiden Männer mich geschleift hatten, lag ein wenig abseits des eigentlichen Lagers, noch innerhalb der Umzäunung, aber gute zweihundert Yards von den niedrigen Baracken der Soldaten und dem etwas größeren, festungsähnlichen Hauptteil der Anlage entfernt. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, warum.
    Roosfeld gab mir einen Stoß, der mich quer durch den Raum taumeln und vor der gegenüberliegenden Wand auf die Knie fallen ließ. Wir waren wieder allein; der Niederländer hatte seine beiden Begleiter fortgeschickt und die Tür hinter sich geschlossen; und die Männer hatten den Schlüssel von außen herumgedreht. Der Raum war kahl. Die Wände bestanden aus nacktem, unverputztem Stein und der Boden aus festgestampftem Lehm. Außer der Tür gab es nur noch ein winziges, vergittertes Fenster, aber durch das löchrige Dach fiel genug Licht herein, mich sehen zu lassen. Es gehörte nicht sehr viel Phantasie dazu, sich auszurechnen, welchem Zweck dieses Gebäude diente.
    Langsamer, als nötig gewesen wäre, stemmte ich mich in die Höhe, ließ mich gegen die Wand sinken und hob die Hand zum Kopf, als fiele es mir schwer, nicht gleich wieder zusammenzubrechen. Roosfeld lachte hässlich.
    »Sie sind ein verdammter Trottel, Craven«, sagte er, während er seine Jacke aufknöpfte. Darunter trug er nichts außer einem mottenzerfressenen weißen Hemd, das sich über seinen mächtigen Muskeln spannte.
    »Wirklich«, fuhr er fort. »Sie hätten sich eine Menge Ärger ersparen können. Zwei Stunden sind eine lange Zeit, Craven. Ich schwöre Ihnen, Sie werden nach Tergard schreien, ehe ein Viertel davon vorbei

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