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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Durst?«, fragte er.
    Ich nickte. Roosfeld sprang mit einem federnden Satz zu mir hoch, hielt die Feldflasche dicht vor die Stäbe des Käfigs und grinste. »Nimm«, sagte er.
    Ich starrte ihn durch die Gitterstäbe an. Die Handschellen hielten meine Arme fest, dass ich kaum die Finger bewegen konnte, geschweige denn nach der Flasche greifen. Und selbst wenn es mir möglich gewesen wäre, so wären die Abstände zwischen den Gitterstäben viel zu klein gewesen, um die Flasche hindurchzuziehen.
    Roosfeld hielt die Flasche eine gute Minute lang vor mein Gesicht, dann zuckte er mit den Achseln, verkorkte sie wieder und schüttelte den Kopf. »Wenn du nicht willst …«, sagte er. »Aber das macht nichts. Es ist nicht mehr weit. Nur noch sieben, acht Stunden und du kriegst so viel zu trinken, wie du magst.« Er kicherte. »Ich weiß natürlich nicht, ob wir dir mit französischem Sekt dienen können, Craven.«
    »Schwein«, sagte ich leise. Meine Lippen waren geschwollen und aufgeplatzt. Ich konnte kaum sprechen. Dennoch fügte ich – von einem fast kindlichen Trotz beseelt, von dem ich sehr wohl wusste, dass er mir nur schaden konnte, hinzu: »Dafür wirst du bezahlen, Roosfeld, das schwöre ich dir. Ich bringe dich um!«
    Meine Drohung machte keinen sonderlichen Eindruck auf Roosfeld. »So?«, sagte er. »Tust du das? Na, da bin ich gespannt, wie du das anstellen willst – mit gefesselten Händen und ohne Waffen.«
    Zwei, drei Sekunden lang starrte ich ihn hasserfüllt an, dann schloss ich für einen Moment die Augen, zwang mich mit aller Gewalt zur Ruhe und raffte das letzte bisschen Kraft zusammen, das mir geblieben war. Mit aller Macht konzentrierte ich mich.
    »Sieh mich an, Roosfeld«, sagte ich.
    Roosfeld grinste, blickte mir in die Augen – und erstarrte. Das Grinsen auf seinen Zügen gefror.
    »Und jetzt«, fuhr ich fort, »mach den Käfig auf und binde mich los.« Ich unterstützte den Befehl mit aller suggestiver Macht, die mir verblieben war. Die körperlichen Schmerzen und das, was Tergard getan hatte, hatten auch an meinen geistigen Kräften gezehrt, aber für einen Mann von Roosfelds intellektueller Qualität würde der verbliebene Rest noch immer reichen.
    Aber Roosfeld rührte sich nicht, sondern blickte mich weiter blöde an.
    »Du sollst den Käfig aufmachen!«, befahl ich. »Sofort.«
    Roosfeld blinzelte, senkte die Hand auf den Schlüsselbund an seinem Gürtel – und trat einen halben Schritt vom Käfig zurück. Langsam, ganz langsam wandelte sich der geistlose Ausdruck auf seinen Zügen in ein widerwärtiges Grinsen.
    »Nein, Massa«, sagte er. »Roosfeld böser Junge. Roosfeld Hexer nicht gehorchen, sonst Roosfelds Freunde mit ihm schimpfen. Und das Massa nicht wollen, oder?«
    Ich erstarrte, während Roosfeld mich eine weitere Sekunde lang mit diesem anzüglichen Grinsen musterte, plötzlich den Kopf in den Nacken warf und aus Leibeskräften zu lachen begann.
    Und plötzlich begriff ich, was Tergard gemeint hatte, als er sagte, es gäbe noch eine Kleinigkeit zu erledigen.
    Diese Kleinigkeit waren meine mentalen Kräfte gewesen.
    Was sonst?, dachte ich verzweifelt. Roosfelds Schläge mussten mein Denkvermögen wirklich arg in Mitleidenschaft gezogen haben, dass ich mir wirklich eingebildet hatte, ihn so einfach übertölpeln zu können.
    Gott im Himmel, Tergard wusste alles von mir! Natürlich hatte er wissen müssen, dass ich seinen Speichellecker mühelos zu meinem Sklaven machen konnte, wenn ich erst einmal aus seiner Reichweite war. Und natürlich hatte er dafür gesorgt, dass das nicht geschah.
    Auf die einfachste – und nachdrücklichste – Weise.
    Indem er mir meine Hexer-Kräfte genommen hatte!
     
    Es wurde wieder Abend, bis wir das Lager erreichten. Der Weg hatte fast die ganze Strecke hindurch mehr oder weniger steil bergauf geführt und ein paarmal hatte ich den schroffen Gipfel des Krakataus sehen können, des titanischen Vulkanes, von dem diese Insel ihren Namen hatte. Er war näher gekommen, sehr viel näher.
    Die Garnison hatte an der Küste gelegen, zwar an einer Steilküste, aber trotzdem nahezu auf Höhe des Meeresspiegels, während das Lager gute tausend Meter hoch lag.
    Und es glich einer Festung; mehr, als es das Garnisonshauptquartier tat.
    Es lag, gut vor neugierigen Blicken verborgen, in einem schroffen Bergeinschnitt, der die Flanke des Krakataus spaltete wie ein Axthieb der Götter, und hatte die ungefähre Form eines lang gestreckten Rechteckes, wobei seine

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