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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kinn mit der ganzen Wucht seines Sprunges und brach sein Genick.
    Shannon fing den Toten auf. Vorsichtig ließ er ihn zu Boden gleiten, sah sich rasch nach beiden Seiten um und streifte dem Toten dann die zerlumpte Jacke ab, in die er gekleidet war. Hastig zog er das Kleidungsstück an, hob den Toten in die Höhe und warf ihn über die Mauer. Der Aufprall des reglosen Körpers dröhnte wie ein Kanonenschlag in Shannons Ohren, aber er war sicher, dass der Wind und die Nacht das Geräusch verschlucken würden.
    Noch einmal sah er sich um, um sicher zu gehen, dass niemand auf ihn aufmerksam geworden war, dann lief er – schnell, um die Zeit, die er mit dem kurzen Kampf verloren hatte, auszugleichen – in die gleiche Richtung weiter, in die der Wächter gegangen war, und reduzierte sein Tempo dann auf das des normalen Rundganges des Postens.
    Nach einer Weile erreichte er das Ende der Mauer. Wie er gehofft hatte, tauchte auf der anderen Seite des Wehrganges ein zweiter Posten auf.
    Der Mann hob die Hand zum Gruß, blieb einen Moment lang stehen und wandte sich um.
    Drei Sekunden später war er tot.
    Shannon schlich weiter. Noch zweimal traf er in den nächsten zehn Minuten auf Wächter, die auf ihrem einsamen Streifzug durch die Nacht waren.
    Dann war er sicher, dass es in diesem Teil der Festung niemanden mehr gab, der seine Anwesenheit verraten konnte.
     
    Äußerlich unterschied sich das strohgedeckte Gebäude nicht im Geringsten von den anderen Baracken, die sich um den Hauptplatz des Lagers gruppierten.
    In seinem Inneren war es ein Tor zur Hölle.
    Hinter dem Eingang lag ein winziger, fensterloser Raum, in dessen gegenüberliegender Wand eine wuchtige Eisentür war. Aber selbst durch das zollstarke Material hindurch war die erstickende Hitze zu fühlen, die auf der anderen Seite herrschte.
    Der Templer war zurückgekommen, nachdem die beiden Männer mich gepackt und hierher geschleift hatten. Er trug jetzt nicht mehr sein Ordensgewand, sondern ein schmuckloses, knöchellanges Hemd von blutroter Farbe, auf dessen Brust- und Rückenteil verwirrende kabbalistische Symbole aufgestickt waren, und das Schwert an seiner Seite hatte einem sonderbar geformten Schlüssel Platz gemacht, mit dem er jetzt die Eisentür öffnete. Seine Lippen formten dabei unhörbare Worte und auf seinen Zügen lag ein Ausdruck angespannter Konzentration.
    Und Angst.
    Er gab sich alle Mühe, das Gefühl zu verbergen, aber ich hatte die Zeichen der Furcht zu oft in den Augen von Menschen gelesen, um es nicht zu erkennen. Was immer sich auf der anderen Seite der Eisentür befand, erfüllte den Tempelritter mit panischer Furcht.
    Das Schloss sprang mit einem metallischen Klacken auf. Ein Schwall erstickender Hitze und blutig rotes, flackerndes Licht fielen in den winzigen Raum.
    Der Templer trat zurück, gab meinen beiden Bewachern einen Wink und zog den Schlüssel mit deutlichen Zeichen der Erleichterung aus dem Schloss. Die beiden Männer zerrten mich hoch, stießen mich durch die Tür und blieben wieder stehen.
    Ich blinzelte geblendet. Der Raum hinter der Metalltür war vollkommen leer, aber im Boden gähnte ein gut fünf Yards durchmessendes, kreisrundes Loch, das mit lodernder roter Helligkeit wie mit blutigem Wasser gefüllt war. Die Hitze war nahezu unerträglich. In der Luft lag der Geruch nach brennendem Stein.
    Hinter uns betrat der Tempelherr den Raum. Auf einen stummen Wink seiner Hand hin stieß mich einer der Männer auf die Knie herab und hielt mich fest, während sein Kamerad meine Hände band und mir anschließend auch noch eine Fußfessel anlegte, die es mir bestenfalls gestattete, winzige Schritte zu machen.
    »Was zum Teufel haben Sie vor?«, stöhnte ich, nachdem mich der Bursche wieder auf die Füße gezerrt und etwas näher an den brodelnden Höllenpfuhl herangestoßen hatte.
    Der Templer starrte mich einen Herzschlag lang an, trat mit gekünstelt wirkenden, langsamen Schritten um den Schacht herum und nahm an seinem gegenüberliegenden Rand Aufstellung. Langsam hob er die Hände, schloss die Augen und murmelte ein einzelnes, düster klingendes Wort.
    Die rote Glut erlosch.
    Von einer Sekunde auf die andere, so abrupt wie eine Kerze, die urplötzlich ausgeblasen wurde, verblasste die rote Glut und die erstickende Hitze wich einem zwar noch immer heißen, aber nach der Höllenglut doch beinahe wohltuenden Luftzug.
    Dann begannen sich die Schatten zu bewegen.
    Im ersten Moment war es kaum zu bemerken. Das wogende Dunkel am

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