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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem Zentrum des kochenden Tümpels angelangt war …
    Selbst später, als ich Zeit und Muße hatte, darüber nachzudenken, konnte ich nie genau sagen, was ich in diesem Augenblick wirklich gesehen hatte. Der Morast spritzte auseinander, als träfe eine unsichtbare Riesenfaust seine Oberfläche, und irgendetwas Gigantisches, Dunkles brach aus seiner Tiefe hervor, ein Ding wie ein Wurm, aber anders, schrecklicher, ein sich windendes blindes Etwas, nicht aus lebender Materie, sondern aus Gestalt gewordener Bosheit gemacht, ein Titan, dessen bloßer Anblick der Tod und dessen Atem der Hauch der Hölle war.
    Ein Thul Saduun.
    Zum ersten Mal in meinem Leben – und vielleicht als erster lebender Mensch überhaupt – erblickte ich eines dieser Wesen in seiner wahren Gestalt. Und es war ein Anblick, den ich nie wieder vergessen sollte, obwohl ich nicht einmal wirklich wusste, was ich da sah. Alles, was blieb, war ein Eindruck von etwas unbeschreiblich Grässlichem, etwas, das nicht für die Augen der Menschen gemacht war und dessen bloßer Anblick tötete. Ich glaube heute, dass nur der lebende Mantel mich rettete.
    Selbst als sich der Schlamm wieder über dem Monstrum und seinem Opfer schloss, saß ich noch lange und wie gelähmt da und starrte den braunschwarzen Tümpel an, unfähig, das namenlose Grauen abzuschütteln, das mich gepackt hatte.
    Sie waren da! Aus den Furcht einflößenden Schatten jener in der Tiefe waren Dämonen geworden, Wesen, die körperlich existierten, hier in unserer Welt. Finstere Götter, die vor Urzeiten mit den GROSSEN ALTEN von den Sternen gekommen waren und jetzt ihre blinden Häupter wieder erhoben, um eine neue Schreckensherrschaft über die Erde anzutreten. Das war alles, woran ich denken konnte.
    Was immer Jennifer hatte tun wollen, sie hatte versagt. Das Tor mochte geschlossen sein, aber die Thul Saduun hatten den Weg in die Wirklichkeit bereits gefunden. Sie waren hier, körperlich und real – und keine Macht der Welt konnte sie jetzt noch aufhalten.
    Als ich aufblickte, sah ich die Gestalt.
    Er stand vor mir, nur wenige Schritte entfernt, bis zu den Waden in kochend heißem Schlamm eingesunken und von Flammen eingehüllt wie von einem lodernden Mantel. Weiß glühender Stein war auf seine Schultern niedergeregnet und erstarrt; eine Kappe aus Lava, die seinen Hals und einen Teil seiner linken Wange bedeckte wie eine grässliche Maske.
    Das Fleisch darunter war unversehrt.
    »Ich hätte mir denken können, dass du es bist«, sagte ich leise.
    Henri lachte. Es war ein Laut, der mir einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    »Bist du gekommen, um mich zu töten?«, fragte ich.
    »Töten?« Zwischen den Brauen des bizarren Wesens, das in Henris Gestalt geschlüpft war, erschien eine steile Falte. »Warum sollte ich etwas so Dummes tun?«
    »Du hast es prophezeit«, sagte ich. »Damals, als wir uns auf der DAGON trafen – erinnerst du dich? Wenn wir uns wiedersehen, werden wir Feinde sein.«
    Henri – Hastur, der UNAUSSPRECHLICHE – machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das mag sein«, sagte er. »Aber auch ich mache Fehler. Ich war zornig, weil du Necron das SIEGEL ausgeliefert hast, nur um das Leben einer Hand voll sterblicher Menschen zu retten. Aber die Dinge haben sich anders entwickelt.«
    »O ja«, antwortete ich. »Du hast versagt. Die Thul Saduun leben. Sie sind hier.«
    Die unglaubliche Kreatur nickte. »Sie sind hier«, bestätigte er. »Zumindest einige. Und trotzdem werden sie untergehen. Das Mädchen Jennifer hat das Tor geschlossen.«
    »Aber es war zu spät.«
    Hastur schüttelte den Kopf und sonderbarerweise war es gerade diese durch und durch menschliche Geste, die mich sein Anderssein überdeutlich erkennen ließ.
    »Du täuschst dich, Robert Craven«, sagte er. »Alles ist so gekommen, wie es kommen sollte. Dagon war mein Geschöpf, von Anfang an. Es war seine Aufgabe, Barlaams Vertrauen zu erschleichen und ihn dann scheinbar zu verraten, denn ich wusste, dass der Meistermagier von Maronar die Jagd nach ihm niemals aufgeben würde. Ebenso, wie es seine Aufgabe war, sich im letzten Moment eines anderen zu besinnen und ihm und den Thul Saduun den Weg in eure Welt zu weisen.« Er lächelte dünn. »Alles war geplant, Robert, vom ersten Moment an. Dagon hat die Dämonen des Meeres gerufen und sie kamen aus ihren Verstecken und dienten ihm. Jetzt ist die Zuidermaar dabei, die letzten ihrer Drachenboote zu zerstören, und was ihr entgeht, wird Dagon selbst

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