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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stützte er sie behutsam.
    Die Lider des Mädchens öffneten sich. Ihr Blick war wieder klar und der Ausdruck von Schmerz war aus ihren Augen gewichen.
    Aber nur er, dachte Howard schaudernd. Die Angst war geblieben. Angst wovor?
    Erneut versuchte das Mädchen zu sprechen, aber wieder bekam es nur eine Anzahl würgender, mühsamer Töne hervor. Mit einer schwächlichen Bewegung befreite es sich aus Howards Umarmung, setzte sich auf und machte eine vage, nicht zu deutende Geste mit der Hand.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Howard rasch. »Es besteht kein Grund mehr, Angst zu haben, Miss. Der Doktor wird gleich kommen.«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Keinen … Arzt«, sagte sie. »Ich brauche nur … ein wenig Ruhe.«
    Howard nickte, stand auf und winkte Rowlf zu sich herab. »Bring sie in Nemos, Kabine«, sagte er.
    Aber wieder wehrte das dunkelhaarige Mädchen ab, als sich Rowlf nach ihr bücken und sie hochheben wollte.
    »Dazu ist jetzt keine Zeit«, sagte sie. Ihre Stimme klang gehetzt; sie atmete schwer wie ein Mensch, der bis zum Zusammenbruch gerannt war, aber Howard war sicher, dass das nicht an der phantastischen Verwandlung lag, deren Zeuge sie geworden waren. Das Mädchen hatte Angst. Panische Angst.
    »Ich muss mit Mister Lovecraft sprechen«, sagte sie plötzlich. »Sind Sie Lovecraft?«
    Howard nickte überrascht. »Woher … kennen Sie mich?«, fragte er.
    »Robert hat von Ihnen erzählt«, antwortete das Mädchen. »Er sagte, Sie wären sein Freund und ich könnte mich an Sie wenden, wenn ich Hilfe bräuchte.«
    »Hilfe?« Howard blinzelte verwirrt. »Wobei?«
    »Es geht nicht um mich, Mister Lovecraft«, antwortete das Mädchen. »Es ist Robert, der Hilfe braucht. Er ist in Gefahr – und nicht nur er. Möglicherweise …« Sie stockte, einen ganz kurzen Moment nur, aber doch so, dass Howard es hörte und richtig deutete. »… möglicherweise die ganze Welt, Mister Lovecraft.«
    Eine Sekunde lang starrte Howard noch verwirrt auf das dunkelhaarige Mädchen herab, dann richtete er sich mit einem Ruck auf und nickte Rowlf zum zweiten Male auffordernd zu.
    »Bring sie in Nemos Kabine«, sagte er noch einmal. »Schnell.«
     
    Die Zuidermaar hatte noch drei weitere Schüsse auf uns abgegeben. Keiner war auch nur in gefährlicher Nähe des Bootes eingeschlagen und jetzt, nachdem der erste Schrecken vorüber war und ich Zeit gefunden hatte, zu mir selbst zu kommen und über die Dinge nachzudenken, war ich ziemlich sicher, dass sie auch nicht hatten treffen sollen. Es wäre dem riesigen Kriegsschiff wahrscheinlich ein Leichtes gewesen, uns mit einer vollen Breitseite seiner möglicherweise antiquierten, nichtsdestotrotz aber äußerst wirkungsvollen Zwölfpfünder zu versenken.
    Nein – die vier Kanonenkugeln, die man uns nachgeschickt hatte, waren nicht mehr als eine Warnung gewesen. Man wollte uns lebend.
    Ich teilte das Ergebnis meiner Überlegungen Shannon mit, aber er zuckte nur mit den Achseln und forderte mich ziemlich grob auf, weiter zu rudern und meinen Atem für wichtigere Dinge aufzusparen.
    Shannon hatte sich verändert, das war mir schon vor geraumer Zeit aufgefallen. Aber erst die unglaubliche Brutalität, mit der er Harmfeld und seine Männer gezwungen hatte, über Bord zu springen und durch die haifischverseuchten Gewässer Krakataus zur Zuidermaar zu schwimmen, hatte mir mit aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie stark diese Veränderung war.
    Der schwarz gekleidete, blonde junge Mann, dem ich gegenübersaß, war nur noch äußerlich der Shannon, den ich kennen gelernt und der mir zweimal das Leben gerettet hatte, ohne auf sein eigenes Rücksicht zu nehmen. War es wirklich nur Necrons Einfluss, den ich beobachtete?, dachte ich schaudernd. Und wenn, würde es ihm je gelingen, wieder zu dem warmherzigen, stets zu einem Lächeln bereiten jungen Mann zu werden, als den ich ihn kennen gelernt hatte?
    Wir näherten uns der Küste und die Brandung begann sich stärker bemerkbar zu machen, sodass ich für die nächste Viertelstunde voll und ganz damit beschäftigt war, das Boot wenigstens notdürftig auf Kurs zu halten und gleichzeitig auf die Felsen und Riffe zu achten, die diesem Teil Krakataus vorgelagert waren und wie steinerne Zähne darauf warteten, sich in den Rumpf unserer Pinasse bohren zu können. Das Schiff war schwer zu navigieren, denn es war für eine weitaus größere Mannschaft gebaut; ohne Shannons schier übermenschliche Kräfte wären wir wahrscheinlich – wieder

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