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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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getäuscht, aber hinter dem sanften Blick ihrer meerblauen Augen verbargen sich ein eiserner Wille und ein Verstand, der ganz genau wusste, was er wollte.
    »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Sagen Sie uns, wo wir hinfahren müssen.«
    »Auf die andere Seite der Erde«, antwortete Jennifer. »Wie lange braucht ihr Schiff, um siebzehntausend Meilen zurückzulegen, Kapitän Nemo?«
    »Siebzehntausend Meilen?« Nemo schrie fast. »Sie sind verrückt, Miss Borden! Dieses Schiff wird keine siebzehnhundert Meilen mehr fahren, geschweige denn siebzehntausend! Die Hälfte unserer Maschinen ist schrottreif und der Rest wird nur durch die Gebete unserer Mechaniker zusammengehalten. Die NAUTILUS muss für mindestens zwei Wochen ins Dock.«
    »Dann«, sagte Jennifer ruhig, »wird Robert Craven sterben, Nemo. Und sehr viele andere Menschen mit ihm.«
    Howards Geduld war nun endgültig erschöpft. Wütend trat er auf Jennifer zu und streckte den Arm aus, um sie bei den Schultern zu packen und wie ein störrisches Kind zu schütteln, tat es aber dann schließlich doch nicht, sondern beschränkte sich darauf, sie anzufahren: »Zum Teufel, Jennifer, was soll das? Wir sind hier nicht im Kindergarten und spielen Ratespielchen. Wo ist Robert?«
    »In der Vergangenheit«, sagte Jennifer noch einmal. »Etwas mehr als zwei Jahre. Auf einer Insel namens Krakatau.« Das Lächeln in ihren Augen wurde beinahe bösartig, als sie sich an Nemo wandte. »Sagt Ihnen dieser Name etwas, Kapitän?«
    Nemo antwortete nicht.
    Aber Howard konnte sehen, wie er erbleichte.
    Weniger als eine halbe Stunde später nahm die NAUTILUS zum zweiten Mal Fahrt auf und lief mit voller Kraft in die offene See hinaus.
     
    Etwas an der Nacht war falsch.
    Ich konnte das Gefühl nicht in Worte fassen, aber es war da, überdeutlich und so quälend wie ein Schmerz, der dicht unter der Grenze des Fühlbaren bohrte. Es schien, als wäre mit der Dunkelheit noch etwas aus dem Meer heraufgekrochen, etwas Körperloses und Finsteres und Böses, das sich stets in den Schatten hielt; ein Gefühl, als wären wir von einer Armee unsichtbarer, lauernder Dinge umgeben, die stets verschwanden, kurz bevor man sie sehen konnte.
    Ich versuchte den Gedanken zu verscheuchen und machte es damit eher noch schlimmer; und als ich zu Shannon aufsah, dessen Gesicht in der Nacht neben mir zu einer weißen Fläche geworden war, spürte ich auch seine Nervosität. Aber er sagte kein Wort.
    So, fügte ich in Gedanken hinzu, wie er seit meinem Erwachen am späten Nachmittag kaum ein Wort mit mir gesprochen hatte. Shannon hatte mich erst geweckt, als die Sonne bereits den Horizont berührt und der Dschungel sich in einen Dom aus blasser werdenden Farben und langen, greifenden Schatten verwandelt hatte.
    Wir hatten das Boot aus seinem Versteck geholt und über einen Strand, der von der einsetzenden Ebbe auf das Fünffache seiner vorherigen Breite verlängert worden war, ins Meer hinausgeschoben. Dann waren wir hierher gerudert, um die halbe Breite der Insel herum und die letzten anderthalb Meilen so dicht an der Küste, dass es mir noch jetzt wie ein Wunder vorkam, dass wir nicht an einem der zahllosen Riffe oder der Steilküste selbst zerschmettert worden waren. Jetzt lag die kleine Pinasse hinter einer der beiden Felsnasen, die den Strand vor uns wie natürlich gewachsene Wehrmauern nach beiden Seiten abschirmten, sorgsam vertäut und unter einigen hastig ausgerissenen Büschen und Palmblättern verborgen, die sie zumindest während der dunklen Stunden vor einer Entdeckung vom Meer aus schützen mochten.
    Und vor uns lag die Höhle.
    Shannon hatte mir davon erzählt. Schon einmal war er auf diesem Wege in Dagons unterirdisches Reich eingedrungen und genau das gleiche hatten wir wieder vor, sobald die Mitternacht vorüber und Dagons unheimliche Besucher wieder im Meer verschwunden waren.
    Wie von selbst glitt mein Blick auf das Meer hinaus und suchte die winzigen irrlichternden Leuchtpunkte, die weit vor der Küste aus der Nacht aufgetaucht waren. Shannon hatte mir davon erzählt, so detailliert, dass ich sie mir gut hatte vorstellen können. Und trotzdem erschreckte mich der Anblick bis ins Mark. Es waren nicht nur das Licht und die Schatten und die sonderbaren, an- und abschwellenden Laute, die ihr Auftauchen begleiteten und die an Lautstärke gewannen, je mehr sich die Lichter und die bizarren Schattengebilde der Küste näherten. Es war ein Schrecken in ihnen, der irgendetwas tief am Grunde

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