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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einzigen Kratzer abbekommen.
    Übrigens auch nicht einen einzigen Insektenstich …
    Nach einer Ewigkeit hellte sich die dunkelgrüne Dämmerung vor uns auf und ich spürte wieder den Salzwassergeruch des Meeres durch das Aroma des Waldes. Aufatmend blieb ich stehen und bedeutete Jenny mit einer Handbewegung, es mir gleich zu tun.
    »Was ist?«, fragte sie ungeduldig.
    »Nichts. Ich … brauche nur eine kleine Pause, das ist alles«, antwortete ich stockend. Ich lächelte verzeihungsheischend, als ich ihr unwilliges Stirnrunzeln bemerkte, und fügte hinzu: »Die Kletterei zum Strand hinunter wird verdammt anstrengend werden. Sie sollten sich auch ein wenig ausruhen.«
    »Das alles wäre nicht nötig gewesen, hätten Nemo und Lovecraft ihr Wort gehalten«, sagte Jenny verärgert, ließ sich aber nach kurzem Zögern dicht neben mir auf einen abgestorbenen Baumstumpf sinken und schloss die Augen. Feiner Schweiß bedeckte ihre Stirn. Sie atmete ein wenig schneller als normal. Aber ganz und gar nicht so schnell, wie ein Mensch, der drei geschlagene Stunden durch den Dschungel gewandert war, hätte atmen müssen.
    »Mit der NAUTILUS hätten wir den Weg in einer halben Stunde geschafft«, gestand ich. »Aber Howard hatte seine Gründe. Glauben Sie mir. Er ist kein -«
    »Kein was?«, unterbrach mich Jenny zornig. »Kein Betrüger?« Sie lachte. »Wollten Sie das sagen?«
    »Sie hätten schwimmen können«, verteidigte ich mich, in die Enge getrieben durch ihren plötzlichen Ausbruch, aber auch verwirrt über den Zorn, den ich fühlte.
    »Ich schon«, antwortete Jenny. »Und Sie?«
    »Ich?« Ich verstand nicht gleich.
    Jennifer lachte abfällig. »Versuchen Sie nicht, mir etwas vorzumachen«, sagte sie böse. »Sie sind nicht nur mitgekommen, um mir zu helfen oder das Wort einzulösen, das Lovecraft mir gegeben hat.« Sie machte eine vage Geste zur Küste hin. »Sie sind genauso interessiert daran wie ich, dort hinunter zu kommen.«
    Einen Moment lang starrte ich sie an, dann nickte ich. »Ja«, sagte ich, allmählich genauso wütend wie sie. »Dort unten ist nämlich ein Freund von mir. Und wenn er noch lebt, werde ich ihn dort herausholen.«
    »Ein Freund?« Jennifer sprach das Wort aus wie eine Beschimpfung. »Nach allem, was Sie über ihn erzählt haben?« Sie lachte böse. »Ich glaube, wer Ihre Freunde hat, der braucht keine Feinde mehr, Robert.«
    »Und Dagon?«, fauchte ich. »Geben Sie mir eine logische Erklärung, wie man ein Wesen lieben kann, das nicht einmal ein Mensch ist.«
    Und plötzlich geschah etwas Sonderbares. Etwas, dessen wahre Bedeutung ich erst sehr, sehr viel später begreifen sollte. Statt – wie ich erwartete – aufzufahren, blickte mich Jennifer mit sonderbarem Ernst an, schüttelte ganz leise den Kopf und sagte: »Das wissen Sie besser als ich, Robert.«
    Es war, als hole mich die Vergangenheit ein; mit einem einzigen, brutalen Hieb.
    Es war noch nicht einmal sehr lange her, da hatte ich neben einem anderen Menschen – einer anderen Frau! – gesessen, in einer Situation, die meiner jetzigen sehr ähnlich gewesen war …
    »Sie … Sie wissen von … von Shadow?«, stammelte ich.
    Jennifer nickte. »Ich weiß alles über dich, Robert«, sagte sie, sehr sanft und plötzlich völlig ohne Zorn und die Wut, die noch vor Augenblicken ihre Stimme hatte zittern lassen. Irgendetwas geschah mit ihr, eine Veränderung, die ich nicht greifen, nicht in Worte fassen konnte, die aber überdeutlich war. Plötzlich war in ihrem Blick eine sonderbare Wärme, etwas, das …
    Ja – das ich kannte. Aber nicht von ihr.
    Jennifer stand mit einem Ruck auf und deutete zur Küste. »Gehen wir weiter«, sagte sie. Sie wollte sich umwenden, aber diesmal war ich schneller, holte sie ein und riss sie so heftig an der Schulter herum, dass ihre Lippen vor Schmerz zuckten.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich. »Sie sind doch nicht Jennifer! Sie sind -«
    Das Mädchen hob die Hand, packte mein Gelenk und bog meinen Arm zurück. In ihren Händen lag eine Kraft, die mich erschauern ließ.
    »Doch«, sagte sie ruhig. »Das bin ich. Aber ich bin auch noch mehr. Jemand, der auf deiner Seite steht, Robert, und das solltest du endlich begreifen.«
    »Zum Teufel, wer bist du?«, brüllte ich.
    Aber die einzige Antwort, die ich bekam, war das Rauschen des Meeres.
     
    Mit einem verzweifelten Aufschrei ließ sich Howard nach hinten fallen, rollte zur Seite und versuchte gleichzeitig, De Cruyk mit den Knien von sich zu stoßen. Aber der

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