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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sein Gesicht schien eine Masse aus wabbeligem Fett zu sein, in die jemand mit wenig Geschick so etwas wie menschliche Züge hineinzudrücken versucht hatte. Seine Finger waren so dick, dass sie wie ungelenke Stummel wirkten.
    »Willkommen an Bord der NAUTILUS«, sagte Nemo, nachdem sich der Zwerg aufgerichtet und wie eine nass gewordene Katze geschüttelt hatte. »Dürfte ich nach dem Grund Ihres so unkonventionellen Erscheinens fragen, Monsieur?«
    Der Zwerg trippelte auf Nemo zu, blieb einen halben Schritt vor ihm stehen und legte den Kopf in den Nacken, um ihm ins Gesicht blicken zu können.
    »Sie sind Kapitän Nemo, nehme ich an«, sagte er.
    Nemo nickte. »Und mit wem habe ich die Ehre?«
    »Mein Name ist De Cruyk«, antwortete der Zwerg. »Wir sind gewissermaßen Kollegen, wissen Sie?«
    »Ach?«, fragte Howard.
    De Cruyk bedachte ihn mit einem Blick, mit dem man ein lästiges Insekt zu betrachten pflegte, richtete sich zu seiner vollen Größe von ungefähr einhundertdreiundvierzig Zentimetern auf und sagte: »Ich bin Kapitän De Cruyk, Besitzer und Kapitän der Van Helsing. Gestatten Sie, dass ich an Bord komme?«
    Nemo zwang sich ein pflichtschuldiges Lächeln ab, rührte sich aber nicht von der Stelle, als De Cruyk auf das offen stehende Turmschott zugehen wollte. »Was soll dieser Auftritt?«, fragte er ungehalten. »Haben Sie auf Ihrem Seelenverkäufer keine Boote, oder schwimmen Sie einfach gerne?«
    De Cruyk schürzte beleidigt die Lippen. »Weder noch, Kapitän«, antwortete er. »Mir schien nur jede Sekunde kostbar und ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen, nicht? Ich bin hier, um Ihnen meine Hilfe anzubieten.«
    »Ihre Hilfe?«, fragte Howard. »Wobei?«
    De Cruyk seufzte. »Ich bitte Sie! Sie müssen diese Insel evakuieren, oder etwa nicht? Mir scheint, da können Sie ein zweites Schiff gut gebrauchen.«
    »Evaku …« Howard brach ab, tauschte einen verstörten Blick mit Nemo und wandte sich wieder an De Cruyk. »Woher wissen Sie das?«, fragte er scharf.
    »Das spielt doch jetzt wohl keine Rolle, oder?«, sagte De Cruyk patzig. »Ich bin im Besitz recht zuverlässiger Informationen, dass diese Insel in weniger als achtundvierzig Stunden untergehen wird, und es sind drei …« Er stockte, blinzelte einen Moment aus zusammengekniffenen Augen zum Ufer hinüber und verbesserte sich: »Zwei größere und ein Dutzend kleinerer Ortschaften zu evakuieren. Mit nur einem Schiff haben Sie keine Chance.«
    »Das stimmt«, sagte Nemo düster. »Trotzdem beantwortet es nicht die Frage, woher Sie diese Informationen haben.«
    In De Cruyks Schweinsäuglein blitzte es auf. »Nehmen Sie einfach an, ich handele im Auftrag einer Macht, die Ihnen wohlgesonnen ist«, sagte er. Er wollte weitergehen, aber Howard packte ihn blitzschnell bei der Schulter und zerrte ihn herum.
    Wenigstens wollte er es.
    Das dünne, an zahllosen Stellen zerrissene Hemd, das an seinem Oberkörper klebte wie eine zweite Haut, zerriss.
    Aber nicht nur das Hemd. De Cruyks Schulter löste sich unter dem harten Griff von Howards Fingern buchstäblich auf. Alles, was Howard plötzlich noch in der Hand hielt, war etwas, das ihn an einen Haufen faulig verklebten Strohs erinnerte und einen unbeschreiblichen Gestank verströmte.
    »Sie sind wirklich ein Idiot, Lovecraft«, sagte De Cruyk kopfschüttelnd, ehe er ihn ansprang.
     
    Wir hatten nur drei Stunden gebraucht, den Weg bis zur Steilküste hinter uns zu bringen, und trotzdem fühlte ich mich, als hätte ich einen Dreißig-Meilen-Lauf hinter mich gebracht. Die Hitze war selbst im Schatten des Dschungels beinahe unerträglich gewesen und wenn der Lärm, den Jennifer und ich gemacht hatten, auch beinahe alles Leben aus unserer Nähe verscheucht hatte, so hatten sich doch sämtliche Moskitos, Stechfliegen und andere Blutsauger der südlichen Hemisphäre auf mich gestürzt. Wenigstens fühlte ich mich so. Mein ganzer Körper schien eine einzige, unerträglich juckende Beule zu sein.
    Mit einer Mischung aus Bewunderung und kaum verhohlenem Neid betrachtete ich Jennifer, die wenige Schritte neben mir ging. Irgendwie brachte sie das Kunststück fertig, sich noch immer mit der Eleganz und Grazie einer Lady zu bewegen, obgleich sie wie ich seit drei Stunden nichts anderes tat, als über Wurzeln und Baumstümpfe zu steigen, sich durch Lücken in dornigem Gestrüpp zu zwängen und tief hängendem Geäst auszuweichen, das ihr ins Gesicht peitschen wollte. Sie hatte nicht einen

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