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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiß«, sagte Dagon ruhig.
    Dann schlug er mir eine seiner deformierten Klauenhände mit solcher Wucht in den Nacken, dass ich bewusstlos zu Boden stürzte.
     
    Rings um die NAUTILUS herum herrschte graues Zwielicht. Es war nicht mehr die Unendlichkeit des Ozeans, durch den das phantastische Unterseeboot glitt, sondern die viel gewaltigere Weite eines anderen, bizarren Meeres, das Nichts zwischen den Wirklichkeiten. Die Distanz, die die NAUTILUS zurücklegte, war nicht mehr in Meilen, sondern in Äonen zu messen.
    Howard stand im Turm des Schiffes, hoch aufgerichtet und in erstarrter, verkrampfter Haltung, die Hände wie zum Gebet erhoben, reglos, aber zitternd. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren, und obgleich die Kälte des Nichts unbarmherzig durch die zollstarken Panzerplatten des Schiffes zu kriechen begann und die Temperaturen an Bord der NAUTILUS im Laufe der letzten Stunden empfindlich gefallen waren, war seine Stirn von dicken, perlenden Schweißtropfen bedeckt.
    Anders als beim ersten Mal, als der Time-Master die NAUTILUS nur Kraft seines puren Willens zwei Jahre zurück durch die Zeit gezwungen hatte, war er diesmal nicht allein. Nemo und Rowlf – die zusammen mit einer Hand voll Männer, die nötig waren, das Schiff wenigstens halbwegs manövrierfähig zu halten, an Bord geblieben waren – standen vor dem anderen Fenster und blickten abwechselnd auf das wogende Nichts jenseits der Panzerglasscheibe und Howards Gestalt. Das Mädchen Jennifer hatte, in der gleichen, beschwörenden Haltung wie er, neben Howard Aufstellung genommen, jedoch nur eine Hand gehoben und die andere in Howards Nacken gelegt. Eine unsichtbare Brücke war zwischen den beiden entstanden, eine geistige Verbindung, aus der Kraft und Energie aus dem zerbrechlich wirkenden Mädchenkörper in Howards Geist flossen und sich mit ihm vereinigten.
    Irgendwann, nach Stunden, wie es Nemo vorkam, begann sich das graue Etwas vor dem Schiff zu verändern. Farben erschienen und vergingen wieder, ein leiser Schimmer von Blau kroch unter das wabernde Grau, und dann und wann tauchten Schatten auf, irgendwo dicht am Rande des gerade noch Sichtbaren.
    Dann, ganz plötzlich, ging ein harter, knirschender Ruck durch den Rumpf der NAUTILUS. Die Erschütterung reichte, Nemo aus dem Gleichgewicht zu bringen und gegen die Scheibe prallen zu lassen.
    Als er sich aufrichtete, hatte sich das Bild jenseits des Bullauges vollends verändert. Rings um die NAUTILUS war wieder Wasser, das Element, für das sie geschaffen worden war; ein sanft wogender Ozean, dessen Oberfläche sich wie ein golden verspiegelter Himmel wenige Yards über dem Turm des Unterseebootes in sanftem Auf und Ab hob und senkte.
    Aber es war ein fremder, durch und durch fremder Ozean, ein Meer, wie es noch keines Menschen Auge zuvor geschaut hatte. Das Wasser hatte einen sanften, grünlichen Schimmer und die Fische, die sich darin bewegten, hatten mit nichts Ähnlichkeit, was Nemo jemals zuvor gesehen hatte. Manche von ihnen waren riesig: halb so groß wie die NAUTILUS und massiger als Wale, andere wie geflügelte Ungeheuer geformt, die sich nur in das falsche Element verirrt hatten, wieder andere glichen gigantischen, flossenbewehrten Schlangen oder grotesken Ungeheuern, die der Phantasie eines übergeschnappten Horror-Schriftstellers entsprungen zu sein schienen.
    Dann sah Nemo etwas, was ihn alles andere vergessen ließ: Unweit der NAUTILUS, ein Stück tiefer, allmählich zu ihr emportauchend, schwamm ein reptilhafter Körper. Ein Gigant, fünfzehn Yards lang, mit einem glänzenden, birnenförmigen Leib, riesigen Flossen und einem grotesk kleinen Schädel, der auf einem absurd langen Hals pendelte.
    Es war ein Saurier. Eines jener gewaltigen Reptilienwesen, die die Erde vor hunderten von Millionen Jahren beherrscht hatten.
    Aber er lebte!
    Es kostete Nemo schier unendliche Überwindung, sich von dem bizarren Anblick zu lösen und wieder zu Howard und Jennifer hinüber zu sehen.
    Howard war gegen die Wandung gesunken und hielt sich nur noch mit letzter Kraft auf den Beinen. Sein Gesicht war bleich und sein Atem ging in schnellen, harten Stößen.
    Nemo wollte zu ihm hinübereilen, aber Jennifer hielt ihn mit einer raschen, befehlenden Geste zurück und schüttelte den Kopf. »Lassen Sie ihn«, sagte sie.
    »Aber er braucht Hilfe!«, protestierte Rowlf.
    »Die braucht er nicht«, antwortete Jennifer kalt. »Wenigstens nicht von Ihnen. Ich kann mehr für ihn tun als Ihre so genannten

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