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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ärzte.« Behutsam ergriff sie Howard bei den Schultern, ließ ihn zu Boden gleiten und legte ihre rechte Hand auf sein Gesicht, Zeige- und Ringfinger auf seine Augen und Daumen und kleinen Finger auf seine Schläfen gepresst. Dann schloss sie die Augen und flüsterte ein einzelnes, fremdartig-düster klingendes Wort.
    Nemo konnte nicht erkennen, was sie sonst noch tat. Aber was immer es war, es wirkte. Sehr schnell. Howards Atem beruhigte sich zusehends und schon nach wenigen Augenblicken kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. Stöhnend hob er den Arm, wischte Jennifers Hand beiseite und versuchte sich aufzurichten, aber das dunkelhaarige Mädchen schob ihn zurück.
    »Bewegen Sie sich nicht«, sagte sie sanft. »Ihr Freund kann Sie in die Krankenabteilung tragen. Sie waren großartig.« Sie lächelte noch einmal, stand auf und machte einen befehlenden Wink in Rowlfs Richtung.
    »Bringen Sie ihn hinunter«, sagte sie. »Aber vorsichtig.«
    Rowlf schenkte ihr einen Blick, der Bände sprach, hob Howard ohne sichtbare Anstrengung auf die Arme und verschwand gebückt auf der Wendeltreppe, die in den Rumpf der NAUTILUS hinabführte.
    Jennifer sah ihm mit sonderbarem Gesichtsausdruck nach, bis seine Schritte in der Tiefe des Schiffes verklungen waren. »Er wird sich wieder erholen«, sagte sie leise und mehr zu sich selbst als zu Nemo gewandt: »Wenigstens hoffe ich es.«
    Nemo blickte sie kopfschüttelnd an. »Ich verstehe Sie nicht«, sagte er. »Erst zwingen Sie ihn, etwas zu tun, was ihn fast umbringt, und dann machen Sie sich Sorgen.«
    Jennifer fuhr herum. Ihre Augen waren dunkel vor Zorn. »Wofür halten Sie mich, Kapitän Nemo?«, fauchte sie. »Für ein Ungeheuer?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Nemo leise. »Ich weiß nicht, wofür ich Sie halten soll, nach dem, was auf der Zuidermaar geschehen ist.«
    Jennifer setzte zu einer zornigen Entgegnung an, besann sich aber im letzten Moment eines Besseren und deutete mit einer ruckhaften Kopfbewegung auf die Kontrollen, die auf einem Pult zwischen den beiden gewaltigen Bullaugen angebracht waren. »Sie können das Schiff von hier aus steuern?«
    Nemo nickte.
    »Dann tauchen Sie auf«, sagte Jennifer.
    Nemo gehorchte. Ohne ein weiteres Wort trat er an das kompliziert aussehende Kommandopult heran, legte ein Dutzend Schalter und Hebel um und griff in das inmitten all dieser technischen Einrichtungen wie ein Anachronismus wirkende Steuerrad.
    Tief im Rumpf der NAUTILUS begannen die Maschinen heftiger zu stampfen und schon nach wenigen Augenblicken wurde aus dem trägen Dahingleiten des Unterseebootes ein sanfter, aber beständiger Aufstieg. Der golden schimmernde Himmel kam näher, berührte sanft die obere Kante des Turmes und zerbrach in Millionen und Abermillionen funkelnde Lichtsplitter. Schaum sprudelte hoch und nahm Nemo für Augenblicke die Sicht und dann, ganz plötzlich, flutete grelles Sonnenlicht in den Turm.
    Nemo blinzelte. Seine Augen benötigten einige Sekunden, sich an das Licht zu gewöhnen. Was er sah, war mehr als phantastisch.
    Vor ihnen erstreckte sich das schier unendliche Blau des Ozeans, überspannt von einem Himmel, dessen Farbe ihn schlichtweg erstarren ließ. Eine unglaublich große, grell leuchtende Sonne schüttete ihre Glut über ein wolkenloses Firmament. Drei, vielleicht vier Meilen im Osten erhob sich eine grün bewaldete Insel aus dem Meer, viel größer als Krakatau und von einem Vulkan beherrscht, der der Urvater aller Vulkane sein musste. Etwas Dunkles, irgendwie Formloses bewegte sich darüber in der Luft, aber Nemo konnte es nicht genau erkennen. Es war fester als ein Schatten, aber es schien sich seinen Blicken auf geheimnisvolle Weise immer wieder zu entziehen.
    »Steuern Sie die Insel an«, sagte Jennifer.
    »Ist das Krakatau?«, fragte Nemo. Aber er bekam keine Antwort, und als er den Kopf wandte und Jennifer fragend ansah, wiederholte er seine Frage auch nicht mehr.
    Das Mädchen stand hoch aufgerichtet vor dem Bullauge, beide Hände gegen das Glas gepresst und in sonderbarer verkrampfter Haltung. Ihr Gesicht war totenbleich und in ihren Augen lag ein Ausdruck, der Nemo schaudern ließ.
    Es war Angst.
    Aber eine Angst von solcher Intensität, wie er sie noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. Hastig senkte er den Blick und konzentrierte sich auf seine Kontrollen.
    Langsam näherte sich die NAUTILUS der Insel. Die dichte grüne Wand, die anstelle des feinen Sandstrandes aus dem Meer wucherte, wuchs zu phantastischer

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