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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Peitschenhieb, blickte mich einen Herzschlag lang aus schreckgeweiteten Augen an und verzog die Lippen zu einem stummen Flehen und ich begriff, dass er meine Gedanken gelesen hatte.
    Nicht, flüsterte eine Stimme in meinen Gedanken. Sag es nicht, Robert!
    Verwirrt blickte ich zwischen ihm und Dagon hin und her. Ein plötzlicher, furchtbarer Verdacht begann in meinen Gedanken Gestalt anzunehmen, aber er war einfach zu bizarr, um wahr zu sein.
    Und trotzdem sagte mir Shannons Blick, dass es ganz genau so war. Die raucherfüllte Kristallkugel, das Zentrum und der Quell von Dagons Macht, war nichts anderes als das zweite der SIEBEN SIEGEL DER MACHT; und wie auf der DAGON, dem bizarren Dimensionsschiff, auf dem ich Shannon zum ersten Male wieder begegnet war, war er auch jetzt nur hier, um es in seinen Besitz zu bringen!
    Mit einem Ruck blieb ich stehen, drehte mich zu Dagon um und deutete anklagend auf Shannon.
    »Er betrügt dich, Dagon«, sagte ich.
    Dagon erstarrte. In seinen riesigen Fischaugen entstand ein misstrauisches Glitzern. »Wie meinst du das?«, fragte er.
    »Er steht nicht auf deiner Seite«, sagte ich, Shannons verzweifelte Blicke ignorierend. »Er ist hier, um das SIEGEL zu stehlen. Necron hat ihn geschickt.«
    Dagon atmete hörbar ein, blickte kurz zu Shannon zurück und sah dann lange und sehr nachdenklich auf den gewaltigen Basaltblock und die schwebende Kugel herab. Aber seine Reaktion war ganz anders, als ich mir erhofft hatte.
    »Ich weiß«, sagte er. »Aber es erstaunt mich ein wenig, dass du ihn verrätst, wo du doch damit rechnen musst, dass ich ihn töte. Dieser Mann und du, ihr seid doch Freunde.«
    »Außerdem hast du nur zum Teil recht, du Narr«, sagte Shannon kalt.
    Der Klang seiner Stimme ließ etwas in mir erstarren.
    Es war nicht mehr seine Stimme, sondern die Stimme eines alten, böse und hart gewordenen Mannes.
    So, wie das Gesicht unter dem schwarzen Turban nicht mehr länger Shannons Gesicht war, sondern das Gesicht eines Greises, eingefallen und faltig, mit einer scharfen Adlernase, dünnen, grausamen Lippen und Augen, die so tief in ihre Höhlen zurückgekrochen waren, dass sie wie finstere Löcher in dem pergamenthäutigen Totenschädel wirkten.
    »Necron!«, flüsterte ich entsetzt.
    »Es ehrt mich, dass du mich wiedererkennst, nach all der Zeit«, sagte Necron. »Vor allem, wo wir uns nur einmal begegnet sind. Aber ich nehme an, du erinnerst dich so gut daran wie ich. Du hattest mich damals … getötet.«
    Ich wollte antworten, aber ich konnte es nicht. Ein Hass von solcher Stärke, dass ich selbst davor erschrak, stieg in mir empor, ein Gefühl, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.
    Meine Hände fingen an zu zittern. Etwas begann sich in mir zu regen, etwas Dunkles und Böses, etwas, dessen Dasein ich geahnt, das ich aber bisher immer mit aller Macht bekämpft und niedergehalten hatte.
    Jetzt konnte ich es nicht mehr. Der Anblick dieses zerfurchten, unendlich bösen Greisengesichts ließ irgendetwas in mir zerbrechen.
    Ich stand Necron gegenüber!
    Dem Mann, dem ich alles Leid, alles Unglück und jeden Schmerz zu verdanken hatte.
    Dem Mann, der mir den einzigen Menschen genommen hatte, den ich jemals geliebt hatte.
    Dem Mann, der meine Freunde dazu gebracht hatte, mich zu hassen. Der mit Menschenleben spielte wie mit Schachfiguren, gnadenlos und berechnend.
    »Du«, flüsterte ich heiser. »Du warst … du … du warst Shannon? Du warst die ganze Zeit …«
    »Aber nein«, unterbrach mich Necron kichernd. »Damals auf dem Schiff, das war wirklich Shannon. Ich gebe zu, ihn einmal selbst geschickt zu haben. Ein Fehler, wie ich leider zu spät bemerkte. Es war sein Auftrag, dich zu töten. Er hat versagt.« Er lächelte. »Ein zweites Mal wird das nicht geschehen, mein Wort darauf.«
    »Du Ungeheuer«, flüsterte ich. »Du verdammtes -«
    Necron hob die Hand und eine unsichtbare Faust traf mich am Mund und ließ mich zurückstolpern. Ich prallte gegen Dagon, verlor das Gleichgewicht und klammerte mich instinktiv an seinem Umhang fest. Der Fischgott schrie auf, gab mir einen Stoß vor die Brust und sprang hastig zurück.
    Doch seine Reaktion kam den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Ich fiel, aber meine Hände hielten den schwarzen Stoff fest umklammert und als ich stürzte, wurde der Umhang von seinen Schultern gerissen.
    Der Anblick ließ mich erstarren.
    Plötzlich begriff ich, warum Dagon selbst hier, wo er allein war, diesen Umhang getragen hatte.
    Er war nicht mehr das

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