Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
das?«
    Ich antwortete nicht, obwohl ich es gekonnt hätte. Ein verzweifelter, vollkommen irrsinniger Plan begann hinter meiner Stirn Gestalt anzunehmen, als ich die schwerelos dahingleitende Scheibe und ihre beiden Passagiere anstarrte.
    »Vielleicht unsere Rettung«, murmelte ich.
    Henri wandte mit einem Ruck den Kopf. Seine Augen schienen aus den Höhlen zu quellen. »Sie … Sie kennen diese Männer, Monsieur?«, flüsterte er.
    Ich nickte, schüttelte gleich darauf den Kopf und ließ mich hastig ein wenig tiefer hinter meine Deckung sinken. Die Flugscheibe war von ihrem bisherigen Kurs abgewichen und bewegte sich in unsicherem Zickzack auf uns zu, schwenkte aber auf halber Strecke plötzlich wieder herum und bewegte sich weiter parallel zur Küste.
    »Das … das ist … Hexerei«, stammelte Henri.
    »Nicht ganz«, antwortete ich. »Aber Sie kommen der Sache ziemlich nahe.« Ich versuchte zu lächeln, aber es misslang kläglich. »Gehen Sie runter, Henri. Die Burschen machen kurzen Prozess, wenn Sie uns entdecken!«
    Henri gehorchte hastig und auch ich presste mich so fest gegen den heißen Sand, wie ich nur konnte. Ich glaubte nicht, dass die Männer dort oben meinetwegen hier waren; höchstwahrscheinlich hatten sie nicht einmal eine Ahnung, dass es uns gab.
    Was sie nicht daran hindern würde, uns kurzerhand umzubringen, wenn sie unserer habhaft wurden. Ich hatte mit Männern ihrer Art einschlägige Erfahrungen gemacht. Es war noch nicht einmal lange her; keine zweihundertfünfzig Millionen Jahre.
    Nein – Gnade hatten wir von den Männern in den schreiend bunten, lebenden Mänteln nicht zu erwarten.
    Und trotzdem waren sie vermutlich unsere einzige Chance, noch einmal lebend von dieser Insel wegzukommen.
    Sekundenlang verfluchte ich die Tatsache, so hilflos zu sein. Die einzige Waffe, die mir gegen diese magisch hochbegabten Männer vielleicht von Nutzen sein mochte – Andaras Stockdegen – lag in meiner Kabine an Bord der NAUTILUS; unerreichbar weit.
    »Hören Sie zu, Henri«, sagte ich. »Sie müssen mir helfen.«
    Henri erbleichte unter der Kruste aus schwarzer Vulkanasche und Schweiß, die sein Gesicht bedeckte, noch mehr, nickte aber tapfer – wenn auch nicht, ohne einen unsicheren Blick zu der schwebenden Kristallscheibe am Himmel zu werfen. »Oui«, sagte er.
    »Ich werde versuchen, sie herzulocken«, erklärte ich, »und versuchen, sie zur Landung zu bewegen. Gehen Sie zu Ihnen, aber seien Sie vorsichtig. Heben Sie die Arme und machen Sie deutlich, dass Sie sich ergeben. Alles, was ich brauche, sind einige Sekunden Zeit. Sie müssen sie ablenken, damit ich mich anschleichen kann.« Ich deutete auf das jenseitige Ende der Verwerfung, keine zwanzig Yards entfernt. »Haben Sie das verstanden?«, fragte ich.
    Henris Blick flackerte. »Ablenken?«, murmelte er. »Aber … aber wie denn?«
    »Fragen Sie sie meinetwegen nach der Uhrzeit!«, sagte ich ungeduldig. »Ich brauche nur ein paar Sekunden, mehr nicht. Bitte, Henri! Unser Leben hängt davon ab!«
    Henri nickte nervös. Einen Moment lang sah ich ihn noch durchdringend an, dann drehte ich mich herum und kroch auf Händen und Knien zum Ende des Grabens zurück, so schnell ich konnte.
    Schließlich erreichte ich mein Ziel, richtete mich vorsichtig in eine halb sitzende, halb kniende Position auf und suchte den Himmel nach der Flugscheibe ab.
    Sie war schon weiter entfernt, als ich gehofft hatte, schwenkte aber genau in diesem Moment wieder herum und kam, etwas näher an der Küste, den Weg zurück, den sie genommen hatte. In einem Punkt schien ich mit meiner Vermutung der Wahrheit zumindest nahe gekommen zu sein – die Männer dort oben suchten etwas.
    Nun, ich würde dafür sorgen, dass sie etwas fanden.
    Ich duckte mich wieder, blickte zu der Scheibe empor; presste die Lider zusammen und versuchte, das Bild der Küste vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen; so, wie es die beiden Männer dort oben sehen mussten.
    Es ging, wenn es mir auch unglaubliche Mühe bereitete. Im ersten Moment sah ich nichts als Striche und Linien, hier und da große, dunkle Gebiete ohne konkret festgehaltene Umrisse, aber dann klärte sich das Bild, wurde scharf und farbig und schließlich plastisch. Ich glaubte Kälte unter meinen Füßen zu spüren, ein sanftes Vibrieren, den Zug des Windes, der an meinem Gesicht vorbeistrich – es war, als würde ich durch die Augen eines der beiden Männer dort oben sehen.
    Einen Moment lang konzentrierte ich mich ganz darauf,

Weitere Kostenlose Bücher