Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
und fügte schnell hinzu: »Den Lohn werde ich trotzdem weiterzahlen lassen.«
Er nickte erleichtert und wirkte beinahe gerührt. »Arcenborough wird Ihnen viel zu verdanken haben.«
Die Hoffnung, die er in mich setzte, machte mich ein wenig verlegen. Ich war es nicht gewohnt, Lob zu empfangen. Ich senkte den Kopf und dann fiel mein Blick auf meine rechte Hand, mit der ich den Shoggoten berührt hatte.
Besser gesagt: das, was einmal meine rechte Hand gewesen war!
Jetzt hatte sie sich in eine ebensolche Klaue wie bei Vernon Brewster verwandelt; und auch die gleiche rötliche Aura umgab sie wie ein gestaltloser, glühender Schemen.
Fassungslos starrte ich sie an, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Was ich sah, konnte nicht sein, und doch wusste ich, dass es keine Illusion war. Die Finger waren wie ausgedörrt, so, als wäre keinerlei Fleisch mehr an ihnen, sondern nur trockene, pergamentartige Haut, die sich über die Knochen spannte, und die Fingernägel waren um mindestens das Dreifache länger geworden.
Ich wollte schreien, bekam aber keinen Ton heraus. Erst langsam gewann mein klarer Verstand wieder die Oberhand über die Panik, die sich in mir ausbreitete. Ich konnte die Finger noch normal bewegen und spürte nicht einmal Schmerzen. Trotzdem blieb der Anblick unfassbar.
Jeff hatte nichts von meinem Schrecken bemerkt. Er hatte sich umgedreht und rückte gerade die Tür zur Seite, die der Shoggote aus den Angeln gerissen hatte. Plötzlich brandete Lärm vor dem Haus auf; laute Stimmen und hastige Schritte auf dem groben Pflaster. Hastig griff ich nach einem Taschentuch, wickelte es um die unförmige Klaue, die einmal meine Hand gewesen war, und zwängte sie in die Tasche meines Gehrocks. Dann trat ich ans Fenster und blickte hinunter auf die Straße.
Eine Menschenmenge hatte sich vor dem Hotel versammelt. Es mochte fast die gesamte männliche Bevölkerung des kleinen Ortes sein. Erregt diskutierten die Männer miteinander. Ihre Stimmen drangen nur gedämpft zu mir herauf. Ich konnte nicht verstehen, um was es ging. Lediglich meinen Namen schnappte ich auf.
Um einen Höflichkeitsbesuch handelte es sich bestimmt nicht. Darauf deutete schon das zu einer Schlinge verknotete Seil, das einer der Männer in den Händen hielt. Jemand sah hoch und entdeckte mich hinter dem Fenster. Mit lautem Klirren barst die Scheibe, als er einen Stein zu mir hochschleuderte. Hastig trat ich zur Seite, um nicht von dem Wurfgeschoss oder den niederregnenden Glassplittern verletzt zu werden. Wüste Flüche und Beschimpfungen wurden laut. Die Männer drängten sich in das Gasthaus.
»Verschwinde, Jeff«, stieß ich hervor. »Klettere aus dem Fenster. Ich versuche, die Kerle aufzuhalten. Hol die Polizei. Los, nun lauf schon endlich!« Die letzten Worte schrie ich fast.
Wenn mich nicht alles täuschte, hatte ich es mit einem klassischen Fall von Lynchjustiz zu tun. Ich wusste nicht, was man mir vorwarf, aber die Männer, die ich bereits die Treppe heraufpoltern hörte, würden es mir sicherlich auf rasche Art erklären.
Mit der freundlichen Überzeugungskraft einer Schlinge!
Ich trat auf den Korridor hinaus, die deformierte Hand noch immer in der Rocktasche vergraben. Am Kopfende der Treppe, wo die Männer zu mir heraufschauen mussten, hatte ich einen psychologischen Vorteil. Kampflos würde ich mich nicht ergeben; in erster Linie musste ich Zeit herausschinden. Aber ich würde mit meinen Waffen kämpfen, zumindest solange das möglich war. Worte konnten stärkere Waffen darstellen als rohe Gewalt.
Der entfesselte Mob stürmte die Treppe herauf, doch der Sturmlauf geriet ins Stocken, als die Männer mich erblickten. Einige von ihnen glaubte ich schon bei meiner Ankunft gesehen zu haben.
»Was wollt ihr?«, herrschte ich sie an, bevor sie Gelegenheit hatten, sich auf die neue Situation einzustellen. Einige Augenblicke lang waren sie verwirrt und diese Zeit nutzte ich aus. Ich tastete nach den Gehirnen der Männer, traf auf einen Widerstand und drängte ihn beiseite. Die Anstrengung trieb Schweißperlen auf meine Stirn, aber ich erreichte mein Ziel. Ein Band aus geistiger Kraft entstand zwischen mir und den Menschen. Doch es war schwerer, als ich erwartet hatte.
»Ihr wollt gar nichts hier«, rief ich und beantwortete meine Frage damit selbst. »Ihr werdet nach Hause gehen und alles vergessen!«
Unruhe breitete sich in der Menge aus, aber es war keine menschliche Aufregung mehr in ihrem Gebaren, sondern eine Art von
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