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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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umzusehen. Ich prallte auf den Boden des Stollens, rollte mich ab und kam sofort wieder auf die Beine. Dicht hinter mir folgte Jeff Conroy.
    Es war richtig gewesen, die Plattform so schnell wie möglich zu verlassen; hinter uns erklang ein Laut wie von kochendem Wasser, dann schloss sich die Öffnung in Gedankenschnelle wieder.
    Beim Aufprall war mir die Fackel aus der Hand gefallen. Sie lag einige Schritte neben mir auf dem Boden, aber sie brannte noch. Ich hob sie auf.
    »Was auch immer Sie gemacht haben, es hätte Ihnen ruhig etwas früher einfallen können«, sagte Jeff. »Als wir uns in Bodenhöhe befanden, zum Beispiel.« Sein Lächeln geriet ihm reichlich schief und es lag mehr Freude als Tadel in seiner Stimme.
    Ich achtete kaum auf seine Worte. Noch immer bis aufs Äußerste gespannt, blickte ich mich nach allen Seiten um.
    Wir waren von dem senkrecht nach unten führenden Schacht in eine Abzweigung gesprungen; ein Stollen, der weiter in den Fels hineinführte. Die Wände bestanden aus dunklem, grob behauenem Gestein. Der Fackelschein brach sich an unzähligen Kanten und schuf eine Vielzahl huschender Schatten, die von bizarrem Leben erfüllt schienen. Der durch den senkrechten Schacht hereinwehende Luftzug ließ die Fackel unruhig flattern. Irgendetwas stimmte an diesem Stollen nicht. Es war nicht der Umstand, auf welche Weise wir hierher gelangt waren, nein. Es war der Stollen selbst. Ich spürte ihn wie ein … lebendes Wesen!
    »Möglicherweise können wir an den Schachtwänden wieder hinaufklettern«, drang Jeffs Stimme in meine Gedanken.
    Wir traten dicht an den Abgrund. Der Turm war bereits ein beträchtliches Stück weitergerutscht, sodass wir nur noch schemenhaft das Dach erkennen konnten. Ich fuhr mit der Hand über die Schachtwände – und zog sie rasch wieder zurück. Mit einem Mal wusste ich, was mich an dem Gestein gestört hatte! Aber ich behielt meine Entdeckung für mich. Jeff würde es früher oder später ohnehin bemerken.
    »Viel zu glatt, um daran Halt zu finden«, sagte ich. »Klettern scheidet aus. Ich fürchte, wir werden erkunden müssen, wohin der Stollen führt. Und das möglichst schnell. Unser Entführer wird inzwischen bestimmt gemerkt haben, dass wir seiner Falle entronnen sind.«
    Jeffs Gesicht wurde um eine Spur blasser. »Sie meinen, er wird uns verfolgen?«
    Ich nickte nur, wandte mich um und ging los. Hastig schloss sich der Junge mir an. Der Stollen war so groß, dass wir problemlos aufrecht nebeneinander gehen konnten. Er verlief schnurgerade und in ebener Linie. Zumindest spürte ich kein An- oder Absteigen des Bodens. Die Fackel schuf eine Oase der Helligkeit um uns herum, hinter der eine ungewisse und feindselige Finsternis lauerte.
    »Es gibt keinen einzigen Stützbalken. Wer mag diesen Stollen nur angelegt haben?«, brach Jeff schließlich das Schweigen. »Und wohin führt er?«
    »Es waren jedenfalls keine Menschen«, gab ich zur Antwort und deutete auf die Wände. »Einen so exakt geometrischen Gang vermag niemand zu errichten. Schau dir die Wände ruhig genauer an.«
    Zögernd kam Jeff meinem Rat nach. Er strich mit der Hand über die Wand und zog sie angeekelt wieder zurück. Ein Schauer durchlief ihn. »Sie ist wie mit Glas überzogen«, stellte er mit einem Entsetzen fest, das mir zeigte, dass er erkannt hatte, was ich meinte.
    Ich nickte. »Dieser Stollen ist nicht gebohrt, sondern gebrannt worden. Das Gestein wurde unter irrsinnigen Temperaturen verflüssigt und ist wieder erstarrt.« Ich machte eine Pause, um ihn die Erkenntnis verarbeiten zu lassen. Jeff fragte lieber gar nicht erst, wer so etwas zu erschaffen vermochte.
    Schweigend gingen wir weiter. Nichts änderte sich an unserer monotonen Umgebung. Wir stießen weder auf einen Schacht, der uns in die Oberfläche zurückbringen könnte, noch auf einen Quergang. Es hatte den aberwitzigen Anschein, als bestünde die Welt aus nichts anderem mehr als nur diesem Stollen. Der Gedanke, dass sich in einer gar nicht so großen Entfernung über unseren Köpfen ein Wald mit lebenden, grünen Bäumen und Büschen befand, schien fast unvorstellbar. Es war eine andere Welt, in die wir verschleppt worden waren.
    Eine Welt, die von dem eisigen Odem der Bösartigkeit erfüllt war. Ich konnte normal atmen, die Luft war frisch und unverbraucht wie an der Erdoberfläche, aber es schwang etwas darin mit, das ich mit jedem Atemzug in meine Lungen sog, das sich in meinem Körper festsetzte und auch meinen Geist vergiftete.

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