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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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    Auch wenn er ungleich größer war – mindestens doppelt so dick und mehr als dreimal so lang – erinnerte der Tentakel vage an die Fangarme des Shoggoten Vernon Brewster. Die Haut – sofern man die Oberfläche des Gebildes überhaupt so nennen konnte – bestand aus grünlich schimmernden Schuppen, denen ein Gestank nach Moder und Fäulnis entströmte, der sich schwer auf meine Lungen legte und jeden Atemzug zur Qual werden ließ.
    Ich riss den Stockdegen, den die Besessenen wohl für einen harmlosen Spazierstock gehalten und mir deshalb gelassen hatten, aus der Scheide. Mit zwei Schritten erreichte ich Jeff.
    »Helfen Sie mir! So helfen Sie mir doch!« Die panische Todesangst ließ die Stimme des Jungen überschnappen. Ich riss den Degen hoch und ließ ihn auf den schuppigen Tentakel niedersausen.
    Ebensogut hätte ich mit der zierlich anmutenden Waffe auf einen Amboss schlagen können. Es gab ein metallisches Klirren und einige Funken stoben auf. Der Rückschlag war so hart, dass er mir fast die Waffe aus der Hand geprellt hätte. Ein stechender Schmerz durchzuckte mein Handgelenk bis hinauf in den Unterarm.
    Dem Tentakel hatte der Schlag nichts ausgemacht; selbst der Shoggotenstern im Knauf des Degens blieb wirkungslos. Es war, als hätte das Ding, zu dem der Tentakel gehörte, den Angriff nicht einmal bemerkt. Es schien mich zu ignorieren.
    Ich versuchte es noch einmal. Diesmal setzte ich die Spitze des Degens an der Kante zwischen zwei Schuppen an und stieß mit aller Kraft zu. Der Stahl des Degens verbog sich und rutschte dann wirkungslos ab.
    »Helfen Sie mir!«, brüllte Jeff erneut. Immer noch schlug er um sich und stieß verzweifelte Angstschreie aus. Fast erschien es mir wie Hohn, wie langsam die Bestie ihn zu sich holte; gerade so, als weide sie sich an seiner Panik und meiner Hilflosigkeit.
    Ich steckte den Degen weg und blickte mich gehetzt um. In den wogenden Nebelschleiern war jetzt etwas ungeheuer Großes, Spinnenähnliches zu erkennen und für einen Moment war ich dankbar dafür, dass der Nebel mir den vollständigen Anblick der Kreatur ersparte. Obgleich er alle Geräusche verschluckte und verzerrt wieder ausspie, vernahm ich ein schleimiges Blubbern und das Zerplatzen kleiner Blasen. Dazwischen ertönte ein Schleifen und Knirschen, als würden Knochen zermalmt. Ich wusste, dass es sich um Schuppen handelte. Um die Schuppen eines weiteren Tentakels, der unruhig hin und her peitschte und die Nebelschwaden durcheinander wirbelte. Für Sekundenbruchteile nur sah ich ihn, bevor er wieder von den wabernden grauen Schleiern verschluckt wurde, um einen Augenblick später unglaublich schnell wieder daraus hervorzubrechen.
    Das Knirschen hatte mich gewarnt. Ich warf mich zur Seite. Der Schatten huschte aus dem grauen Vorhang auf mich zu. Zwar konnte er mich nicht mehr packen, aber er berührte mich noch flüchtig an der Schulter und zerfetzte das, was noch von meinem Ärmel übrig geblieben war. Obwohl der Tentakel hart wie Stahl war, fühlte er sich auf meiner nackten Haut feucht und schleimig an. Und unglaublich kalt; so kalt, dass ich es fast schon wieder als Hitze spürte. Unter der Berührung brannte mein Oberarm, als wäre er mit siedendem Öl übergossen worden. In der Woge des Schmerzes nahm ich kaum wahr, dass ich hart auf den Boden prallte und mir das Gesicht blutig schlug. Woher ich die Kraft nahm, mich noch einmal herumzuwälzen, sodass mich ein zweiter Schlag verfehlte, wusste ich nicht.
    Das war nicht mehr ich, der noch handelte, der den längst verlorenen Kampf weiterfocht. Es waren nur noch instinktive Reaktionen meines Unterbewusstseins, das sich mit dem Tod nicht abfinden wollte.
    Ich selbst war dem Geschehen seltsam entrückt, wie in Trance; ein körperloser Geist, der mit der Neugier eines Unbeteiligten die Geschehnisse verfolgte. Da waren ineinander verschlungene Linien in meinem Gehirn; ein Bild stieg aus meiner Erinnerung auf und formte sich vor meinen Augen um. Irgendwann, vor Tausenden von Jahren, wie mir schien, hatte ich es schon einmal gesehen, ohne seinen Sinn zu erfassen. Nun stand er wie mit feurigen Lettern in meinem Geist geschrieben.
    Bredshaw hatte mir auf die einzige ihm mögliche Art etwas mitgeteilt: den Weg, wie die Urzeitkreatur zu bezwingen war.
    Mit den Linien hatte er die innere Beschaffenheit der Bestie angedeutet.
    Wie durch einen Schleier sah ich Jeff Conroy, nicht weiter als einen Yard von dem oktopoiden Körper entfernt. Die Schreie des Jungen waren

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