Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
Helden zu spielen«, richtete er wieder das Wort an mich. »Du hältst dich für unersetzbar und wichtig im Kampf gegen die GROSSEN ALTEN, aber willst du auch blind gegen sie weiterkämpfen? Willst du dich dem allmächtigen Cthulhu mit einem Blindenstock in der Hand entgegenstellen?«
Seine Stimme troff vor Spott und ich konnte es nicht ignorieren. Zu frisch war die Wunde, die er wieder aufriss. Von hilflosem Zorn innerlich zerrissen, biss ich mir die Lippe blutig. Meine Hände krampften sich um die Kante des Sessels, auf dem ich immer noch saß. Ich wollte Necron nicht den Triumph gönnen, mich zu beobachten, während ich mich mit vorgestreckten Armen durch das Zimmer tastete.
»Du wirst zugeben, dass diese Vision nicht besonders überzeugend wirkt«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. »Jemand muss Shudde-Tuur stoppen, aber wenn ich ihn einfach nur vernichte, ist die Gefahr zu groß, dass das SIEGEL verloren geht oder gar zerstört wird.«
»Du redest zuviel«, unterbrach ich ihn grob. »Wann wirst du endlich einsehen, dass ich niemals mit dir zusammenarbeiten werde?«
Necron nahm die Wanderung durch das Zimmer wieder auf, die er kurzzeitig unterbrochen hatte. Ich konnte die Nervosität, die ihn beherrschte, beinahe körperlich spüren.
War es nur die Angst vor Shudde-Tuur? Immerhin musste ihm eine Menge an meinem Wissen liegen, wenn er schon auf die günstige Gelegenheit, mich zu töten, verzichtete. Bitterer Speichel sammelte sich unter meiner Zunge, als ich daran dachte, dass bislang ja noch nicht einmal feststand, ob er wirklich darauf verzichten würde. Aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass allein Shudde-Tuur ihn so nervös machte. Dahinter musste etwas ganz anderes stecken. Etwas, wovon ich auch einen geringen Teil empfand …
Es war eine unheilige Aura, die aus den Wänden selbst zu dringen schien und die ich jetzt deutlicher spürte, da ich erst einmal darauf aufmerksam geworden war. Etwas war an diesem Haus nicht geheuer und ich hatte es instinktiv auf Necrons magische Ausstrahlung zurückgeführt, aber je mehr ich mich darauf konzentrierte, desto deutlicher wurde mir bewusst, dass ich eine Magie wie diese hier noch nie gespürt hatte. Necron stand diesem Phänomen selbst hilflos gegenüber und seine Nervosität musste daher rühren.
»Davon hat auch Shannon mich zu überzeugen versucht, aber ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben«, drang seine Stimme in meine Gedanken. »Aber mir scheint, es gibt einen Weg, dich zu einer Hilfe zu zwingen. Immerhin hast du mir schon das NECRONOMICON ausgehändigt.«
»Shannon«, murmelte ich dumpf. »Wo ist er?«
Necron stieß ein dumpfes Lachen aus. »Was interessiert es dich? Du solltest dich eher um deinen neuen Freund sorgen, diesen Conroy.«
Im gleichen Moment wusste ich, was er vorhatte. Der Alte vom Berge besaß selbst keine Skrupel und keine menschlichen Gefühle, aber er kannte sie und er wusste, wie man sie geschickt ausspielte. Er wusste, dass es meine schwache Seite war, und ich wusste es auch, weshalb ich mich bemühte, den Kreis der Leute, die mir etwas bedeuteten, möglichst gering zu halten. Aber manchmal war es unvermeidlich, mit anderen Menschen in näheren Kontakt zu treten, und bei Jeff Conroy war es der Fall gewesen.
»Du … Bestie!«, stieß ich hervor und sprang auf. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und öffneten sich wieder. »Der Junge hat mit all dem nichts zu tun.«
»Mir scheint, dass er bereits sehr viel damit zu tun hat«, antwortete Necron ungerührt. »Aber er weiß zu wenig, als dass ich mich damit zufrieden geben könnte.« Seine Stimme wurde schärfer. »Sag mir endlich, wie ich das SIEGEL finden kann, und ich werde dem Jungen kein Haar krümmen.«
»Das werden Sie auch so nicht«, hörte ich Jeffs Stimme hinter mir. Im nächsten Moment brach die Hölle los!
»Jeff!«, schrie ich und taumelte hilflos einige Schritte in die Richtung, aus der ich seine Stimme gehört hatte. Etwas stand mir im Weg und brachte mich aus dem Gleichgewicht. Meine Hände strichen über lederbezogenes Polster. Instinktiv gelang es mir, sie schützend vorzustrecken und meinen Sturz einigermaßen abzufangen.
Es ging schlechter, als ich erwartet hatte. Normalerweise kann man sehen, wie der Boden näher kommt, und das Unterbewusstsein steuert dabei die Reaktion des Körpers. Diesmal war es ein Sturz ins Ungewisse.
Ich konnte nicht einmal mehr oben und unten unterscheiden. Alles schien sich zu drehen. Der Aufprall kam viel
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